Mein ist dein Herz
ihr nun gebracht? Was hat es uns gebracht? Außer, dass ich ihr für ihre ›Blauäugigkeit‹ die Lippen blutig und für das aufgebrachte Mitleid den Hintern weichklopfen will, sehe ich mein Vertrauen in sie, mit den Füßen getreten. Und auch wenn ich ihr spätestens morgen verziehen habe, wirft es einen Schatten auf die gesamte Beziehung. Es war schließlich keine Sache von einer Woche, oder zwei.
Nein!
So wie es aussieht, hat sie sich das ganze halbe Jahr über, hinter meinem Rücken, mit diesem Bluthund getroffen.
Schlimm ist auch das Eingeständnis, dass ich das schon längst gewusst, es allerdings nicht wahrhaben wollte. Wie oft bekam ich ihre innere Zerrissenheit zu Gesicht? Wie oft fühlte ich mich als der letzte Anker für sie, hörte ihr wehleidiges Stöhnen in der Nacht und hinterfragte den Sinn ihrer Sätze, die für eine Frau absolut atypisch sind?
»Nur bei dir kann ich vergessen!« oder »Deine Nähe verleiht der Zeit Flügel ...«
Ich Dummkopf, sah das stets als ein Kompliment an, ohne ›zwischen den Zeilen‹ zu lesen.
Nun sitzt sie neben mir, zitternd, mit einem endgültig betrübten Blick, dem im Übrigen so oder so immer ein Hauch Traurigkeit anhaftet, und kaut auf ihrer Lippe herum. Eine Frau, der die Liebe ihre Gunst verwehrt hat und auch weiterhin einen Bogen um sie macht, solange dieser egoistische Hornochse von Kerl da ist. Er verbiegt sie, weil ihm der Umgang mit ihrem wahren ›Ich‹, der starken, unabhängigen, kreativen und erfolgreichen Jane nicht geheuer ist. Aber ein Arschloch wäre wohl seines Titels unwürdig, sollte er ein Mädchen einfach gehen lassen, welche für ihn eine Nummer zu hoch ist! Dies würde demnach bedeuten, dass ER versagt hat. Also denkt Tyler Dearing, dass er kein Versager ist, sondern ein Gewinner, der immer das bekommt, was er will. Zumindest laut meiner Theorie!
Spekulation hin, Hypothese her ... dieser Typ fickt ihren Verstand, wenn er schon an den Körper nicht ran kann und das ist kein Umstand, den ich zu akzeptieren gedenke. Ob es sinnvoll, mein gutes Recht oder aber das einzig richtige wäre, wenn ich jetzt einen Schlussstrich unter unsere Beziehung ziehe, ist mir herzlich egal. Glücklich bin ich erst dann, wenn sie glücklich ist und mit diesem Molch, der regelmäßig für eine schwere Kopfgeburt bei dieser Frau sorgt, blüht ihr alles andere, nur kein Freudenbecher!
Obwohl ich mein »Fahr rechts ran ...« beinahe flüstere, fährt Jane zusammen. Ihre Augen glänzen feucht, als sie mich mit einem kurzen Seitenblick bedenkt und die Hand auf dem Schaltknüppel zieht sich immer wieder zurück, sobald ich mich bewege.
»Hier?«, will sie wissen, auf einen kleinen Rastplatz deutend.
Erst jetzt fällt mir überhaupt auf, dass dies der nahegelegene Sportplatz ist und uns folglich lediglich fünf Kilometer bis zum Haus meiner Eltern trennen.
»Ja hier!«
»Ich will aber nicht, dass du den Rest der Strecke zu Fuß gehst. Lass dich doch bitte wenigstens bis zur Bushalte...«
»Halt einfach an«, unterbreche ich sie unvermindert reserviert und hoffe, dass mir der nunmehr aufgesetzte Ernst lang genug erhalten bleibt. Sie braucht diese Lektion, egal wie hart es für mich ist, hierbei den Lehrer zu geben.
»Sean bitte!!!«, fleht sie erneut, hält aber meinem Wunsch entsprechend an.
Ich wende ihr sogleich meinen Oberkörper zu und lehne meinen Rücken gegen die Autotür.
»Worum bittest du mich, Jane? Soll ich deine Tat einfach so runter schlucken und so tun, als ob nichts wäre?«
»Nein ... natürlich nicht ...«
»Was dann?«
»Ich ... Wir ... Du ...«
»Genau, Darling! I CH weiß nun, dass DU unser WIR durch deinen Leichtsinn in die Luft gejagt hast. Soll ich Beifall klatschen?« Um dem Sarkasmus mehr Wirkung zu verliehen, klatsche ich tatsächlich in die Hände und pfeife auch noch dabei. »Bravo, Liebling! Jetzt wissen wir, dass unsere Beziehung lichterloh brennen kann! Alles dank dir!«
»Es tut mir leid ...«, schluchzt sie und dreht ihr Gesicht von mir weg. Die Tränen in ihren Augen fühlen sich wie ein Tritt in meine Magengegend an, ich ermahne mich allerdings, dass es zu früh wäre.
»Was denn alles?«, hake ich deswegen nach. »Deine Untreue, dass ich davon erfahren habe oder doch die Tatsache, dass du deine Sorgen stillschweigend in dich gefressen hast, anstatt sie mit mir zu teilen?«
Schweigen.
»W AS, J ANE?«
Kopfschütteln, Schluchzen, Schweigen.
»Sag Mal, wie wolltest du eigentlich damit umgehen? Weiter im Dreieck
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