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Mein ist der Tod

Mein ist der Tod

Titel: Mein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Heidenreich
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hatte das Dachgeschoss zu einer Wohnung ausgebaut, und so lebte Helmut Paintner dort in seinem geistigen Zwielicht wie ein Fremder über den Köpfen der Familie.
    Erstaunt hatte er die Nachricht empfangen, dass sein Bruder Gernot, den er seit Jahren nicht gesehen hatte, mit ihm sprechen wollte.
    Nun saßen sie am Tisch und schwiegen, zwei Männer von derart gegensätzlicher Erscheinung, dass man sie schwerlich für Brüder gehalten hätte.
    Martin hatte von der Köchin einen Teller mit Käsebroten bringen lassen, ihnen eine Flasche Rotwein und Gläser hingestellt und war unschlüssig am Tisch stehen geblieben. Entsetzen und Trauer über den Tod seiner Tochter hatten sein weiches und fülliges Gesicht zu einer grauen, schlaffen Maske werden lassen. Seine immer etwas hochmütige Lebenszuversicht, mit der er seine Mitmenschen, vor allem seine Angestellten musterte, war verschwunden. Die laufenden Geschäfte des Holzhandels überließ er weitgehend seinem Prokuristen Oliver Hart. Seine Frau Susanna verließ kaum mehr ihr Schlafzimmer, und wenn sie zu den Mahlzeiten herauskam, die sie schweigend mit ihrem Mann einnahm, trug sie Kleider ihrer Tochter, was Martin aber nicht auffiel.
    Auf einen herrischen Wink von Gernot verließ sein Sohn das Zimmer und schloss leise die Tür. Helmut hielt den Kopf gesenkt und schien das Wurzelschnittmuster der Tischplatte zu studieren.
    Ich war bei Freya, sagte Gernot.
    Ach ja. Die hab ich auch seit fünf Jahren nicht gesehen, oder sechs. Oder sieben.
    Wir werden uns alle sehen beim Begräbnis von Iris.
    Ja. Jetzt bringt Susi immer mein Essen rauf, aber sie redet nicht mit mir, Iris hat mit mir geredet, sie war die Einzige. Das arme Mädel.
    Gernot Paintner füllte sein Glas mit Wein, richtete die Flasche auf seinen Bruder und fragte: Auch Wein?
    Ja.
    Er reichte Helmut die Flasche, und der stellte sie ab.
    Lieber nicht.
    Dir konnte es nie einer recht machen.
    Helmut Paintner hob den Kopf und sah seinen Bruder an, mit einem Blick, in dem Verachtung mit Resignation gemischt war.
    Gernot Paintner wich dem Blick aus, nahm sein Glas auf und trank es in zwei Zügen halb leer, atmete laut und lustvoll aus, schmatzte, stellte das Glas zurück und goss sich nach.
    Willst du gar nicht wissen, warum ich bei Freya war?
    Ich will wissen, warum du hier bist.
    Helmut Paintner schob sich eins von den Käseschnittchen in den Mund und zermahlte es mit eigentümlichen Querbewegungen seines beschädigten Unterkiefers. Er schenkte sich Wein ein, trank in kleinen Schlucken, lehnte sich in den Stuhl zurück und schloss die Augen. Er wusste, dass sein älterer Bruder jetzt wütend wurde, und er freute sich darauf.
    Sie haben die Knochen des Niggers gefunden, sagte Gernot Paintner.
    Helmut lachte leise, ohne die Augen zu öffnen. Damit habe ich seit fünfundsechzig Jahren gerechnet. Endlich ist es so weit. Weißt du noch, was unser Vater gesagt hat? Den findet hier nie einer. Ich habe schon damals nicht daran geglaubt.
    Lass unseren Vater aus dem Spiel. Freya ist das Problem. Sie will uns wegen Mordes vor Gericht bringen
    Das kann ich verstehen.
    Was heißt, das kannst du verstehen! Sie ist verrückt, sie war immer verrückt, und jetzt will sie dich und mich vor aller Augen zu Mördern stempeln!
    Helmut Paintner öffnete die Augen und sagte kaum hörbar:
    Wir sind Mörder.
    Sein Bruder stand auf und schrie ihn von oben herab an: Und die Familie? Kannst du dir überhaupt vorstellen, was das für die Familie heißt? Und für das Geschäft? Oder bist du schon so verblödet, dass du nichts mehr begreifst?
    Der Angeschriene schwieg. Gernot Paintner nahm sein Glas vom Tisch und trank es in einem Zug aus, stellte es hart auf den Tisch zurück und versuchte, beherrscht zu sprechen.
    Ich habe gehofft, dass du zu mir hältst. Wenn wir zusammenstehen wie ein Mann, kann uns kein Gericht der Welt irgendwas nachweisen. Dann steht unsere Aussage gegen Freyas.
    Ich habe einen Brief von ihr bekommen.
    Was für einen Brief.
    So einen.
    Er zog den Brief aus der Tasche seiner grauen Strickjacke und entfaltete ihn.
    Zwei Sätze bloß. Lieber Helmut, Gernot hat alles gestanden. Wenn du deine Schuld zugibst, kriegst du vielleicht mildernde Umstände. Freya. – Kein Gruß. Nicht nett. Du hast also schon alles zugegeben.
    Nichts hab ich zugegeben. Sie hat mich wütend gemacht.
    Er steckte den Brief wieder ein. Das geht bei dir leicht.
    Gernot Paintner stand noch immer und stützte sich auf die Lehne seines Stuhls.
    Was wirst du ihr

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