Mein Leben
Aber ich ließ es sein. Sie wirkten sehr glücklich und machten einen ganz normalen Eindruck. Ich brachte es nicht übers Herz, Unruhe zwischen den beiden zu stiften, und vielleicht wusste er ja sowieso Bescheid.
Aus Hazelden zurück, erwartete mich eine Menge Arbeit, unter anderem die Fortsetzung eines Projekts vom Januar 1986, als ich mich einverstanden erklärt hatte, an sechs Abenden hintereinander in der Londoner Royal Albert Hall zu spielen. Das sollte zu einer Tradition werden, und jedes Jahr wurden es mehr Konzerte, bis 1991 mit vierundzwanzig der Höhepunkt erreicht war. Zu der Band gehörten Nathan East und Greg Phillinganes von den August – Sessions, Steve Ferrone und Phil Collins am Schlagzeug und zusätzlich Mark Knopfler an der Gitarre, und die Shows waren so gut gelaufen, dass wir beschlossen, daraus etwas Regelmäßiges zu machen.
Ich hatte die Royal Albert Hall schon immer gemocht und mir viele Konzerte dort angesehen. Das Haus hat eine großartige Atmosphäre, und das Management hat immer für eine gute Akustik gesorgt. Und wenn man auf der Bühne steht, kann man das ganze Publikum sehen, was längst nicht überall so ist. Man hat Fans hinter sich und links und rechts in den Logen, sie stehen oben auf der Galerie und manchmal sogar im Parkett. Vorne sitzen die Leute einem direkt zu Füßen, und man steht wirklich mitten in der Menge. Ich erinnere mich an eine Begebenheit aus der Zeit, als in der Albert Hall keine Rockkonzerte stattfinden durften. Irgendwie hatten die Mothers of Invention es geschafft, dort gebucht zu werden. Es war eine phantastische Show, und für die Zugabe brach Frank Zappas Keyboarder Don Preston, bekannt als »Mother Don«, die zwei Glastüren auf, hinter denen die hauseigene Orgel eingeschlossen war, und gab dort eine irre Version von »Louie Louie« zum Besten, die das ganze Haus zum Toben brachte.
Die besten Zeiten in diesen ersten Jahren meiner Nüchternheit verbrachte ich mit meinem Sohn und seiner Mutter. Nie hatte ich stärker das Gefühl, ein normales Leben zu führen, als mit diesen beiden. Conor war ein hübscher Junge mit blondem Haar, ähnlich wie meins in diesem Alter gewesen war, und braunen Augen. Ich kannte Fotos von meinem Onkel Adrian, wie er als kleiner Junge mit meiner Mutter in den Wäldern um Ripley spielte, und Conor war ihm sehr ähnlich. Ein schönes Kind mit einem wunderbar sanften Wesen, das an seinem ersten Geburtstag bereits gehen konnte.
Sobald er sprechen konnte, nannte er mich Papa.
Aber sosehr ich diesen kleinen Jungen liebte, hatte ich keine Ahnung, was ich mit ihm anfangen sollte, war ich selbst doch ein Baby, das sich um ein Baby kümmern sollte. Also ließ ich ihn von Lori erziehen, und sie machte das mit Bravour. Manchmal kam sie und wohnte dann bei ihrer Schwester Paula, die als ihre Assistentin arbeitete, und gelegentlich kam auch ihre Mutter mit, und dann hatten wir für ein paar Wochen so etwas wie ein friedliches Familienleben. Ich beobachtete Conor auf Schritt und Tritt, und da ich nicht wusste, wie man sich als Vater verhält, spielte ich mit ihm wie ein Bruder, kickte stundenlang Bälle auf der Terrasse oder spazierte mit ihm im Garten herum. Er lernte auch meine Mutter, meine Großmutter und Roger kennen. Er war wirklich ein kleiner Engel, ein göttliches Wesen.
1989 begann ich mit der Arbeit an Journeyman , einem meiner Lieblingsalben. Produziert von Russ Titleman, enthielt es eine interessante Mischung von Coversongs und Originalen, insbesondere mehrere neue Stücke von Jerry Williams. Ich mochte seine Kompositionen sehr. Als Musiker war er mir ungeheuer sympathisch. Im persönlichen Umgang konnte er manchmal ziemlich erdrückend sein, aber das spielte angesichts seines Talents kaum eine Rolle, zumal man sich bei der Arbeit kaum einen besseren Partner denken konnte. Er war ein wunderbarer Bursche, sehr humorvoll, sehr begabt, und ich wusste, wir würden immer Freunde sein. Die Arbeit an diesem Album hat mir viel Spaß gemacht, nicht zuletzt dank der vielen Musiker, die mitgewirkt haben: George Harrison, Cecil und Linda Womack und Robert Cray. Russ bestand darauf, dass ich eine Version von »Hound Dog« einspielen sollte, was sich als großartige Idee erwies, und eine Nummer von Ray Charles, »Hard Times«; aber am besten gefiel mir »Old Love«, ein stimmungsvoller Bluessong, den ich mit Robert Cray schrieb und auf dem wir beide uns den Gitarrenpart teilten.
1990 gingen wir mit dem Album auf Tour, zuerst durch
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