Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
dir
viel Spaß, Kleiner.«
    »Falsches Thema,
ganz falsches Thema«, brummte Belter.
    »Oh, da wird
aber einer böse«, lachte der Bärtige. »Hast
wohl Stress mit Mutti, was.«
    »Haltet doch
einfach das Maul«, knurrte Tom, pustete in den Kaffee und
trank viel zu hastig. Prompt verbrannte er sich die
Lippen.
    »Nichts für
ungut, Kollege«, lenkte der bärtige Hüne
beschwichtigend ein. »Wollte dir nicht zu nahe treten, der
Peter. Ich kenn ihn schon lange, der ist manchmal einfach
so.« Er hielt Tom die Hand hin. »Wo wir schon mal dabei
sind: Ich bin Georg. Komme zweimal die Woche hier vorbei.
Scheißjob, aber besser Scheißjob als gar kein
Job.«
    »Wohl
wahr«, stimmte ihm Peter zu. »Ich kann mich nicht
beklagen, kann wenigstens meine Pausen machen, wie es das Gesetz
verlangt. Und jetzt zu dir.« Er klang fast väterlich.
»Wo drückt der Schuh?«
    Belter zögerte.
Und dann war es ihm egal: »Ich hab Zoff mit meiner
Freundin.«
    »Und da bist du
einfach mal abgehauen?«
    »Nein, ich hol
sie gleich wieder ab.«
    »Das muss ich
jetzt nicht verstehen, oder?« Peter warf seinem Kollegen
einen zweifelnden Blick zu. Georg zuckte die Schultern.
    »Sie …
arbeitet.« Tom grinste schief Das Wort Arbeit war ihm schwer
über die Lippen gekommen. »Und gleich hat sie
Feierabend, da hol ich sie ab, und dann fahren wir zu mir nach
Hause und lassen den Abend ausklingen. Was ist so schlimm
daran?«
    »Nichts«,
erwiderte Peter und orderte bei der Wasserstoffblondine noch eine
Bockwurst mit Senf. »Sei froh, dass es so ist. Meine Frau ist
vor zwei Monaten abgehauen, hatte keinen Bock mehr darauf, dass ich
ständig unterwegs bin.«
    »Ich habe auch
keinen Bock darauf, dass Mandy ständig nachts raus
muss«, erwiderte Belter verbittert. Vor seinen geistigen
Augen tauchte eine schreckliche Szenerie auf. Er sah sie, nackt,
wie sie sich vor den Augen des fremden Fotografen aalte. Was er
nicht ahnte, war, dass das erst der Anfang war. Der Anfang von
etwas, das schlimmer war als alles, was Thomas Belter jemals in
seinem Leben erlebt hatte.
    Viel
schlimmer.

 
    5
    19.50
Uhr
    Sie räkelte sich
auf der Pritsche, suchte den Augenkontakt zu seiner Kamera. Hart
drückte das Holz des Tisches durch den dünnen schwarzen
Stoff«. Ihr Rücken begann zu schmerzen. Es war unbequem,
doch er bezahlte sie dafür, also hielt sie durch. Mandy zeigte
ihm verschiedene Posen, und Clay schien zufrieden mit seinem Model
zu sein. Dennoch fühlte sie sich elend, fast so, als
hätte sie hohes Fieber. Etwas stimmte nicht mit ihr, doch sie
war professionell genug, diesen Job noch zu Ende zu bringen. Ihre
aufkommende Krankheit konnte sie morgen bekämpfen.
    »Nimm dir eine
der Kerzen und lass das Wachs über deinen Körper
laufen.« Sein Gesicht schielte kurz hinter dem Fotoapparat
hervor. Er sah ihren zweifelnden Gesichtsausdruck.
    »Bitte«,
fügte er dann hinzu und lächelte gewinnend.
    Mandy zögerte.
Dann dachte sie an das schnell verdiente Geld und zog eine der
schwarzen Kerzen aus dem Leuchter. Sie lehnte sich weit auf der
Pritsche zurück und hielt die Kerze über ihren Leib. Ganz
kurz fürchtete sie sich vor dem Moment, in dem das heiße
Wachs ihre Haut traf. Möglicherweise würde sie sich
Verbrennungen zuziehen. Sie zögerte, schloss die Augen, dann
neigte sie die Kerze, die sie in der Hand hielt. Ein leiser Schrei
kam über ihre Lippen, den sie jedoch mehr dem ersten Schrecken
zuschrieb, als dem tatsächlichen Schmerz.
    Denn obwohl das Wachs
sehr warm war, so verbrannte sie sich nicht. Langsam öffnete
sie die Augen und blickte an sich herab. Das schwarze Wachs bildete
einen kleinen See auf ihrem Körper. Ein feiner Faden rann
über die Haut nach unten, bevor er aushärtete. Sie
spürte die noch immer warme Kruste.
    »Spreiz die
Beine«, forderte er sie auf und fotografierte. Sie gehorchte
ihm.
    Wieder tauchte sein
Gesicht hinter der Kamera auf. Diesmal lächelte er nicht. Sein
Gesicht war starr wie eine Maske. »Mehr Wachs«,
forderte er. »Ich will das Wachs zwischen deinen Beinen
sehen.«
    Sie spürte, wie
eine bleierne Müdigkeit in ihr aufstieg. Wo kam diese Schwere
her?
    Was war nur los mit
ihr?
    Mandy zwang sich zu
mehr Konzentration. Wie durch Watte drang seine Stimme jetzt an
ihre Ohren, klang eigenartig verzerrt. Sie begab sich in die
Position, die er von ihr verlangte. Sie beugte sich mit
angezogenen, leicht gespreizten Beinen auf der Pritsche
zurück. Hielt die Kerze über ihren nackten
Oberkörper. Ihre Brüste vibrierten, als sie die

Weitere Kostenlose Bücher