Mein Leben
Großbritannien und Europa und dann durch die USA. Ende August, während der zweiten Hälfte dieser Tour, verlor ich einen guten Freund und eines meiner musikalischen Vorbilder: Stevie Ray Vaughan, texanischer Gitarrist und Bluesmusiker, der jüngere Bruder von Jimmie Vaughan, den ich ganz gut von seiner Band Fabulous Thunderbirds her kannte. Mitte 1986 hatte Jimmie mich angerufen und mir erzählt, Stevie Ray sei in einer Entzugsklinik in London, und ob ich ihn nicht mal besuchen wolle. Ich ging hin und sagte ihm, ich hätte das alles auch schon durchgemacht, und wenn er Hilfe brauche, sei ich immer für ihn da. Wir wurden gute Freunde, und im Jahr darauf sah ich ihn ein paarmal auf der Bühne und jammte auch gelegentlich mit ihm. Für mich war er damals einer der besten Bluesgitarristen der Welt, sein Stil erinnerte an Albert King, sein großes Vorbild.
Am 26. August spielten wir in einem Skiort in Wisconsin, in einer Halle, die Alpine Valley Music Theatre hieß, irgendwo zwischen Milwaukee und Chicago. Stevie Ray eröffnete den Abend mit seiner Band Double Trouble, und während ich ihm auf dem Monitor in meiner Garderobe zusah, dachte ich: »Mann, und nach der Show soll ich als Star des Abends auf die Bühne.« Wie flüssig sein Spiel war. Man hatte nie den Eindruck, dass er jemanden nachzuahmen versuchte, das alles kam direkt und scheinbar mühelos aus ihm selbst und war ziemlich innovativ. Und auch sein Gesang war großartig.
Er hatte es einfach drauf.
Als ich dann auf die Bühne ging, dachte ich, verglichen mit einem wie Stevie Ray sei ich ein eher eklektischer Typ, weil ich eben nicht nur Blues spielte, sondern auch Balladen, Reggae und alle möglichen anderen Stile, auch wenn der Blues in all dem und so, wie ich es spielte, immer gegenwärtig war. Ebenfalls an diesem Abend traten Buddy Guy, Robert Cray und Stevie Rays Bruder Jimmie auf, und am Ende spielten wir alle gemeinsam eine fünfzehnminütige Version von »Sweet Home Chicago«.
Nach der Show umarmten wir uns alle zum Abschied und eilten zu den Hubschraubern, die schon auf uns warteten. Es waren Helikopter mit großen Plexiglaskuppeln, und kaum waren wir drin, fiel mir auf, dass der Pilot die beschlagene Frontscheibe mit einem T-Shirt abwischte. Draußen hing etwa drei Meter über dem Boden eine dicke Nebelschicht, und ich weiß noch, wie ich dachte: »Das sieht nicht gut aus.« Aber ich wollte nichts sagen, um den anderen keine Angst zu machen. Kein Mensch will in einem Flieger sitzen und sich von seinem Nachbarn Sprüche anhören wie »Wir werden alle sterben«, und so hielt ich den Mund. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich nicht, dass Stevie Ray, der nach Chicago zurückmusste, einen freien Platz in einem der anderen Helikopter gefunden hatte. Mit ihm flogen noch zwei aus meinem Team, Nigel Browne und Colin Smythe, und mein Agent Bobby Brooks.
Alle vier Hubschrauber flogen ab und verschwanden im Nebel. Ich dachte noch: »Ich hasse so was«, und dann waren wir plötzlich über dem Nebel, und der Himmel war so klar, dass wir die Sterne sehen konnten. Bis zum Hotel war es nicht weit, und ich ging gleich ins Bett und schlief sofort ein. Gegen sieben Uhr morgens rief mich Roger an und sagte, Stevie Rays Helikopter sei nicht angekommen, man wisse noch nicht, was da passiert sei. Ich ging zu seinem Zimmer, wo wir schließlich erfuhren, dass der Hubschrauber nach dem Start in die falsche Richtung geraten und direkt in eine Kunstschneepiste gerast war. Es gab keine Überlebenden. Der arme Jimmie musste die Leiche seines Bruders identifizieren. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Überlegungen, ob wir die Tour fortsetzen oder aus Respekt vor den Toten absagen sollten. Schließlich beschlossen wir einstimmig weiterzumachen. Wir standen alle noch unter Schock, als wir noch am selben Abend in St. Louis spielten, aber es war das Beste, was wir für Stevie Ray tun konnten.
Während der Aufnahmearbeiten zu Journeyman wurde ich einer hübschen jungen Italienerin vorgestellt. Sie hieß Carla und war Model und wurde quasi zwangsläufig die Nächste, die mir im Leben etwas beibringen sollte. Carla wurde mir von einer Freundin von Lori vorgestellt, was ja schon ein wenig seltsam war, und machte uns allen in den nächsten Monaten eine Menge Probleme. Anfangs war ich nicht sonderlich interessiert, aber sie entpuppte sich als echter Musikfan und schien von mir sehr angetan zu sein. Und ich fühlte mich geschmeichelt, weil sie erst einundzwanzig und sehr sexy war mit ihren
Weitere Kostenlose Bücher