Mein ist dein Herz
springen? Mit ihm Schluss machen? Oder doch mit mir?« Und schon gehört mir ihre Aufmerksamkeit, samt Entsetzen und auf mich gerichteten Blick! »H A ! Wie blöd ich doch bin, das wolltest du heute Mittag machen ... Nicht wahr? Du wolltest es mir beichten und mich verlassen!!! Nun Schatz! Sage ich dir nicht immer, pass auf, was du dir herbeisehnst? Gedacht, gesagt, getan. Wunsch erfüllt! Ciao Bella ...«
Meine Hand legt sich im selben Moment an den Türgriff, wie ihre beide sich um meinen Arm schlingen. Sie bleibt stumm und zeitgleich schreit ihre Verzweiflung mittels der völlig aufgelösten Haltung. Obgleich sie nichts mehr, als ihre Tränen verachtet - zumindest wenn jemand dabei ist - perlen diese auf ihren Wangen, während sie den Kopf schüttelt.
»Lass los!«, fordere ich.
»Nein«, antwortet sie. Ich will mich gerade zurücklehnen, drehe mich halb um, als sie erneut zusammenzuckt, die Lider aufeinander presst und sich duckt. Fast so als hätte sie ...
Oh F ...k! Nicht fast so ... sie hat einen Schlag erwartet.
Kann das sein? Hat dieser Arsch sie auch noch geschlagen?
»Sag mir die Wahrheit«, bitte ich in einem weitaus sanfteren Tonfall. Offensichtlich kein Grund für Miss Bears, um sich zu regen. »Hättest du es mir gesagt?«
Nicken.
»Etwas daran geändert?«
Nicken.
»Wolltest du mich heute verlassen?«
Obwohl es schmerzt, bin ich dankbar für ihre Ehrlichkeit, als sie nickt.
»Kannst du mir sagen, warum ich den Kürzeren gezogen habe?«
»Du bist der Stärkere von euch beiden und hättest es eher verkraftet!«, erklärt sie nach einem tiefen Seufzer mit belegter Stimme.
Oh, Honey! Wenn du nur wüsstest, wie sehr du dich doch täuschst! Ihm ist es egal, während mein Herz in dieselbe Anzahl von Scherben zersprungen ist, wie es Sterne gibt.
»Dann wäre es doch besser, wenn ich jetzt gehe ...«
»Nein, bitte ... Bitte, geh nicht ...« Ihr Protest ist ebenso leise, wie er laut ist. Überhaupt spielt bei ihr alles zusammen. Körpersprache, Emotionen und Wortwahl. Man muss nur das Gesamtbild im Auge behalten, um hinter ihre Fassade zu blicken. »Ich brauche dich.«
»Klingt nicht gerade überzeugend, wenn ich ehrlich bin!«
»Du hast recht ...«, gibt sie sogleich zu und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. Es ist wahrlich eine totale Kehrtwendung, die sie vollführt. Die Mimik wird reglos, der Tonfall kühl. »Deine Reaktion ist berechtigt und der Wunsch, so schnell wie möglich von mir fortzugehen, verständlich.«
Sie startet den Motor, driftet über den kleinen Parkplatz und hält wenige Minuten später an der Bushaltestelle. Ich bin dermaßen überrascht und fassungslos, dass es mir nicht nur die Sprache verschlagen hat. Man kann es auch so ausdrücken, dass meine Gedanken verstummt sind.
Mir bleibt im Endeffekt nichts anderes übrig, als die Wagentür zu öffnen und auszusteigen.
»Sean?«, ruft sie mir nach.
»Ja?«
»Danke ... Für alles, was du mir gegeben hast!«
Am liebsten würde ich sie an den Schultern packen und kräftig durchschütteln. Ihr sagen, dass ich niemals für möglich hielt, dass sie - eine waschechte Kämpferin - so leicht klein beigeben kann. Sie irgendwie aufhalten ... Allerdings gibt es nur eines, was in der Situation angemessen und eines echten Mannes würdig scheint: Ich räume das Feld.
»Es war lediglich ein Stück meiner Seele, die ich dir geschenkt habe und da du sie offensichtlich für Luft hältst, gibt es nichts, wofür du dich bedanken müsstest!«
W ie ich den Rest des Wochenendes, und die darauffolgende Woche überstanden habe, weiß ich selbst nicht. Diese Zeit liegt rein gefühlsmäßig im kalten Nebel meiner Einsamkeit. Ohne Jane, unsere Gespräche, ihre SMS und die Gewissheit, dass der nächste Freitag kommt und sie mit ihm, konnte ich nichts mehr finden, was meine Laune hätte anheben können.
Mittlerweile frage ich mich, wie mein Leben vor J ANE ausgesehen hat. Gab es etwas, das diesem hohen Titel entsprach? Sie werden wohl lachen, obwohl es eher zum Weinen ist, allerdings erkenne ich, dass ich mein Leben vergeudet habe.
»Hey Wilder! Du schaust aus, wie zehn Tage Sauwetter ...«, reißt mich Brandon aus meinen Gedanken. Er ist ein stämmiger, kleiner Blondschopf, der bereits seit vier Jahren beim Bund ist und vor kurzem sogar einen Achtjahresvertrag unterschreiben durfte. Mit anderen Worten, ein Berufssoldat! Wir kannten uns früher kaum, obwohl wir direkte Nachbarn sind, kamen aber durch ›Jane‹ auf den Geschmack einer
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