Mein ist die Stunde der Nacht
hören ist, scheint er ein richtiger Immobiliengigant geworden zu sein.«
»Du bist doch der Experte für jugendliches Verhalten, Mark. Laura hat sich schon immer an die erfolgreichen Jungs gehalten. Warum sollte sie es als Erwachsene anders machen? Und abgesehen davon ist es nur vernünftig, wenn sie sich auf diese vier konzentriert. Ihre Exfreunde – wie Doug Hanover – sind entweder nicht gekommen oder haben ihre Ehefrauen im Schlepptau.« Jean bemühte sich, einen lockeren Ton anzuschlagen.
Mark schmunzelte, aber als Jean genauer hinsah, bemerkte sie, dass sich seine Gesichtszüge fast unmerklich verkrampft hatten. Du also auch?, dachte sie und stellte fest, dass sie die Vorstellung enttäuschte, auch Mark gehöre zu denen, die in Laura verliebt gewesen waren – und es vielleicht immer noch waren. Aber sei’s drum, sie wollte die Gelegenheit nutzen, um mit Laura zu reden, und wenn er
ebenfalls gerne in ihrer Nähe sein wollte, machte ihr das nichts aus. »Lass uns mit Laura zusammensitzen«, schlug sie vor. »Auf der Schule saßen wir auch immer zusammen.« Für einen Augenblick tauchte das Bild der Mittagsrunde in Stonecroft in ihren Gedanken auf. Sie sah Catherine und Debra, Cindy, Gloria und Alison dort sitzen.
Und Laura und ich.
Laura … und ich …
17
DASS DIE NACHRICHT vom spurlosen Verschwinden einer Frau in Surrey Meadows, New York, am Samstagmorgen noch nicht in der Zeitung stehen würde, war zu erwarten gewesen. Die Eule war daher angenehm überrascht, dass die Meldung sowohl im Radio als auch im Fernsehen gebracht wurde. Vor und nach dem Frühstück, während er seinen Arm in Wasser badete, sah er sich die Berichte an. Der Schmerz in seinem Arm strahlte von der Stelle aus, in die der Hund seine Zähne gegraben hatte; er betrachtete es als Strafe für seine Nachlässigkeit. Die Leine in der Hand der Frau hätte ihm auffallen müssen, bevor er den Wagen anhielt und sie sich schnappte. Der Schäferhund war wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte ihn knurrend und zähnefletschend angesprungen. Zum Glück hatte er rasch nach dem Wagenheber greifen können, der immer auf dem Vordersitz lag, wenn er auf solchen Streifzügen unterwegs war.
Jetzt saß ihm Jean gegenüber am Tisch, und es war ihr anzusehen, dass sie die Rose am Grab gefunden hatte. Sicherlich hoffte sie, Laura hätte bemerkt, wer von ihnen eine Rose bei sich gehabt oder sich während der Friedhofsbesichtigung von der Gruppe entfernt hatte. Aber darüber machte er sich keine Sorgen. Laura hatte überhaupt nichts bemerkt, da war er sich absolut sicher. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, herauszufinden, wen von uns sie am
besten benutzen könnte. Sie ist abgebrannt und am Ende, dachte er triumphierend.
Nur weil er durch Zufall vor vielen Jahren von der Sache mit Lily erfahren hatte, war ihm bewusst geworden, dass es zahlreiche Wege gab, Macht über andere Leute zu gewinnen. Manchmal gefiel es ihm, diese Macht auch einzusetzen. Dann wieder wartete er ab und beobachtete. Vor drei Jahren hatte sein anonymer Hinweis an das Finanzamt eine Überprüfung von Lauras Finanzen ausgelöst. Mittlerweile war ihr Haus gepfändet worden. Bald würde das keine Bedeutung mehr haben, aber bevor er sie tötete, gab ihm die Vorstellung, dass sie Angst hatte, ihr Haus zu verlieren, ein befriedigendes Gefühl.
Die Idee, Jean die Botschaften zu schicken, war ihm erst gekommen, als er zufällig die Adoptiveltern ihrer Tochter kennen lernte. Auch wenn ich geschwankt habe, ob ich Jean töten soll, auf jeden Fall wollte ich, dass sie leidet, dachte er ohne Reue.
Die Rose am Grabstein zu hinterlegen war ein Geniestreich gewesen. Beim Mittagessen im Thayer hatte er die Verzweiflung sehen und genießen können, die Jean ins Gesicht geschrieben stand. Bei der Fahnenparade vor dem Footballspiel hatte er sich darum bemüht, neben ihr zu sitzen. »Ein wunderbarer Anblick, findest du nicht?«, hatte er sie gefragt.
»Ja.«
Er wusste genau, dass sie die ganze Zeit an Reed Thornton dachte.
Die Hellcats , das Musikkorps der Akademie, marschierten jetzt an der Tribüne vorbei, auf der sie saßen. Schau sie dir genau an, Jeannie, dachte er. Deine Tochter ist die Erste in der zweiten Reihe, von uns aus gesehen.
18
ALS SIE WIEDER im Glen-Ridge House waren, passte Jean den Moment ab, in dem Laura in den Fahrstuhl stieg, fuhr mit ihr hoch und folgte ihr zu ihrem Zimmer. »Laura, ich muss mit dir reden«, sagte sie.
»Bitte, Jeannie, ich möchte jetzt bloß ein
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