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Mein Katalonien

Titel: Mein Katalonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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herum, um dem Maschinengewehrfeuer zu entgehen. Dieses Mal kam das Flugzeug gerade über uns hinweg, aber zu hoch, als daß es sich gelohnt hätte, darauf zu schießen. Es fielen auch keine Bomben, sondern weiße, glitzernde Dinger heraus, die sich in der Luft dauernd überschlugen. Einige flatterten in unsere Stellung herab. Es waren faschistische Zeitungen, Nummern des Heraldo de Aragón, die den Fall von Malaga ankündigten.
    Während dieser Nacht unternahmen die Faschisten einen ziemlich fruchtlosen Angriff. Ich legte mich gerade todmüde nieder, als ein dichter Kugelregen über unsere Köpfe hinwegpfiff und jemand in den Unterstand rief: »Sie greifen an!« Ich riß mein Gewehr an mich und schlitterte auf meinen Posten auf dem Gipfel der Stellung, neben dem Maschinengewehr. Es war vollständig dunkel, und draußen herrschte ein teuflischer Lärm. Ich glaube, das Feuer aus fünf Maschinengewehren richtete sich auf uns, und man hörte eine Reihe heftiger Explosionen, die davon herrührten, daß die Faschisten in idiotischer Weise Handgranaten über ihre eigene Brustwehr warfen. Es war vollständig dunkel. Links von uns unten im Tal konnte ich die grünlichen Blitze von Gewehrfeuer sehen, dort streifte eine kleine faschistische Abteilung, vermutlich ein Spähtrupp, herum. In der Dunkelheit flogen die Kugeln um uns herum, krach – zack – krach. Ein paar Granaten rauschten über uns hinweg, aber sie fielen nicht in unserer Nähe nieder, und die meisten explodierten nicht (wie es in diesem Krieg üblich war). Mir war nicht wohl zumute, als von der Hügelkuppe hinter uns noch ein weiteres Maschinengewehr das Feuer eröffnete – tatsächlich hatte man ein Maschinengewehr dorthin gebracht, um uns zu helfen. Aber damals sah es so aus, als seien wir umzingelt. In diesem Augenblick klemmte unser eigenes Maschinengewehr, so wie es immer mit diesen verfluchten Patronen klemmte, und der Ladestock war in der undurchdringlichen Finsternis unauffindbar. Anscheinend konnte man nichts tun, als stillzuhalten und auf sich schießen zu lassen. Die spanischen Maschinengewehrschützen hielten es für unter ihrer Würde, in Deckung zu gehen, ja, in der Tat stellten sie sich absichtlich heraus, und so mußte ich das gleiche tun. Unbedeutend wie es sein mochte, war doch das ganze Erlebnis sehr aufschlußreich. Es war das erste Mal, daß ich im eigentlichen Sinne unter Feuer gelegen hatte, und zu meiner Demütigung merkte ich, daß ich schreckliche Angst hatte. Man empfindet, wenn man unter heftigem Feuer liegt, immer das gleiche, nicht so sehr, daß man Angst hat, getroffen zu werden, als vielmehr Angst davor, daß man nicht weiß, wo man getroffen wird. Man fragt sich die ganze Zeit, wo einen die Kugel erwischen wird, und das gibt dem gesamten Körper eine fast unangenehme Empfindlichkeit.
    Nach ein oder zwei Stunden etwa ebbte das Schießen allmählich ab und legte sich schließlich vollständig. Unterdessen hatten wir nur einen Verlust. Die Faschisten hatten ein paar Maschinengewehre ins Niemandsland vorverlegt, aber sie hatten sich in sicherer Entfernung gehalten und machten keinen Versuch, unsere Befestigung anzugreifen. Tatsächlich griffen sie überhaupt nicht an, sondern verschwendeten nur Patronen und machten einen begeisterten Lärm, um den Fall von Malaga zu feiern.
    Die hauptsächliche Bedeutung dieses Vorfalls bestand darin, daß er mich lehrte, die Kriegsnachrichten in den Zeitungen mit etwas ungläubigeren Augen zu lesen. Ein oder zwei Tage später veröffentlichten die Zeitungen und der Rundfunk Berichte über einen riesigen Angriff mit Kavallerie und Tanks (einen senkrechten Abhang hinauf), der von den heroischen Engländern abgeschlagen worden sei.
    Als die Faschisten uns berichteten, Malaga sei gefallen, hielten wir es für eine Lüge. Aber am nächsten Tag gab es überzeugendere Gerüchte, und es muß ein oder zwei Tage später gewesen sein, daß es offiziell zugegeben wurde. Allmählich kam die ganze schimpfliche Geschichte heraus – wie die Stadt, ohne einen Schuß abzufeuern, evakuiert wurde und wie die Wut der Italiener sich nicht auf die Truppen gerichtet hatte, die abgezogen waren, sondern auf die bejammernswerte Zivilbevölkerung, die teilweise über mehr als hundertfünfzig Kilometer verfolgt und mit Maschinengewehren niedergemacht wurde. Diese Nachricht bewirkte an der ganzen Front eine Art Abkühlung, denn was auch immer die Wahrheit gewesen sein mag, jedermann in der Miliz glaubte, daß der Verlust von

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