Mein ist die Stunde der Nacht
Rückseite von Lauras Elternhaus in der Mountain Road machen. Da dort zurzeit niemand wohnt, wird es auch niemand mitbekommen.
Er ging in die Dunkelkammer, um die Fotos zu entwickeln, eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Er fand es ungeheuer spannend, zu beobachten, wie Personen und Gegenstände allmählich aus dem Nichts auf dem Papier auftauchten. Einen nach dem anderen hängte er die Negativstreifen zum Trocknen auf eine Leine, dann nahm er eine Lupe zur Hand und untersuchte sie sorgfältig. Alle Bilder waren gelungen – er scheute sich nicht, dies selbst zu sagen –, aber das Foto, das er von Lauras Haus in der Mountain Road hatte machen können, bevor der Polizist aufgetaucht war, schien ihm das interessanteste zu sein.
Irgendetwas ist mit diesem Haus, dachte Jake. Es wirkt irgendwie unheimlich. Woran liegt das nur? Alles scheint tipptopp in Ordnung zu sein. Vielleicht ist es das. Es ist alles zu ordentlich. Er schaute näher hin. Es liegt an den Jalousien, dachte er triumphierend. Die vom Schlafzimmer im ersten Stock sind anders als die übrigen. Auf dem Bild sehen sie viel dunkler aus. Das ist mir nicht aufgefallen, als ich das Bild aufgenommen habe, aber die Sonne war gerade ziemlich intensiv. Er pfiff durch die Zähne. Moment mal. Ich habe doch die Geschichte von Karen Sommers im Internet nachrecherchiert
… Ich glaube, ich erinnere mich, dass sie in dem Eckzimmer ermordet wurde, auf der rechten Seite des Hauses. Da war ein Foto, auf dem diese Fenster eingekreist waren.
Vielleicht könnte ich ein Bild, auf dem nur diese beiden Fenster zu sehen sind, in meinen Artikel nehmen. Ich könnte darauf hinweisen, dass eine dunkle Aura das Zimmer umgibt, in dem eine junge Frau umgebracht wurde und in dem Laura als Kind sechzehn Jahre lang geschlafen hat. Das würde dem Ganzen eine nette unheimliche Note geben.
Zu seiner Enttäuschung enthüllte die Vergrößerung des Negativs, dass der Farbunterschied wahrscheinlich darauf zurückzuführen war, dass hinter den dekorativen Rollos, die von der Straße aus sichtbar waren, innen zusätzlich dunkle Jalousien heruntergezogen worden waren.
Aber vielleicht sollte ich gar nicht enttäuscht sein, dachte Jake. Wenn sich dort nun jemand aufhält, der vermeiden will, dass man von außen ein Licht sieht? Es wäre ein großartiger Ort, um sich zu verstecken. Das Haus wurde renoviert. Auf der Veranda stehen Möbel, also wird drinnen auch alles möbliert sein. Niemand wohnt dort. Und wer ist überhaupt der neue Eigentümer? Wäre es nicht zum Schreien, wenn am Ende Laura Wilcox ihr altes Elternhaus gekauft hat und sich in diesem Moment dort mit Robby Brent versteckt hält?
Es wäre nicht meine erste Vorahnung, die sich später bewahrheitet, dachte er. Soll ich Mr Deegan von dieser Idee erzählen?
Einen Deubel werde ich tun, dachte er. Es ist eine verrückte Idee, aber wenn etwas dran sein sollte, dann ist es meine Geschichte. Deegan hat dem Captain gesagt, er soll mich in eine Zelle stecken. Jetzt kann er sehen, wo er bleibt. Von mir braucht er keine Hilfe mehr zu erwarten.
75
SAMS BESUCH BEI DOROTHY CONNORS dauerte exakt fünfzehn Minuten, wie er versprochen hatte. Als er sah, wie gebrechlich sie war, ging er sanft vor, und er erkannte rasch, dass ihre Sorge nur dem Ruf ihres verstorbenen Ehemanns gegolten hatte. Das machte es ihm leichter, schnell zum eigentlichen Punkt zu kommen.
»Mrs Connors, Dr. Sheridan hat mit Peggy Kimball gesprochen, die damals für Ihren Mann gearbeitet hat. Um Dr. Sheridan zu helfen, ihre Tochter zu finden, hat Miss Kimball ausgesagt, dass Dr. Connors möglicherweise bei manchen Gelegenheiten die gesetzlichen Regeln für eine Adoption umgangen hat. Falls Sie sich deshalb Sorgen gemacht haben, kann ich Ihnen sagen, dass Dr. Sheridans Tochter inzwischen ausfindig gemacht wurde und dass ihre Adoption absolut legal verlaufen ist. Dr. Sheridan wird heute Abend mit den Adoptiveltern zusammenkommen und auch ihre Tochter bald treffen. Dieser Teil der Untersuchung ist abgeschlossen.«
Die große Erleichterung, die sich auf dem Gesicht der Frau abzeichnete, bestätigte, was er vermutet hatte. »Mein Mann war so ein wunderbarer Mensch«, sagte sie. »Es wäre entsetzlich, wenn die Leute zehn Jahre nach seinem Tod anfangen würden zu denken, er hätte falsch gehandelt oder etwas Illegales gemacht.«
Das hat er, dachte Sam, aber deswegen bin ich nicht hier. »Mrs Connors, ich verspreche Ihnen, dass der gute Ruf Ihres Mannes auf keinen Fall in Frage
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