Mein ist die Stunde der Nacht
telefonisch erreichbar zu bleiben.«
»Ich werde hier im Büro sein.«
»Und falls Sie nicht dort sind, schalten Sie bitte Ihr Handy ein.«
Sam saß im Büro hinter der Rezeption, dem Ort, von dem aus er die Ermittlungen im Fall der verschwundenen Laura Wilcox aufgenommen hatte. Eddie Zarro war inzwischen zu ihm gestoßen. »Du möchtest sicher, dass dein Handy frei bleibt, oder?«, sagte Eddie.
Sam nickte und sah zu, wie Eddie die Nummer von West Point eingab. Während er auf die Verbindung wartete, überlegte er fieberhaft, was sie noch unternehmen könnten. Die Jungs von der Technik versuchten, Jeans Handy zu lokalisieren – das dürfte nur Minuten dauern. Wenn sie so weit waren, würden sie den genauen Ort wissen, an dem sich das Handy befand. Das sollte uns weiterbringen – vorausgesetzt, es liegt nicht irgendwo in einer Mülltonne, dachte Sam.
»Sam, sie verbinden mich gerade mit dem Büro des Direktors«, sagte Eddie. Als Sam das Telefon übernahm, hatte seine Stimme den gleichen festen und unbeirrbaren Ton, den sie bei dem Gespräch mit Craig Michaelson gehabt hatte. Gegenüber der Sekretärin des Direktors wählte er nicht lange seine Worte. »Detective Deegan vom Büro des Bezirksstaatsanwalts von Orange County am Apparat. Kadettin Meredith Buckley schwebt in ernster Gefahr. Ein geistesgestörter
Mörder könnte es auf sie abgesehen haben. Ich muss sofort mit dem Direktor sprechen.«
Er musste nicht länger als zehn Sekunden warten, bis sich der Direktor meldete. Er lauschte Sams kurzer Erklärung und sagte dann: »Sie müsste gerade in einer Prüfung sein. Ich werde dafür sorgen, dass sie sofort in mein Büro kommt.«
»Ich möchte sichergehen, dass sie bei Ihnen ist«, sagte Sam. »Ich warte so lange.«
Er wartete fünf Minuten, das Telefon in der Hand. Als der Direktor sich wieder meldete, klang seine Stimme äußerst beunruhigt. »Vor weniger als fünf Minuten wurde Kadettin Buckley gesehen, wie sie durch das Thayer Gate zum Parkplatz des Museums ging. Sie ist nicht zurückgekommen, und sie ist weder auf dem Parkplatz noch im Museum.«
Sam traute seinen Ohren nicht. Nicht auch das noch, dachte er, nicht ein neunzehnjähriges Mädchen! »Soviel ich weiß, hat sie ihrem Vater versprochen, West Point nicht zu verlassen«, sagte er. »Sind Sie sicher, dass sie hinausgegangen ist?«
»Kadettin Buckley hat ihr Wort nicht gebrochen«, gab der Direktor zur Antwort. »Obwohl es öffentlich zugänglich ist, gehört das Museum zum Campus von West Point.«
90
JILL FERRIS WAR IM LABOR, als Jake in die Stonecroft Academy zurückkam. »Robby Brents Leiche war schon im Leichenwagen, als ich dort ankam«, sagte er, »aber sie haben seinen Wagen aus dem Wasser gezogen. Brent wurde im Kofferraum gefunden. Ich wette, Direktor Downes hat gerade einen Herzanfall, oder sein Magengeschwür ist aufgebrochen. Können Sie sich vorstellen, wie wir jetzt in der Öffentlichkeit dastehen?«
»Der Direktor ist in heller Aufregung«, gab Jill Ferris zu. »Jake, bist du jetzt fertig mit der Kamera?«
»Ich glaube schon. Wissen Sie, Jill, ich meine, Miss Ferris, es hätte mich nicht überrascht, wenn Laura Wilcox zusammen mit Brent im Kofferraum gefunden worden wäre. Langsam fragt man sich, was mit ihr passiert ist. Ich gehe jede Wette ein, dass sie auch tot ist. Und wenn dem so ist, dann ist Dr. Sheridan die Einzige aus der Tischrunde, die noch am Leben ist. An ihrer Stelle würde ich mir schon mal einen Leibwächter zulegen. Ich meine, wenn man bedenkt, wie viele von diesen so genannten Promis keinen Meter weit gehen, ohne von einer Truppe von Muskelmännern begleitet zu werden, dann frage ich mich: Warum tut jemand wie Dr. Sheridan, die sich reale Sorgen machen muss, nicht etwas für ihren Schutz?«
Es war eine rhetorische Frage, und Jake war bereits auf dem Weg in die Dunkelkammer, daher erhielt er keine Antwort. Er war sich noch nicht darüber im Klaren, was er mit den Aufnahmen vom Leichenfundort machen sollte. Es war eher unwahrscheinlich, dass sie je in der Stonecroft Academy Gazette abgedruckt werden würden. Dennoch war er sicher, dass er schon einen Platz für sie finden würde, auch wenn er bisher noch kein Angebot von der New York Post erhalten hatte, dort als Reporter einzusteigen.
Als die Bilder fertig entwickelt waren, betrachtete er sie mit tiefer Zufriedenheit. Aus verschiedenen Blickwinkeln hatte er es verstanden, die unheimliche Nacktheit des Wracks mit den von den Felsen aufgerissenen Flanken und
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