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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ging, dachte Jake. Ich werde im Hotel vorbeischauen und sie fragen, ob das auch Lauras Zimmer war. Vermutlich ja. Nach dem Grundriss, den er im Internet bei dem Mordbericht gefunden hatte, war es das zweite größere Zimmer auf dieser Etage. Der Gedanke war naheliegend, dass Laura als verwöhntes Einzelkind dieses Zimmer gehabt hatte. Dr. Sheridan wird mir das bestimmt sagen. Sie ist bisher freundlich zu
mir gewesen – anders als dieser alte Sturkopf Sam Deegan.
    Jake steckte die Abzüge der Fotos in die Tasche mit den Ersatzfilmen. Er wollte sie beim Fotografieren dabeihaben, falls er sie für einen Vergleich benötigte.
    Um neun Uhr näherte er sich der Mountain Road. Er hatte beschlossen, nicht in der Straße zu parken. Auffällige Autos wurden von den Leuten wahrgenommen, und dieser Polizist von gestern könnte sein geliebtes Fahrzeug wiedererkennen. Es gab Zeiten, da wünschte er sich, er hätte es nicht mit Zebrastreifen bemalt.
    Ich werde mir ein Selters und ein Gebäck gönnen, den Wagen beim Laden stehen lassen und zu Fuß zu Lauras Haus laufen, dachte er. Er hatte sich von seiner Mutter eine übergroße Einkaufstasche von Bloomingdale’s geborgt. Kein Auto und keine Kamera würden zu sehen sein. Ich werde unbemerkt auf das Grundstück schlüpfen und dann in Ruhe meine Aufnahmen von der Rückseite des Hauses machen. Hoffentlich haben die Garagentüren Fenster. Auf diese Weise könnte ich nachprüfen, ob Autos drinstehen.
    Um zehn nach neun saß er an der Theke des Feinkostgeschäfts am Anfang der Mountain Road und unterhielt sich mit Duke, der bereits erzählt hatte, dass er und Sue, seine Frau, den Laden seit zehn Jahren besäßen, dass früher eine chemische Reinigung darin gewesen sei, dass sie von sechs Uhr morgens bis neun Uhr abends geöffnet hätten und dass sie beide gerne hier lebten. »Cornwall ist eine ruhige Stadt«, meinte Duke und wischte einen imaginären Krümel von der Theke, »aber eine nette Stadt. Und Sie gehen auf die Stonecroft Academy? Ganz schön nobel. Einige von den Klassentreffen-Leuten sind hier bei uns gewesen. Oh, da kommt er wieder.«
    Dukes Blick schoss zum Schaufenster, das auf die Straße hinausging.
    »Wer?«, fragte Jake.
    »Der Typ, der immer am frühen Morgen und manchmal
auch spätabends gekommen ist, um Kaffee und Toast oder ein Sandwich zu holen.«
    »Und wer soll das sein?«, fragte Jake eher beiläufig.
    »Keine Ahnung, aber es ist einer von euren Klassentreffen-Leuten, und er ist schon den ganzen Morgen hin und her gefahren. Ich hab gesehen, wie er zuerst in seinem Wagen runtergefahren ist, dann kam er ’ne Weile später wieder zurück, und jetzt ist er schon wieder unterwegs.«
    »Aha«, sagte Jake, erhob sich und fummelte ein paar zerknautschte Dollarscheine aus seiner Tasche. »Ich möchte mir ein bisschen die Beine vertreten. Kann ich den Wagen für eine Viertelstunde hierlassen?«
    »Klar, aber bitte nicht länger. Ist nämlich so, dass wir nicht genug Parkplätze haben.«
    »Keine Angst. Ich hab sowieso nicht so viel Zeit.«
    Acht Minuten später befand sich Jake im hinteren Garten von Lauras Elternhaus und machte seine Bilder. Er fotografierte die Rückseite und schoss sogar ein paar Aufnahmen von der Küche durch die Tür. Ein Gitter schützte das Fenster in der Tür, aber man konnte einen größeren Teil des Raums durch die Fensterscheibe hindurch sehen. Könnte eine Musterküche in der Küchenausstellung eines Möbelmarktes sein, dachte er. Alle Stellflächen, die er im Blickfeld hatte, waren leer – kein Toaster, keine Kaffeekanne, keine Dosen, keine Tassen, Teller oder Tabletts, kein Radio, keine Uhr. Nicht das geringste Anzeichen, dass sich jemand dort aufhalten könnte. Da habe ich mich wohl einmal in meinem Leben geirrt, dachte er widerstrebend.
    Er untersuchte die Reifenspuren auf der Auffahrt. Ein paar Autos sind hier gewesen, dachte er. Aber das war vermutlich nur der Typ, der die Blätter weggeharkt hat. Die Garagentür war abgeschlossen und besaß auch keine Fenster, daher konnte er nicht nachsehen, ob Autos darin standen.
    Er ging die Auffahrt zurück zum Eingang, überquerte die
Straße und machte noch ein paar Aufnahmen von der Vorderseite des Hauses. Das wird wohl reichen, dachte er. Ich fahre gleich zurück, um sie zu entwickeln. Danach werde ich Dr. Sheridan anrufen und fragen, ob sie sich erinnert, welches Zimmer Laura hatte, als sie Kinder waren.
    Es wäre lustiger gewesen, wenn er entdeckt hätte, dass sich Laura Wilcox und Robby

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