Mein Ist Die Nacht
Dienstausweise zu
zücken. Sie fragten nach Ricken und Zielke.
»Die sind im
Gebäude«, erwiderte der Feuerwehrmann und schob sich den
Helm in den Nacken. Sein Gesicht war rußgeschwärzt, und
er wirkte übernächtigt.
»Die müssen
lebensmüde sein, die Ruine ist bestimmt
einsturzgefährdet«, murmelte Franka nachdenklich und
richtete den Blick auf die Reste des verkohlten
Gemäuers.
Der Brandmeister
schüttelte den Kopf und lächelte. »Dann wäre
da niemand drin. Die Substanz des Gebäudes ist stabil, wenn
auch mit Vorsicht zu genießen.«
Micha hatte schon sein
Handy am Ohr. »Ja, Tach, Kollegen, wäre schön, wenn
ihr mal kurz runterkommen könntet. Ich häng nämlich
an meinem Leben und habe keinen Bock, von den schwarzen
Trümmern begraben zu werden. Dafür kriegt ihr Geld, ich
aber nicht.« Er grinste.
Das ist sein typischer
rheinischer Humor, dachte Franka und schmunzelte. »Prima. Ich
freu mich auf euch.« Damit legte er auf und ließ das
Telefon in der Innentasche seiner Jacke verschwinden.
»De Zoch
kütt gleisch«, kündigte er in breitestem
Kölsch an.
»Ich frage mich
immer wieder, wer dich überhaupt ernst nehmen kann, du
verkappter Karnevalsprinz«, erwiderte Franka und gab sich
Mühe, ernst zu bleiben. Als sie an den Resten der Fassade der
Fabrik hochblickte, zog sich ihre Kopfhaut zusammen.
Ihre Aufmerksamkeit
wurde wenig später auf zwei Gestalten in weißen Overalls
gelenkt. Sie schälten sich ein wenig mühsam den Weg durch
die verkohlten Trümmer nach draußen. Als sie auf dem
Bürgersteig ankamen, nahmen sie die Atemschutzmasken ab und
bedachten Franka und Micha mit einem Kopfnicken.
»Und, wie isses,
Kollegen?«, fragte Micha mit jovialem Linterton und zog die
zerknautschte Packung Marlboro aus der Hemdtasche. »Ich
weiß nicht, wie es euch geht, ich muss mir erstmal eine
rauchen.« Die Kollegen tauschten einen Blick miteinander und
schenkten sich eine passende Antwort.
Franka kam zur Sache:
»Habt ihr schon was rausgefunden?«
»Dass es
Brandstiftung war, steht einwandfrei fest«, antwortete
Zielke. Er war der ältere der beiden Kollegen. »Wie wir
uns schon dachten, kam ein Brandbeschleuniger zum Einsatz -
wahrscheinlich Benzin, aber das kennst du ja schon aus dem ersten
Bericht. Das Feuer breitete sich rasend schnell in der Wohnung aus
und griff dann auf das Treppenhaus über, wo es das ganze
Gebäude in Mitleidenschaft zog.«
»Sonst
irgendwelche interessanten Spuren?«
»Da liegt alles
in Schutt und Asche, da ist nichts mehr zu holen.« Ricken,
dieser etwas schlaksige Bursche, winkte ab. »Die Sache mit
der DNA könnt ihr euch von der Backe putzen, tut mir
leid.«
»Nichts für
ungut«, erwiderte Franka und zuckte die Schultern. So konnten
sie also nicht mit letzter Sicherheit nachweisen, dass Mandy
Klimmek wirklich in eben diesem Fabrikgebäude ermordet worden
war. Aber viel schlimmer war, dass sich der Täter weiterhin
auf freiem Fuß befand und sich womöglich bereits ein
neues Opfer gesucht hatte. Ihnen lief die Zeit davon.
»Aber eine
andere Sache ist sehr seltsam«, rief Zielke ihnen hinterher.
Franka und Micha blieben wie angewurzelt stehen und fuhren
herum.
»Habt ihr schon
mal davon gehört, dass es in einer seit Jahren leerstehenden
Fabrik eingerichtete Räume gibt?«
»Wie meinst du
das denn?«, fragte Micha mit zusammengekniffenen
Augen.
»So, wie ich es
sage«, grinste Zielke. »Ich will damit sagen, dass in
der Halle, in der das Feuer ausgebrochen ist, Möbel gestanden
haben. Wir haben die völlig verbrannten Reste von einem Sofa,
einem Tisch und einer Art Liege gefunden. Auch fünfarmige
Kandelaber waren vorhanden.« Wieder grinste er schief.
»Da hat es sich jemand richtig gemütlich
gemacht.«
»Vermutlich ein
Obdachloser«, bremste Micha Frankas aufkommende Euphorie
aus.
»Nein, das
glaube ich nicht, das sollte schon aussehen wie eine Wohnung. Oder
hast du schon mal einen Obdachlosen gesehen, der sich große
Bilder an die Wand hängt?« Als sich Franka und Micha
ratlos anblickten, setzte Zielke nach: »Bilder von nackten
Frauen, wohl bemerkt.«
Franka glaubte sich
verhört zu haben. »Du machst Witze.«
Der Kollege der
Spurensicherung schüttelte den Kopf. »Dafür ist die
Situation zu ernst.« Er deutete mit dem Daumen über die
Schulter auf das abgebrannte Gebäude. »Seht es euch
selber an!«
»Muss das
sein?«, seufzte Micha, der eine Feuerphobie hatte und es
hasste, abgebrannte Wohnungen und Gebäude zu besichtigen. Doch
auch das gehörte
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