Mein ist dein Herz
aus dem Sinn‹ funktioniert tatsächlich! Bei mir, zumindest so lange, bis eine gewisse Frau Neumann in mein Zimmer geplatzt ist - sie hat sich beim ersten Mal als MEINE mir zugeteilte Psychologin vorgestellt - und mit ihren bohrenden Fragen meine Seele vergewaltigt hat.
Fazit: Sarkasmus und Ironie sollte man stecken lassen, wenn man ein Krankenhaus mit einer ... - nun wie auch immer meine Diagnose lauten sollte - verlassen will.
Meine Antwort auf ihre »Wie gedenken sie ihr vertrautes Leben an die neuen Umstände anzupassen?« Frage, hat ihr offensichtlich nicht gefallen. Wer hätte auch gedacht, dass ein Witz in Form von: »Ich bestelle mir einfach was Maßgeschneidertes. Ein Anzug hängt bereits im Schrank, also wird es diesmal wohl ein Sarg werden!« dermaßen schlecht ankommen kann?
Das fehlende Bedürfnis, meine Eltern über den Verbleib ihrer Tochter in Kenntnis zu setzen, trägt ebenfalls nicht gerade zur Erfüllung meines Wunsches bei, dieser weißen, sterilen Hölle zu entkommen. Und so liege ich mal auf der rechten Seite, mal auf der linken, meistens aber auf dem Rücken und starre ins Nirgendwo.
Dass Tyler sich mit mir gestritten hat, sehe ich als einen Segen an. Es wäre viel schlimmer, wenn er andauernd herkommen und mir auf die Nerven gehen würde. Sein mangelndes Verständnis dafür, dass ich ein paar Sachen von Zuhause brauche, sehe ich als eine weitere, gerechte Strafe an. Er ging nämlich mit den Worten: »Lass dich doch von deinem Ficker bedienen!« und schmetterte mir eine Sekunde zuvor den Zweitschlüssel zu meiner Wohnung samt dem einst ihm geschenkten Anhänger ins Gesicht.
Kein Umgang, den eine Frau geduldet hätte, die auch nur einen Funken Stolz besitzt, also ein Grund mehr, um sich darüber zu freuen, dass meine Eitelkeit auf andere Sachen gerichtet ist und mein Lebensmotto »Ich schaffe es selbst!« lautet.
Dies auf den Lippen verließ ich mit sechzehn die Schule, mit achtzehn mein Elternhaus, mehrere Arbeitsstellen und nun Se...
Haaaaaaalt! , ermahnt mich mein Verstand. Nicht dieser Name! Denk ja nicht daran!!!
Leichter gesagt, als getan! Seit Tagen kämpfe ich schon gegen das Bedürfnis an, mich klammheimlich aus dem Staub zu machen und nach Isny zu fahren. Ich wäre mir nicht einmal zu schade, vor ihm auf die Knie zu fallen und ihn darum anzuflehen, mich zurückzunehmen. Was mich aber im Endeffekt zurückhält, ist auch gleichzeitig der Grund dafür, warum ich eher einen Frosch verschlucken würde, als meine Mutter anzurufen. Wie wird ER damit umgehen? Obwohl ich auf die ausführliche Kenntnisnahme verzichte, steht fest, dass das Unheil unserer ganzen Familie mich viel schneller aufgesucht hat ...
Das bereits viel zu vertraute Klopfgeräusch reißt mich gnädigerweise aus meinen Gedanken. Ich denke natürlich nicht einmal im Traum daran, den Ankömmling zu begrüßen - wird wohl so oder so irgendeine Krankenschwester sein - und ziehe mir stattdessen das dünne Lacken, mit dem ich mich zudecke, über den Kopf. Soll er oder sie doch denken, dass ich gerade schlafe.
Ich höre, wie meine Krankenakte aus dem Fach gezogen wird, und wundere mich nur, dass der typische Klick vom Kugelschreiber fehlt. Ebenso, wie das unverzügliche Kritzeln von irgendeiner Notiz.
Als dann auch noch ein Stuhl herangezogen wird, kämpfe ich tatsächlich gegen meine Neugierde an, die mich dazu drängt, die Decke zurückzuschlagen. Ein tiefer Seufzer besiegelt schlussendlich meine Kapitulation. Der Überzug landet in meinem Schoß, während mein Blick in einem schier überwältigend schönen Augenpaar strandet. Sean Wildmanns grünblauen Iriden, die zu gleichen Maßen Sorge ausdrücken, wie Zorn.
»W ... was ...«
»Was ich hier mache?«, fragt er meiner statt. »Ich weiß es nicht ... sag du mir, ob ich eher den Plan für einen Mord an meiner Herzensdame schmiede oder aber den austüftele, wie ich sie am besten züchtigen soll.«
Mir bleibt die Spucke weg, ein Kloß bildet sich in meinem Hals, den ich trotz Anstrengung einfach nicht hinunter bekomme.
Stummes Kopfschütteln. Zu mehr bin ich nicht imstande.
»Sean ... ich ...«
»Hast du eine Abtreibung gemacht, Jane?«, fragt er so direkt und in so einem kühlen Tonfall, dass ich vor ihm zurückschrecke. Tränen schießen mir in die Augen und verschleiern auf der Stelle meinen Blick. Dieser Vorwurf verwandelt sich in einen ›Dieb‹, der mich gleich um mehrere Herzschläge bestiehlt.
Wie kann er so etwas auch nur denken? Ich und eine
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