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Mein ist dein Herz

Mein ist dein Herz

Titel: Mein ist dein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Adam
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Ausprägung dieser Marotte, sie verweigert die Einsicht, dass sie etwas fühlt, komplett. Natürlich straft sie in aller erster Linie sich selbst damit, wie viel ihr schlussendlich dadurch entgeht, vermag keiner genau zu sagen. Ich weiß nur, dass ich keinen Tag in ihrer Haut verbringen könnte.
    »Wie wäre es, wenn wir einen kleinen Spaziergang unternehmen?«
    Ihr verblüffter Blick spricht Bänder und bringt mich zum Lachen.
    »Was? Jetzt? Mitten in der Nacht?«, fragt sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Ich zucke mit den Schultern, hauche ihr einen Kuss auf die Spitze ihrer zuckersüßen Stupsnase und nicke. »Man ist schließlich nur ein Mal jung und für eine begrenzte Zeit dumm oder romantisch genug, um so etwas zu machen.«
    »Sterne, du, eine lauwarme Sommernacht ... Du hast recht! Was will ich mehr? Lass uns dumm oder romantisch sein!«

    A uf einer Thermodecke, die ich aus dem üppigen Campingarsenal unseres Schuppens entwendet habe, einer Obstschale, welche Nancy freundlicherweise für uns zurechtgeschnitten hat, nachdem Jane ihr Kommen angekündigt hat, sitzen wir auf einer Wiese und betrachten den schönen Sternenhimmel über uns.
    »Erzähl mir mal, wie du zu deiner Ausbildung gekommen bist ...«, bitte ich, verlege den Blick vom Firmament auf ihr Gesicht, und streiche ihr eine Haarsträhne aus der nun gekräuselten Stirn.
    »Hmm! Das ist eine gute Frage ...«, bedenkt sie. »Sagen wir einfach mal, ich hatte wie immer Glück im Unglück! Als feststand, dass ich mit meinem angestrebten Beruf rein gar nichts verdienen würde, schaute ich mich nach etwas anderem um und geriet auf diese Weise an meinen ehemaligen Chef.«
    »Was war das für ein Beruf?«
    »Künstlerin.«
    »Was für eine Art von Kunst?«
    »Ich hatte mich noch nicht entschieden gehabt. Klar war nur, dass es etwas mit dem Handwerk an sich zu tun haben sollte.«
    »Dann bitte ich dich darum, zu definieren, was du mit deinem ›rein gar nichts verdienen‹ gemeint hast.«
    Sie macht ein nachdenkliches Gesicht, beißt sich auf die Lippe und nestelt nervös an den Fransen der Decke herum, in die ich sie gehüllt habe.
    »In dem Fall, dass ich eines Tages ein Haus kaufen will, hätte jeder Bankier meinen Verdienst als nahezu lächerlich mickrig eingestuft. Es würde nicht eine Bank geben, die mir einen Kredit gewährt hätte.«
    »Darf ich wissen, warum deine Zukunft keinen Mann vorsieht, der mit seinem Gehalt ebenfalls für ein Haus einstehen könnte, wenn du schon diese Knechtschaft überhaupt anstrebst?«
    Janes Augen werden unruhig, die ganze Haltung zeugt von dem Unbehagen, welches meine Frage bei ihr ausgelöst hat. So ungern ich das auch tue, gehören ihre Grenzen dennoch ausgelotet. Es ist meiner Meinung nach eine prioritäre Aufgabe auf dem Weg zu einer gesunden Beziehung ...
    »Die Zukunft ist und bleibt ungewiss und ich bin nichts anderes gewohnt, außer mich immer nur auf die eigenen Kräfte zu verlassen.«
    »Aha.« Interessant! »Bereust du es nicht manchmal, dass du allein des Geldes wegen einen Traum aufgegeben hast?«, hake ich vorsichtig nach.
    »Ab und zu ...«
    Dies verließ dermaßen leise ihre Lippen, dass ich nicht so recht weiß, wie ich das einordnen soll. Ist das jetzt gut oder nicht?
    Im Allgemeinen finde ich es unglaublich, wie schlecht ich von ihrem Gesicht ablesen kann.
    »Zu dem Zeitpunkt erschien mir diese Entscheidung als die einzig richtige.«
    »Würdest du es nun anders machen, wenn du die Möglichkeit hättest?«
    »Definitiv! Es gibt da einige Sachen, die ich in eine andere Richtung ausgebaut hätte.«
    »Zähle ich dazu?«
    Ohne zweimal nachzudenken, nickt sie.
    Erneut weiß ich nicht, ob ich nun beleidigt sein soll oder ob es wie ein Kompliment gewertet werden kann.
    »Ich wäre dir in dem Fall viel eher über den Weg gelaufen. Mit sechzehn oder siebzehn vielleicht ...«
    Puh!
    Da fällt einem wirklich ein Stein vom Herzen.
    »... allerdings glaube ich nicht, dass du mich auch damals gemocht hättest. Ich war ganz anders, als jetzt und sah dementsprechend auch gaaaaaaaanz anders aus.« Das ›ganz‹ wird von ihr selbstverständlich übertrieben stark betont. Ich sehe ihre Komplexe förmlich vor mir. Beziehungsweise ihren Ursprung.
    Unverständlich!
    Ein völlig unpassendes Gefühl, wenn man mich fragt! Ihre Kinderfotos sind mir schließlich nicht gerade unbekannt und mir hat sie bisher in jeder Form gefallen. Die etwas rundlichere Jane sogar einen Tick besser, als die jetzige, bei der ich manchmal Angst

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