Mein ist dein Herz
die Vergeltung für meine verschmähten Ex-Geliebten bringt?
Ich rate ja immer noch, was es ist ... nur schwebt bereits Verzweiflung mit. Weil eins so sicher, wie der Himmel blau ist: Ich bin vernarrt in dieses Weib!
Nachdem ich mich am Dienstagabend von ihr verabschiedet und ihr hinterhergewunken habe, fing der ganze Hokuspokus erst richtig an. Konzentration: ausgeschlossen. Leere in Bauch, Herz und Kopf: beständig.
Am liebsten wäre ich Jane hierher geeilt und hätte dabei jene Nervosität ruhiggestellt, die mich bei dem bloßen Gedanken befällt, dass sie dort absolut auf sich allein gestellt ist. Diesen Wunsch enttarne ich aber als eine Trotzhaltung.
Als der Mittag des Mittwochs anbricht, die von mir erwartete Antwort auf meine ausgesandte Nachricht allerdings ausbleibt, wird mir zum ersten Mal klar, wie nervös ich überhaupt werden kann.
Ohne Scheiß! Selbst das Ankauen meiner Fingernägel bleibt nicht aus.
Bei jeder sich mir bietenden Gelegenheit gucke ich mein Handy an, überprüfe Akku und Empfang und gerate mehrmals in Versuchung es irgendwie zu benutzen. Ob ich es allerdings dafür einsetzen sollte, um Jane eine weitere Nachricht zu schreiben oder das verstummte Mistding einfach an die Wand klatschen soll, liegt noch immer auf der Entscheidungswaage.
Eine Funkstille zwischen mir und einer Frau hat mir niemals zuvor so viel ausgemacht, wie es jetzt der Fall ist. Und genau hier nimmt mein eigentliches Problem seinen Ursprung: Diesmal ist einfach alles anders. Mein Befinden, der freiwillige Verzicht auf sämtliche Freiheiten und diese unbändige Sehnsucht nach ihr, ihrem schüchternen Lächeln und der von ihr ausgestrahlten Wärme, fällt aus der Norm. Schlussendlich mache ich mir einfach ernsthafte Sorgen um sie.
Obwohl mein Kopf zwischen Motorhaube und dem zerlegten Herzstück eines älteren Mercedes C Klasse steckt, befinde ich mich mental in dem weitentfernten Kaufbeuren. Beziehungsweise womöglich sogar in dem noch weiter entfernten Memmingen, wenn Jane derzeit in der Arbeit ist. Und nachdem ich mit ziemlicher Sicherheit sagen kann, dass mir das Herauslesen des fiesen Fehlers, der das ganze Steuersystem des Autos durcheinanderbringt, gänzlich missglückt, drehe ich meinem ›Patienten‹ den Rücken zu.
Weil unser Autohaus sein Augenmerk auf gepflegte Schlitten gelegt hat und ich der einzige Mechatroniker bin, der die technischen Wehwehchen versorgen kann, welche ausschließlich wir im Umfeld von einhundert Kilometern beseitigen können, genieße ich so etwas wie einen Sonderstatus. Sollte ich also die Prüfungen erfolgreich ablegen, habe ich bereits jetzt die Übernahmegarantie in der Tasche.
Aufstiegsmöglichkeiten nicht ausgeschlossen.
Überhaupt ›schiebe ich hier eine ruhige Kugel‹, wie mein Ausbilder immer zu sagen pflegt. Kaffeepausen, en masse. Eine Rabattkarte auf den Einkauf in unserem Autohaus. Und hey ... die Frauen hier, sind alle entweder von Natur aus zum Anbeißen, oder eben durch geschickte Chirurgenhand aufgehübscht. Was will Man(n) also mehr?
Apropos Frauen ... da kommt gerade unsere jüngste Büromietze.
Platinblond, blaue Augen, Wimpern, die sich nahezu in den Augenbrauen verfangen und Lippen, die immerzu ein gestelltes Schmollen zur Schau tragen. Zu dem Paket gehören außerdem kleine, aber bereits einmal aufgepumpte Brüste, eine Taille, die sich mit beiden Händen umfassen lässt und ein dermaßen flacher Hintern, dass man vergeblich nach einem Unterschied zwischen hinten und vorne sucht. Darf ich vorstellen? Die ab-und-zu-würde-ich-dich-schon-über-den-Tisch-rutschen-sehen-Conni!
Wie oft habe ich sie schon angeflirtet, und einen Korb kassiert, nur weil Madame denkt, dass sie etwas Besseres ist und deswegen auch etwas Entsprechendes verdient. Ich glaube, mindestens genauso oft, wie ich ihrem lasziven Hüftschwung ein »Meinetwegen kannst du weiterhin für die alten Säcke die Beine breitmachen« hinterherschickte.
Aber das gehört sozusagen zu meinem primitivsten Instinkt, vermeintlich schöne Mädchen anzumachen. Diesen kann man, wenn man denn will, mit dem Drang sich zu erleichtern vergleichen.
Jetzt kommt aber die große Überraschung: Selbst dieser bleibt heute aus.
Wie versteinert stehe ich da, verfolge sie mit gebanntem Blick und kann es kaum glauben.
NICHTS!
Da ist nicht die geringste Regung da.
Sie geht zum Kaffeeautomaten, wirft Geld ein und tippt mit einer ihrer Gelschaufeln über das Bedienfeld die Auswahl ein, bückt sich, um das Wechselgeld
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