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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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wiederum dazu beitrug, dass ich in Stonecroft dieses Gefühl der völligen Unzulänglichkeit und des Scheiterns entwickelt habe. Ich habe mich bemüht, wie Dennis zu sein, aber ich sah nun mal nicht so gut aus wie er. Ich war nicht so sportlich, und ich war kein Anführer. Die einzigen Male, in denen ich so etwas wie ein Kameradschaftsgefühl gespürt
habe, war in unserem letzten Schuljahr, als einige von uns abends zusammen arbeiten gingen. Oft haben wir danach noch irgendwo eine Pizza gegessen. Das Gute daran war vielleicht, dass ich dabei gelernt habe, mich in junge Leute einzufühlen, die es schwer haben, und dass ich als Erwachsener es einigen etwas leichter machen konnte, ihr Leben zu bewältigen.«
    »Soweit ich gehört habe, hast du großen Erfolg damit.«
    »Ich hoffe es. Die Produzenten wollen die Sendung nach New York verlagern, und man hat mir eine Stelle am New York Hospital angeboten. Ich glaube, dass ich jetzt bereit bin, zu wechseln.«
    »Ein neuer Anfang?«, fragte Jean.
    »Genau – dort, wo das, was nicht vergeben oder vergessen werden kann, wenigstens endgültig der Vergangenheit angehören wird.« Er hob seine Kaffeetasse. »Sollen wir darauf trinken, Jeannie?«
    »Ja, natürlich.« Dein Los war noch viel schlimmer als meins, Mark, dachte sie. Meine Eltern waren zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig zu hassen, als dass sie verstehen konnten, was sie mir antaten. Deine Eltern haben dich wissen lassen, dass sie deinen Bruder vorzogen, und dann hat dein Vater auch noch deine Mutter absichtlich in dem Glauben gelassen, du würdest die Verantwortung für den schrecklichen Unfall tragen. Was für Wunden muss das in deiner Seele hinterlassen haben?
    Sie spürte den Impuls, sich über den Tisch zu beugen und ihre Hand auf seine zu legen – dieselbe Geste, mit der er ihr gestern Trost zugesprochen hatte. Doch etwas hielt sie zurück. Sie konnte ihm einfach nicht vertrauen. In diesem Moment fiel ihr ein, dass sie wegen einer Sache nachfragen wollte, die er eben gesagt hatte. »Mark, was war das für ein Job, den du im letzten Schuljahr abends gemacht hast?«
    »Ich habe in einer Putzkolonne in einem Bürogebäude gearbeitet, das mittlerweile abgebrannt ist. Jack Emersons
Vater hat einer Reihe von uns einen Job dort verschafft. Du warst wahrscheinlich nicht dabei, als wir neulich Abend Witze darüber gemacht haben. Alle männlichen Ehrengäste haben irgendwann dort den Staubsauger bewegt oder die Papierkörbe geleert.«
    »Alle?«, fragte Jean. »Carter, Gordon, Robby und du?«
    »Ja, genau. Oh, und außerdem noch Joel Nieman, unser Romeo. Wir haben alle mit Jack gearbeitet. Du darfst nicht vergessen, dass wir nachmittags nicht für irgendwelche Spiele trainieren mussten oder mit einer Mannschaft unterwegs waren. Wir waren perfekt für den Job.« Er machte eine Pause. »Warte mal. Du müsstest das Gebäude eigentlich kennen. Du warst doch Patientin bei Dr. Connors.«
    Jean spürte, wie es ihr eiskalt den Rücken hinunterlief. »Davon habe ich dir nichts gesagt, Mark.«
    »Bestimmt hast du das. Woher sollte ich es sonst wissen?«
    Ja, woher?, fragte sich Jean. Sie schob ihren Stuhl zurück. »Mark, ich muss noch ein paar Anrufe erledigen. Macht es dir etwas aus, wenn ich schon gehe, während du auf die Rechnung wartest?«

74
    MISS FERRIS WAR IM LABOR, als Jake zurückkam. »Und, wie ist es dir ergangen, Jake?«, fragte sie und sah zu, wie er die schwere Kamera behutsam an der Tür vorbeibugsierte und dann von seiner Schulter nahm und auf dem Tisch ablud.
    »Es war ein Abenteuer, Jill«, begann Jake. »Ich meine, Miss Ferris«, verbesserte er sich schnell. »Ich hatte mir vorgenommen, einen chronologischen Bericht von Laura Wilcox’ Leben zu machen, von der Wiege bis zur Gegenwart. Ich wollte mit einer tollen Ansicht von der St.-Thomas-Kirche anfangen, und wie es das Schicksal wollte, stand gerade in diesem Moment ein Kinderwagen genau davor. Ich meine, ein richtiger Kinderwagen, nicht einer von diesen Buggys, in die man die Kinder heutzutage reinsetzt.«
    Er holte seinen Rekorder aus der Tasche, bevor er den Mantel auszog. »Puh, richtig kalt heute«, sagte er. »Aber wenigstens war es auf der Polizeiwache warm.«
    »Auf der Polizeiwache, Jake?«, fragte Jill Ferris vorsichtig.
    »Ja. Aber lassen Sie mich der Reihe nach erzählen. Nach der Kirche habe ich ein paar Hintergrundaufnahmen gemacht, damit die Leser, die nicht hier wohnen, ein Gefühl für die Umgebung bekommen. Ich weiß, dass ich diese

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