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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Es gab
lediglich zwei Stative, einen Fotoapparat und eine recht einfache
Blitzanlage. Auf einem Tischchen in der Ecke stand ein Laptop, an
dem man die gemachten Aufnahmen gleich betrachten
konnte.
    »Ich bin
Minimalist«, lächelte Clay, der ihre Blicke beobachtet
hatte. »Kerzenlicht fasziniert mich. Es bedeutet viel mehr
als technischen Schnickschnack.«
    »Und die
Belichtung? Ich meine, wie kriegst du das hin, nur mit dem
Kerzenlicht?«
    »Lass mich mal
machen. Ich blitze mit weichem Streulicht, den Rest erledigt eine
manuell gewählte lange Verschlusszeit. Aber das ist
Fachchinesisch. Vertrau mir einfach.« Er lächelte, und
Mandy konnte dieses Lächeln nicht recht einordnen. Sie
erwischte sich bei dem Gedanken, dass sie froh war, wenn sie das
Shooting hinter sich hatte.

 
    4
    19.40
Uhr
    Eine Insel aus Licht
schälte sich irgendwann aus der Nacht. Seine Augen hatten sich
an die Dunkelheit gewöhnt, und so blendeten ihn die
Leuchtziffern der Preistafel am Straßenrand. Er drosselte das
Tempo und seufzte erleichtert. Endlich eine Tankstelle, die um
diese Zeit noch geöffnet hatte. Die plötzliche Helligkeit
imponierte ihm fast ein wenig, als er herunterschaltete und den
Opel zur Ausfahrt lenkte. Auf dem Gelände der Rastanlage
herrschte kaum Betrieb. Wer es nicht unbedingt musste, ging bei
diesem Wetter nicht vor die Tür. Thomas Belter steuerte den
Wagen an eine der Zapfsäulen. Der Opel schlitterte leicht, als
er das Lenkrad einschlug. Auf der Fahrbahn hatte sich eine
glitschige Matschschicht gebildet.
    Als er ausstieg,
stellte er fest, dass es ein paar Grad wärmer geworden sein
musste. Der weiße Schnee war einer matschigen Pampe gewichen.
Feuchte Kälte griff nach ihm. Sein Gesicht glühte, als er
den Tankverschluss öffnete und
für zwanzig Euro Super Bleifrei nachtankte. Mehr konnte er
sich nicht leisten. Es würde für den Rückweg nach
Wuppertal reichen.
    Nachdem die Anzeige
der Zapfsäule auf zwanzig Euro gesprungen war, setzte er sich
in den Wagen und fuhr den Opel hinüber zum Parkplatz, der vor
dem gläsernen Shop der Tankstelle lag. Jetzt stand er zwischen
zwei riesigen Lastzügen. Von den Fahrern keine Spur.
Vermutlich hielten sie sich im Gebäude der Tankstelle auf, um
sich mit Bier, Bockwurst und Bumsheftchen zu versorgen, dachte er
grimmig, während er den Opel abschloss und den Shop der
Tankstelle betrat.
    Das Blut rauschte in
seinen Ohren, und er spürte, wie sehr ihn die aufkommende
Müdigkeit lähmte. Höchste Zeit für einen
starken Kaffee.
    Aus dem Lautsprecher
an der Decke plärrte ein nerviger Radiomoderator vom Fest der
Liebe, das nun unaufhaltsam auf uns zukäme. Tom rümpfte
die Nase. Hinter der Kasse eine wasserstoffgefärbte Blondine
mit leerem Blick. Zu grell geschminkt, die künstlichen
Fingernägel knallrot lackiert, stand sie an ihrem Platz und
blickte immer wieder zur Uhr.
    Die Trucker machten
sich am Kaffeeautomaten zu schaffen und beobachteten ihn neugierig.
Einer biss in eine Bockwurst.
    Belter nickte den
Fahrern zu und marschierte zur Kasse. »Die Zwei«,
brummte er und schob der Kassiererin den Zwanzig-Euro-Schein
rüber. »Und einen Kaffee.«
    »Gibt's
drüben am Automaten.« Sie beackerte einen Kaugummi und
erinnerte ihn mit ihrem dummen, aussichtslosen Gesicht an eine Kuh
auf der Weide. »Ich geb Ihnen 'ne
Münze.«
    »Danke.«
    »Ist das ein
Schweißwetter«, brummte einer der Fernfahrer, ein
bärtiger Hüne in einer dunkelblauen Fahrerjacke.
»Und ich muss noch bis Frankfurt.« Er winkte müde
ab.
    Sein Kollege, ein
drahtiger Bursche von Ende zwanzig, jedoch mit bereits
schütterem Haar, grinste. »Ich fahr bis Kassel, und da
leg ich mich auf dem großen Parkplatz pennen. Morgen geht's
weiter bis Erfurt. Mal sehen, vielleicht gönn ich mir im
Sexshop auch noch was Nettes.« Er zwinkerte dem
Bärtigen zu. »Bei dem Wetter macht's eh keinen Sinn,
neue Rekorde aufzustellen.«
    »Und du?«,
wurde Tom jetzt angesprochen. »Musst du noch
weit?«
    Belter, der eine
Jeansjacke mit Fellkragen zu einer derben Hose und festem Schuhwerk
trug, wirkte auf die Trucker wohl wie ein Kollege. Er zog sich
einen Kaffee am Automaten, verbrannte sich an dem Plastikbecher die
Finger, fluchte, trat an den Stehtisch und schüttelte den
Kopf. »Ich bin mit dem Pkw unterwegs, muss nur nach Wuppertal
zurück.«
    »Da wartet deine
Süße schon auf dich, was?« Der Drahtige grinste
anzüglich und steckte den Daumen seiner rechten Hand durch
Zeige- und Mittelfinger hindurch. »Da wünsch ich

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