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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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für eine Weile gelegt. Doch jetzt spürte er erneut Unruhe aufkommen, und er wusste, dass es sein Instinkt war, der ihm eingab, nicht mehr länger zu warten, sondern nach ihr zu suchen.
    »Raub fällt als Motiv aus«, sagte Cal Grey. »Brent trug eine teure Armbanduhr, und in seiner Brieftasche steckten sechshundert Dollar und ein halbes Dutzend Kreditkarten. Wie lange wird er schon vermisst?«
    »Zuletzt wurde er beim Abendessen am Montagabend gesehen«, erwiderte Sam.
    »Ich schätze mal, dass er danach nicht mehr lange gelebt hat«, kommentierte Grey. »Natürlich kann ich dir wie immer nach der Autopsie Genaueres über den Zeitpunkt sagen.«
    »Ich war bei diesem Abendessen anwesend«, sagte Sam. »Was hatte er an, als ihr ihn aus dem Kofferraum geholt habt?«
    »Beigefarbenes Jackett, dunkelbraune Hose und einen braunen Rollkragenpullover.«
    »Dann ist er wohl am Montagabend gestorben, es sei denn, er hat in seinen Kleidern geschlafen.«

    Kameras blitzten auf, als die Fotografen hinter dem Absperrband das Auto ins Visier nahmen, das für Robby Brent zum Sarg geworden war. Ein Abschleppwagen hatte es aus dem Fluss gezogen, und jetzt stand es, nass glänzend und immer noch an dem Seil hängend, auf der Uferböschung, während das Wasser aus allen Ritzen herauslief und die Spezialisten es aus allen Blickwinkeln fotografierten.
    Ein Beamter der Ortspolizei informierte Sam über die Einzelheiten, die bisher bekannt geworden waren: »Wir gehen davon aus, dass der Wagen gestern Abend gegen zehn Uhr versenkt wurde. Ein Ehepaar, das in New Windsor wohnt, kam beim Joggen ungefähr um Viertel vor zehn hier vorbei. Sie sagen, ihnen ist ein Auto aufgefallen, das in der Nähe der Bahngleise geparkt stand und in dem jemand saß. Als sie wieder an diesem Punkt vorbeikamen, war das Auto verschwunden, aber ein Mann ist eilig die Uferstraße entlanggegangen.«
    »Haben sie sein Gesicht sehen können?«
    »Nein.«
    »Haben sie erwähnt, dass er groß war? Ich meine, richtig groß?«, fragte Sam.
    »Sie sind sich nicht einig. Der Mann sagt, er sei mittelgroß gewesen, die Frau meinte, er sei ziemlich groß gewesen. Beide tragen eine Brille und haben angegeben, ihn nicht gut gesehen zu haben. Aber sie sind sicher, dass ein Auto hier geparkt stand, dass es zehn Minuten später verschwunden war und dass ein Mann zu Fuß und in Eile weggelaufen ist.«
    Es ist immer dasselbe mit diesen Augenzeugen, dachte Sam. Als er sich zum Gehen wandte, entdeckte er Jake Perkins, der sich durch die Menge drängelte, um an die Absperrung zu gelangen. Er trug eine Kamera auf der Schulter, die Sam an das Modell erinnerte, das er in einem Buch über den großen Weltkriegsfotografen Robert Capa gesehen hatte.
    Man fragt sich wirklich, ob der Knabe die Fähigkeit hat, an zwei Orten gleichzeitig zu sein, dachte Sam. Er scheint
nicht nur überall zu sein – er ist tatsächlich überall. Ihre Blicke trafen sich, aber Jake schaute sogleich weg. Er ist sauer auf mich, weil ich Tony gesagt habe, er soll ihn in eine Zelle werfen, dachte Sam. Ich hätte ihm eine Chance geben sollen und wenigstens sagen können, dass er sich bemüht hat, mir zu helfen, denn das hat er. Schließlich hat er mich darauf hingewiesen, dass Laura bei ihrem ersten Anruf nervös klang.
    Er überlegte, ob er zu Jake gehen und mit ihm sprechen sollte, als sein Handy klingelte. Er fischte es schnell aus der Tasche, in der Hoffnung, der Anruf käme von Jean. Aber es war Joy Lacko. »Sam, wir hatten vor ein paar Minuten einen Anruf über die Notrufzentrale. Ein BMW-Kabrio, das auf Dr. Jean Sheridan zugelassen ist, steht seit mehreren Stunden beim Storm-King-Aussichtspunkt an der 218. Der Anruf kam von einem Vertreter, der gegen sieben Uhr fünfundvierzig dort vorbeifuhr und dann ein zweites Mal vor zwanzig Minuten. Er fand es merkwürdig, dass der Wagen so lange dort stand, und hat angehalten, um nachzusehen. Der Schlüssel steckt noch, und ihre Handtasche liegt auf dem Beifahrersitz. Es sieht nicht gut aus.«
    »Deswegen hat sie sich also auf ihrem Handy nicht gemeldet«, sagte Sam. »O Gott, Joy. Warum habe ich bloß nicht darauf bestanden, dass sie Personenschutz bekommt? Steht der Wagen immer noch am Aussichtspunkt?«
    »Ja. Rich hat sich gedacht, dass Sie einen Blick darauf werfen wollen, bevor wir ihn wegbringen.« In Joys Stimme klang Mitgefühl. »Ich melde mich wieder, Sam.«
    Der Leichenwagen mit Robby Brent fuhr in diesem Augenblick los. In nicht mal einer Woche hat dieser Wagen

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