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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Typen erzählen, was Jean macht oder nicht macht, dachte er, als er mit langen Schritten die Halle durchquerte, und ich kann nur hoffen, dass sie meine Mahnung beherzigt, keinem von ihnen zu trauen.
    Sein Handy klingelte, als er gerade in seinen Wagen stieg. Joy Lacko war dran. »Sam, ich hab einen Volltreffer«, sagte
sie. »Aus einer Vorahnung heraus habe ich zuerst den Selbstmord von Gloria Martin recherchiert, bevor ich mit den Unfällen angefangen habe. Nach ihrem Tod hat es in der Lokalzeitung von Bethlehem, wo sie gewohnt hat, einen langen Artikel über sie gegeben.«
    Sam wartete.
    »Gloria Martin hat sich das Leben genommen, indem sie sich eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt hat. Und, Sam, jetzt kommt’s: Als sie gefunden wurde, hielt sie eine kleine Eule aus Metall in der Hand.«

76
    ZU DUKE MACKENZIES FREUDE betrat der schweigsame Teilnehmer des Stonecroft-Treffens an diesem Abend um fünf vor neun wieder seinen Laden. Er bestellte ein gegrilltes Käse-Schinken-Sandwich und Kaffee mit fettarmer Milch. Während das Sandwich auf dem Grill schmorte, beeilte sich Duke, ein Gespräch anzuknüpfen. »Eine Dame von Ihrem Treffen war heute Vormittag hier«, sagte er. »Sie sagte, sie hat früher in der Mountain Road gewohnt.«
    Er konnte die Augen des Mannes hinter den dunklen Brillengläsern nicht sehen, doch die Tatsache, dass er für einen Moment erstarrte, zeigte Duke, dass er seine Aufmerksamkeit gewonnen hatte.
    »Wissen Sie ihren Namen?«, fragte der Kunde beiläufig.
    »Nein. Aber ich kann sie Ihnen beschreiben. Richtig hübsch, mit braunen Haaren und blauen Augen. Der Name ihrer Tochter ist Meredith.«
    »Das hat sie Ihnen gesagt?«
    »Nein, Sir. Fragen Sie mich nicht, wie es passiert ist, aber jemand, mit dem sie telefoniert hat, hat ihr das gesagt. Man konnte sehen, dass sie das völlig aus dem Häuschen gebracht hat. Aber mir will einfach nicht in den Kopf, wieso sie den Namen ihrer Tochter nicht kannte.«
    »Ich frage mich, ob sie mit jemandem von unserem Klassentreffen gesprochen hat«, sagte der Kunde nachdenklich.
»Hat sie zufällig den Namen der Person erwähnt, mit der sie gesprochen hat?«
    »Nein. Sie hat nur gesagt, sie würde sie morgen Abend um sieben Uhr sehen.«
    Duke drehte sich um, nahm einen Schieber und holte damit das Sandwich vom Grill. Weder konnte er das kalte Lächeln auf dem Gesicht des Kunden sehen noch hörte er, wie dieser vor sich hin murmelte: »Nein, das wird sie nicht, Duke.«
    »Bitte sehr, Sir«, sagte Duke munter. »Ich sehe, dass Sie Ihren Kaffee mit fettarmer Milch nehmen. Das soll gesünder sein, aber wenn Sie mich fragen, ich mag meinen Kaffee lieber mit einem Schuss guter alter Sahne. Muss mir wohl auch keine Sorgen machen. Mein Vater hat mit siebenundachtzig immer noch ’ne tolle Partie Bowling hingelegt.«
    Die Eule warf Geld auf die Theke und verließ mit einem gemurmelten Gute-Nacht-Gruß das Geschäft. Er spürte, dass Dukes Blick ihm folgte, als er zum Wagen ging. Ich traue ihm zu, dass er mir folgt, dachte er. Das ist einer von diesen Neugierigen. Dem entgeht nichts. Ich kann hier nicht mehr herkommen, aber es spielt sowieso keine Rolle mehr. Morgen um diese Zeit wird es vorbei sein.
    Langsam fuhr er die Mountain Road hoch, beschloss aber, nicht in die Auffahrt zu Lauras Haus einzubiegen. Komisch, ich nenne es immer noch so, dachte er. Er fuhr stattdessen ein ganzes Stück am Haus vorbei und behielt dabei den Rückspiegel im Auge, bis er sicher war, dass ihm niemand gefolgt war. Dann wendete er und fuhr zurück, immer darauf gefasst, dass ihm ein Auto entgegenkommen würde. Als er auf der Höhe des Hauses war, schaltete er das Licht aus, bog mit einer scharfen Wende in die Auffahrt und fuhr bis zum hinteren Garten durch, wo es vergleichsweise sicher war.
    Er war so konzentriert gewesen, dass er sich erst jetzt gestattete, darüber nachzudenken, was er soeben erfahren hatte. Jean kannte Merediths Namen! Es konnten nur die
Buckleys sein, mit denen sich Jean morgen Abend treffen würde. Meredith konnte sich bestimmt nicht mehr erinnern, wo sie die Haarbürste verloren hatte, sonst hätte dieser Detective Sam Deegan schon an seine Tür geklopft. Es bedeutete, dass er etwas schneller vorgehen musste, als er ursprünglich geplant hatte. Morgen würde er das Haus mehrmals bei Tageslicht betreten und verlassen müssen. Aber er konnte das Auto nicht draußen stehen lassen. Das war völlig ausgeschlossen. Auch wenn der hintere Garten nicht einsehbar war,

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