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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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dann nur, weil bisher niemand darauf
gestoßen ist. An Ihrer Stelle würde ich mit der Letzten anfangen. Der Fall ist noch ziemlich frisch, und wenn die Beamten in L. A. von den anderen Frauen erfahren, werden sie genau hinschauen, bevor sie Alison Kendalls Tod als Badeunfall deklarieren. Wir werden sämtliche Ermittlungsunterlagen in all diesen Fällen anfordern.«
    »Das Sekretariat von Stonecroft wird uns eine Liste der Absolventen schicken, die am Treffen teilgenommen haben, sowie eine Liste der übrigen Personen, die beim Dinner anwesend waren«, sagte Sam. »Sie haben die Adressen und Rufnummern von allen Absolventen und zumindest von einem Teil der Leute aus der Stadt, die dort waren. Natürlich haben manche Leute einen Tisch reserviert und dabei nicht die Namen ihrer Gäste angegeben, es wird also einige Zeit brauchen, um das herauszukriegen.« Vor lauter Müdigkeit konnte Sam ein Gähnen nicht unterdrücken.
    Der Bezirksstaatsanwalt hatte begriffen, dass nach Sams Einschätzung allerhöchste Gefahr im Verzug war. Daher wusste Rich Stevens, dass es zwecklos war, seinem ältesten Ermittlungsbeamten den Rat zu geben, sich ein wenig schlafen zu legen. Stattdessen sagte er: »Sorgen Sie dafür, dass sich ein paar von den anderen Jungs an die Arbeit machen, Sam. Was werden Sie jetzt unternehmen?«
    Ein reumütiges Lächeln huschte über Sams Gesicht. »Ich bin mit einem Priester verabredet«, sagte er, »und ich kann nur hoffen, dass er derjenige sein wird, der beichtet.«

43
    DIE ENTDECKUNG DER LEICHE von Helen Whelan war für die Medien eine größere Story. Schon das Verschwinden der beliebten Lehrerin zwei Tage zuvor war auf Medieninteresse gestoßen, aber die Nachricht ihrer Ermordung war eine Geschichte ersten Ranges, weil sie die Bevölkerung in den kleinen Städten des Hudson-Tals in Alarmstimmung versetzte.
    Die Tatsache, dass ihr Hund brutal erschlagen worden und seine Leine immer noch um das Handgelenk des Opfers gewickelt gewesen war, als die Leiche gefunden wurde, gaben den Befürchtungen zusätzlich Nahrung, dass sich ein wahllos zuschlagender Mörder oder Serienkiller in dieser Gegend herumtrieb, die so stark von Geschichte und Tradition geprägt war.
    Die Eule hatte mit Unterbrechungen die ganze Nacht von Sonntag auf Montag vor sich hin gedöst. Nach seinem ersten Besuch bei Laura um halb elf hatte er ein paar Stunden geschlafen. Bei seinem zweiten Besuch im Morgengrauen hatte er mit Befriedigung registriert, dass sie nur noch ein zitterndes Bündel Elend war, das um Gnade flehte – Gnade, die sie ihm in ihren gemeinsamen Schuljahren verweigert hatte, wie er ihr vorgehalten hatte. Nach diesem Besuch hatte er lange unter der Dusche gestanden in der Hoffnung, das heiße Wasser würde die pochenden Schmerzen in seinem
Arm lindern. Die Bisswunde hatte sich entzündet und angefangen zu eitern. Er war zuerst zum alten Drugstore in der Stadt gefahren, in dem er schon als Kind seine Sachen gekauft hatte, doch hatte er den Laden sofort wieder verlassen. Er hatte Peroxid, antibiotische Salbe und Verbandszeug kaufen wollen, aber dann war ihm eingefallen, dass die Polizei nicht unbedingt immer dumm sein musste. Vielleicht hatte sie die örtlichen Apotheken gebeten, auf Kunden zu achten, die diese Art von Artikeln kauften.
    Daher war er zu einer Filiale einer großen Ladenkette gefahren und hatte Rasierschaum, Zahnpasta, Vitamintabletten, Cracker, Brezeln und Chips aus den Regalen genommen, dazu, in einem Augenblick der Inspiration, Kosmetik, Nachtcreme, Feuchtigkeitslotion und Deodorant. Erst dann warf er die Sachen, die er benötigte, dazu – Peroxid, Verband und Salben.
    Er hoffte nur, dass er kein Fieber bekommen würde. Ihm war warm, und er spürte, dass sein Gesicht rot sein musste. Über all den unnützen Dingen, die er im Drugstore zur Tarnung in den Einkaufskorb geworfen hatte, hatte er vergessen, Aspirin mitzunehmen. Aber das konnte er überall kaufen, ohne dass es weiter auffiel.
    Er griff zur Fernbedienung und stellte die Lautstärke des Fernsehgeräts höher. Bilder vom Fundort der Leiche wurden gezeigt. Er schaute genau hin, und dabei fiel ihm auf, wie matschig der Boden aussah. Er hatte nicht in Erinnerung, dass es dort so viel Schlamm gegeben hatte. Das bedeutete, dass vermutlich eine Menge Schmutz aus dieser Gegend an den Reifen seines Leihwagens klebte. Er wäre gut beraten, wenn er den Wagen in der Garage jenes Hauses stehen ließe, in dem Laura noch ein wenig weiterleben durfte. Er würde

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