Mein ist die Stunde der Nacht
haben, was Ihnen Michaelson heute Morgen gesagt hat.«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Ich möchte Sie nicht beunruhigen, aber ich glaube, dass Sie vorsichtig sein müssen. Ich bin sicher, dass sich am Ende herausstellen wird, dass einer Ihrer ehemaligen Klassengenossen die Botschaften geschickt hat. Wer es auch ist – Mark oder einer der anderen, die bei dem Treffen waren –, ich glaube nicht mehr, dass es um Geld geht. Ich glaube, wir haben es hier mit einer geistig gestörten, potenziell gefährlichen Person zu tun.«
Er schwieg eine lange Minute und schaute sie an. »Sie haben begonnen, Fleischman zu mögen, nicht wahr?«
»Ja«, gab Jean zu. »Deswegen kann ich mir nur schwer vorstellen, dass er im Innern eine völlig andere Person sein könnte, als er sich nach außen gibt.«
»Das ist auch keineswegs sicher. Und jetzt habe ich noch etwas für Sie, das Sie aufmuntern wird.« Er holte das Foto von Lily hervor und erklärte, worum es sich handelte, bevor er es ihr reichte. Aus dem Augenwinkel sah er in diesem Moment Gordon Amory und Jack Emerson durch den
Haupteingang kommen. »Vielleicht möchten Sie es sich lieber auf Ihrem Zimmer anschauen, Jean«, sagte er. »Amory und Emerson kommen gerade herein, und wenn sie Sie entdecken, werden sie sicherlich herkommen.«
Jean flüsterte rasch: »Danke, Sam«, nahm das Foto in die Hand und eilte zum Aufzug.
Sam sah, dass Gordon Amory sie erblickt hatte und sich anschickte, sie abzufangen. Er erhob sich rasch und hielt ihn auf. »Mr Amory«, sagte er, »haben Sie schon entschieden, wie lange Sie noch hier bleiben werden?«
»Ich werde spätestens am Wochenende abreisen. Warum fragen Sie?«
»Nun, wenn wir nicht bald etwas von Miss Wilcox hören, werden wir sie offiziell als vermisst einstufen. In diesem Fall werden wir ausführlicher mit den Personen sprechen müssen, die zuletzt in ihrer Nähe waren, bevor sie verschwunden ist.«
Gordon Amory zuckte die Schultern. »Sie werden schon noch von ihr hören«, sagte er mit einer wegwerfenden Bewegung. »Na schön, dann gebe ich zu Protokoll – falls Sie mich kontaktieren wollen –, dass ich noch etwas länger in der weiteren Umgebung bleiben werde. Unter Vermittlung von Jack Emerson haben wir gerade ein Angebot für ein größeres Stück Land unterbreitet, auf dem mein neuer Firmensitz entstehen soll. Daher plane ich, noch einige Wochen in meiner Wohnung in Manhattan zu bleiben, wenn ich aus dem Hotel ausgezogen bin.«
Jack Emerson hatte mit jemandem am Empfang gesprochen. Nun gesellte er sich zu ihnen. »Gibt es schon etwas Neues von der Kröte?«, fragte er Sam.
»Der Kröte?« Sam hob die Augenbrauen. Er wusste, dass Robby Brent damit gemeint war, aber er hatte keine Lust, das zu erkennen zu geben.
»Na, von unserem Komödianten, Robby Brent. Er sollte doch wissen, dass alle Gäste, ob vermisst oder nicht, nach
drei Tagen stinken, wie Fisch. Ich meine, mit dem Werbegag hat er doch eigentlich schon genug angestellt.«
Emerson hat sich ein paar Gläser Whiskey zum Mittagessen genehmigt, dachte Sam, dem sein hochrotes Gesicht auffiel. Er ignorierte die Frage nach Brent und sagte: »Nachdem Sie in Cornwall wohnen, nehme ich an, dass Sie zur Verfügung stehen werden, falls ich Sie wegen Laura Wilcox sprechen muss, Mr Emerson. Wie ich gerade Mr Amory erklärt habe, werden wir sie offiziell als vermisst erklären, wenn wir nicht bald etwas von ihr hören.«
»Nicht so schnell, Mr Deegan«, sagte Emerson. »Sobald Gordie und ich – ich meine, Gordon –, sobald wir das Geschäft abgeschlossen haben, werde ich nicht mehr hier sein. Ich habe ein Haus in der Karibik, auf St. Bart’s, dem ich mal wieder einen Besuch abstatten möchte. Es war eine ganze Menge Arbeit, dieses Treffen auf die Beine zu stellen. Heute Abend werden wir noch ein paar Fotos im Haus von Direktor Downes machen, ein Gläschen mit ihm trinken, und dann ist dieses Treffen endgültig vorbei. Wen interessiert es überhaupt, ob Laura Wilcox oder Robby Brent jemals wieder auftauchen? Der Bauausschuss der Stonecroft Academy jedenfalls verzichtet gerne auf diese Art von Werbung.«
Gordon Amory hatte mit einem amüsierten Lächeln zugehört. »Ich muss schon sagen, Mr Deegan, ich finde, das hat Jack sehr schön gesagt. Ich wollte Jean noch sprechen, aber sie war schon im Aufzug, und ich habe sie verpasst. Wissen Sie, was sie vorhat?«
»Nein«, antwortete Sam. »Jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss zurück in mein Büro.« Ich werde keinem dieser
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