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Mein ist der Tod

Mein ist der Tod

Titel: Mein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Heidenreich
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sagen?
    Dass du recht hast mit deinem Geständnis, ich bin ein Mörder und du bist ein Mörder und unser Vater schmort in der Hölle, wenn es eine Gerechtigkeit gibt.
    Der Ältere starrte seinen Bruder an. Dann stieß er hervor: Du gehörst in die Klapsmühle!, drehte sich um, verließ den Salon, zog die Tür hinter sich zu.
    Helmut Paintner presste seine gefalteten Hände gegen seinen geschlossenen Mund. Die Fingerknöchel waren weiß, und aus dem alten Mann drang ein dumpfes Stöhnen, das er erfolglos zu unterdrücken versuchte.

    Die Papierbahn löste sich von den Halterungshaken am Fenstergiebel und rauschte in Wellen zu Boden. Swoboda stieg die Leiter hinunter. Er brauchte länger für die viereinhalb Meter als sonst, er war müde und hatte Angst, die Sprossen zu verfehlen. Auf halber Höhe klingelte sein Telefon. Er hielt sich mit beiden Händen an den Holmen fest und ließ es klingeln. Dann kletterte er weiter nach unten. Um diese Zeit konnte nur Martina anrufen, vielleicht beanspruchte jetzt auch Michaela Bossi, jederzeit anrufen zu können. Er sah auf dem Display die Nummer von Wilfried Herking und hörte dessen Botschaft auf der Mailbox ab.
    Eine halbe Stunde später stand er unter dem flackernden Licht der Straßenlaterne und klingelte an Herkings Haustür, wurde eingelassen und raunzte den Journalisten sofort an:
    Du hast ja wohl wirklich nicht mehr alle fünf Sinne beisammen!
    Herking zog ihn in den Flur, trat an ihm vorbei in die offene Tür, blickte sichernd nach beiden Seiten die Bebelstraße entlang, kam zurück und schloss die Tür. Er hängte die Sperrkette ein.
    Kurz darauf war Swoboda davon unterrichtet, wie der Journalist den Mörder vor dem Haus getroffen und die DVD in seinen Computer gesteckt hatte. Erfolglos, denn mit dem italienischen Satz, den der Kapuzenmörder ihm nach dem üblichen Opening zuraunte und in brennender Schrift vorführte, konnte er nichts anfangen.
    Er startete die DVD.
    Die bluttriefende Parole Mein ist der Tod vor einem schwarzen Gewitterhimmel verblich, die dunkel dröhnende Musik schwoll an und riss ab. Der Hintergrund veränderte sich in ein tiefes, bräunliches Violett, aus dem die Gestalt in einem schwarzen Kapuzenumhang wuchs, das Gesicht blieb unkenntlich im Schatten. Der gesichtslose Mönch zog wieder den armdicken, geschuppten Schwanz hinter dem Rücken hervor und wickelte ihn sich drei Mal um den Bauch. Dann kamen die Schlangen, mehr als in der ersten und zweiten Version, aus der Luft, braunrote und grünmetallisch schillernde Schuppenkörper wanden sich um die Hände des Mörders, seinen Hals, sie richteten sich vor Herking auf, öffneten ihre Mäuler, züngelten, zischten und entblößten weiße Zahndolche.
    Die Stimme des Mörders war zu einem kratzenden Bass verzerrt, während die Schrift erschien:
    Per lo patto che Dio con Noè puose, del mondo che già mai piu´non s’allaga.
    Unter der Kapuze leuchtete, wie in den beiden vorangegangenen Versionen, der Drachenkopf auf, ein gellendes Lachen kam zwischen den dreizeiligen Zahnreihen hervor, und das Gesicht verdunkelte sich wieder.
    Der Mönch hob sein Schwert. Der Schriftzug KILL flog über den Bildschirm und verschwand.
    Herking zeigte Swoboda, wie er mit den Pfeiltasten auf dem Keyboard den Schwertkämpfer Schwünge und Schläge ausführen lassen konnte, mit denen der die Schlangen in Stücke hieb. Doch je mehr Reptilien er den Kopf abschlug, um so mehr kamen nach, ringelten sich aus der Dunkelheit, schossen auf den Zuschauer zu und konnten, wenn man mit den Richtungstasten das Schwert an ihren Kopf lenkte, mit dem Enter-Befehl enthauptet werden. Nach einer Weile wurden es immer mehr Schlangen, die Schwertschläge mussten schneller folgen, ein blitzender Wirbel trennte die Schlangenhäupter von ihren Leibern; doch während sie blutspritzend nach allen Seiten flogen, wuchsen jetzt aus den Rümpfen zwei Köpfe, wo einer abgeschlagen worden war, und Herking hämmerte auf die Enter-Taste, als müsse er sich selbst der Schlangen erwehren.
    Swoboda griff nach seiner Hand und hielt sie fest.
    Auf dem Bildschirm erstarrte der Mönch, das Schwert halb in der Luft, die Schlangen lösten sich auf und verschmolzen mit dem Hintergrund.
    Die Stimme wiederholte:
    Per lo patto che Dio con Noè puose, del mondo che già mai piu´non s’allaga.
    Zugleich erschien eine goldenen Schrift:
    Besiege die Hydra.
    Herking war schweißgebadet. Bisher hatte er lediglich das Wort Dio , Gott, identifizieren können, doch das kam in

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