Mein ist dein Herz
zu entnehmen ...
Mir ist das aber so was von egal.
Ihre gerade Haltung wirkt wie aufgesetzt. Die übertrieben grazilen Handbewegungen schauen lächerlich aus. Die Haare zu stark auftoupiert, ihre Lippen zu künstlich aufgeplustert.
Heftig man, aber war sie immer schon so hässlich?
Hilfe!
Der fehlen nur ein paar Blutspritzer da, die Schatten unter den Augen hier und ein Arzthelferkittel, um sich unbekannt unter die Krankenschwestern aus Silent Hill zu mischen.
Sollte ich früher einst eine Tussi-schöner-mach-Brille getragen haben, so ist diese nun eindeutig runtergepurzelt.
Oder doch nicht? Vielleicht war Conni alias Constanze immer schon so hässlich, nur habe ich sie niemals eingehender angeschaut? Eine mögliche Erklärung, die ich auf der Stelle an anderen ›Objekten‹ überprüfen muss.
Als wäre irgendwo ein Brand ausgebrochen, kehre ich dem blonden Gruselmonster den Rücken zu, zücke mein Handy und begebe mich nach draußen. Frische Luft wird mir sicherlich gut tun.
Hier angekommen stelle ich missbilligend fest, dass ich mich auf das ›frische‹ zu früh gefreut habe, weil hier zwei meiner Kollegen herzlich plauschen und dabei mit ihrem Zigarettenrauch die ganze Luft verpesten. Nun gut, solange sie mich nicht direkt mit dem Scheiß anpusten, will ich tolerant bleiben.
Also schenke ich ihnen ein Lächeln und starre sogleich mein Handy an, öffne die Facebook-App, dann meine Freundesliste und besuche ein Weiberprofil nach dem anderen. Alles Mädels, die mir wenige Wochen zuvor reizvoll vorkamen.
Fazit nach dem zehnten aufgerufenen Profilbild?
Janessa ist eine Hexe!
Eine verdammt mächtige und herzlose dazu.
Na gut! Sie ist eher eine zauberhafte Fee oder Nymphe. Und selbst das ›herzlose‹ muss ich revidieren. Aber mein neues ›Ich‹ macht mir echt Angst!
War ich früher einfach dermaßen blind wegen meiner ›Geilheit‹ oder schlicht und ergreifend zu oberflächlich, um das Offensichtliche zu sehen? Nicht eine von ihnen hat Wärme in sich. Diese Mädels sind vielleicht schön anzusehen, allerdings scheint nahezu bei jeder die Seele hinter ihrer schmucken Schale zu fehlen.
Plötzlich vibriert mein Handy, sodass ich es nahezu fallen lasse.
Mit zittrigen Fingern entsperre ich es, lehne mich der Aufregung wegen an die Hauswand hinter mir und widme mich dem Nachrichteneingang von einer mir unbekannten Nummer.
‹ K EINE N UMMER ›
Hi Sean! Wie geht es dir?
Grübelnd lege ich die Stirn in Falten.
Re: ‹ K EINE N UMMER ›
Hi unbekannt! Mir geht es gut, besser wäre es, ich wüsste, wer mir schreibt.
Keine Minute später kommt eine Antwort eingetrudelt. Der Bildschirm hat es nicht Mal geschafft, in den Ruhemodus zu gehen.
‹ K EINE N UMMER ›
Unbekannt? Sorry, wenn ich dich von irgendwas abgehalten habe, aber ich musste einfach nachfragen, wie es dir geht ...
Kann mir jemand verdenken, dass ich nun noch blöder dreinschaue? Hoffentlich nicht, weil es gerade gar nicht anders geht.
Re: ‹ K EINE N UMMER ›
Das ist ja niemals verkehrt, sich nach dem Befinden eines anderen zu erkundigen, nur wäre es vielleicht sinnvoller auch den Namen darunter zu setzen.
So zum Beispiel ---> LG Sean
Diesmal dauert es länger, bis der Blink-Feed aufleuchtet und eine weitere Nachricht mein Display aufleuchten lässt.
‹ K EINE N UMMER ›
Ich dachte eigentlich, dass du meine Nummer abgespeichert hast. Aber hoffen allein bringt einen bekanntlich nicht weit. Du hast anscheinend Besseres zu tun und ich will dich wie bereits geschrieben auch überhaupt nicht aufhalten. Nur schnell nachfragen, ob du noch unter den Lebenden weilst.
Sorry, wenn ich dich genervt habe. Machs gut, Jane.
Was zum ...?
Einer üblen Vorahnung folgend rufe ich mir zunächst die Details zur Nachricht ab und lasse meinen Blick über die Nummer gleiten. Gleich darauf gehe ich in meine Kontaktliste, suche Jane heraus und klatsche mir mit der flachen Hand auf die Stirn.
Ich Vollpfosten habe ihre Nummer tatsächlich falsch abgeschrieben und das bedeutet wiederum, dass meine Nachricht niemals den richtigen Empfänger erreichte.
Was sie sich wohl den Abend und Tag über gedacht hat?
Na was schon? Dass ich sie benutzt habe. Und anstelle sofort nachzusehen, tausche ich hier solche ›Nettigkeiten‹ mit ihr aus.
Wilder, du IDIOT!
Den einen blöden Fehler korrigiere ich auf der Stelle aus, indem ich die neue Nummer abspeichere und die alte lösche, wie ich den anderen aus der Welt schaffen kann, weiß ich noch nicht, denke
Weitere Kostenlose Bücher