Mein ist die Stunde der Nacht
vorschlagen, dass Sie mir erlauben, vorher mit den betroffenen Familien zu sprechen, soweit es möglich ist.«
»Ich danke Ihnen. Ich werde Ihre Zeit jetzt nicht länger beanspruchen.«
Sie standen auf. »Mir ist aufgefallen, dass dieser Unbekannte so etwas wie ein Shakespeare-Kenner sein muss«, sagte Monsignore Dillon. »Nicht viele Menschen würden ein doch eher unbekanntes Zitat wie das von den Lilien verwenden.«
»Daran habe ich auch schon gedacht, Monsignore.« Sam hielt inne. »Ich hätte gleich danach fragen sollen: Wissen Sie vielleicht von Priestern in der Diözese, die damals hier Dienst getan haben? In der Zeit, als Jeans Baby möglicherweise getauft wurde?«
»Pater Doyle war der stellvertretende Pfarrer, er ist schon vor Jahren gestorben. Pfarrer war damals Monsignore Sullivan. Er ist nach Florida zu seiner Schwester und seinem Schwager gezogen. Ich kann Ihnen seine Adresse geben, wenn Sie wollen.«
»Das wäre nett.«
»Ich habe sie hier in meiner Aktenschublade. Ich gebe sie Ihnen gleich.« Er öffnete die Schublade, zog eine Aktenmappe
heraus, warf einen Blick hinein und schrieb dann Namen, Adresse und Telefonnummer auf einen Zettel. Er reichte ihn Sam mit den Worten: »Die Witwe von Dr. Connors ist auch Gemeindeglied. Wenn Sie wollen, kann ich sie anrufen und sie bitten, mit Ihnen zu sprechen. Vielleicht erinnert sie sich an die Adoption.«
»Vielen Dank, das wird nicht nötig sein. Ich habe mit Jean Sheridan telefoniert, kurz bevor ich hierherkam. Sie hat Mrs Connors’ Adresse im Telefonbuch gefunden und ist vermutlich gerade auf dem Weg zu ihr.«
Während sie zur Tür gingen, sagte Monsignore Dillon: »Sam, gerade ist mir etwas eingefallen. Alice Sommers ist ebenfalls in unserer Gemeinde. Sind Sie der Beamte, der weiter an dem Fall ihrer Tochter gearbeitet hat?«
»Ja.«
»Sie hat mir von Ihnen erzählt. Ich hoffe, Sie wissen, was für ein großer Trost es für sie gewesen ist, dass Sie nie aufgehört haben, nach Karens Mörder zu suchen.«
»Es freut mich, dass ihr das geholfen hat. Alice Sommers ist eine sehr tapfere Frau.«
Sie standen an der Tür. »Ich habe heute Morgen im Radio die schreckliche Nachricht gehört, dass man die Leiche der Frau gefunden hat, die ihren Hund ausgeführt hat«, sagte Monsignore Dillon. »Sind Sie auch mit diesem Fall befasst?«
»Ja.«
»Soweit ich gehört habe, scheint es sich, genau wie bei Karen Sommers, um ein willkürlich gewähltes Mordopfer zu handeln, und beide wurden brutal erstochen. Ich weiß, es klingt unwahrscheinlich, aber glauben Sie, dass es irgendeine Verbindung zwischen diesen beiden Morden geben könnte?«
»Monsignore, Karen Sommers ist vor zwanzig Jahren umgebracht worden«, gab Sam vorsichtig zur Antwort. Er wollte nicht zu erkennen geben, dass ihn der Gedanke an diese Möglichkeit nicht mehr losließ, besonders seitdem er
wusste, dass beiden Opfern die Stichwunden im selben Bereich der Brust beigebracht worden waren.
Der Pfarrer schüttelte den Kopf. »Ich denke, es ist besser, ich überlasse Ihnen die Ermittlungsarbeit. Es war nur ein Gedanke, der mir durch den Kopf ging, und da Sie mit dem Fall Sommers so vertraut sind, glaubte ich, es erwähnen zu müssen.« Er öffnete die Eingangstür und reichte Sam die Hand. »Gott segne Sie, Sam. Ich werde für Lily beten, und ich werde Ihnen die Namen übermitteln, sobald es nur irgend möglich ist.«
»Danke, Sir. Beten Sie für Lily, und wenn Sie schon dabei sind, vergessen Sie auch Laura Wilcox nicht.«
»Die Schauspielerin?«
»Ja. Wir befürchten, dass sie auch in Schwierigkeiten steckt. Seit Samstagabend wurde sie nicht mehr gesehen.«
Monsignore Dillon starrte Sam nach. Laura Wilcox war auf dem Klassentreffen in Stonecroft, dachte er ungläubig. Sollte ihr ebenfalls etwas zugestoßen sein? Lieber Gott, was geht hier eigentlich vor?
Mit einem inständigen stummen Gebet für Lily und Laura auf den Lippen kehrte er in sein Arbeitszimmer zurück und rief seine Sekretärin an. »Janet, bitte lassen Sie alles stehen und liegen, und suchen Sie das Taufregister von vor neunzehn Jahren heraus, März bis Juni. Sobald Pater Arella zurückkommt, richten Sie ihm bitte aus, dass ich eine Aufgabe für ihn habe und dass er alles andere, was er für heute vorgehabt hat, absagen soll.«
»Ja, natürlich, Monsignore.« Janet legte auf und warf einen sehnsüchtigen Blick auf das gegrillte Käse-Schinken-Sandwich und den Pappbecher mit Kaffee, die soeben an ihren Schreibtisch gebracht
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