Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
Vom Netzwerk:
Schema lief das ganze nächste Jahr ab, und es erreichte seinen Höhepunkt auf der Australientour im Herbst 1987. Inzwischen war ich so weit abgestürzt, dass ich mein Zittern nicht mehr unterdrücken konnte. Zum zweiten Mal hatte ich einen Punkt erreicht, wo ich ohne einen Drink nicht leben konnte, und einer allein reichte niemals aus. Ich war am Ende, und was mein Gitarrenspiel anbelangte, kam ich gerade noch so zurecht.
    Eines Tages, weit weg von zu Hause in irgendeinem Hotelzimmer, als meine Gedanken mal wieder nur um mein eigenes Leid und Elend kreisten, wurde mir plötzlich klar, dass ich in die Behandlung zurückmusste. Ich dachte: »Das muss aufhören.« Im Grunde habe ich es für Conor getan, denn egal was für ein Mensch ich sonst auch sein mochte, war es mir unerträglich, mich in seiner Gegenwart so aufzuführen. Unerträglich auch die Vorstellung, dass das Bild, das er sich eines Tages von mir machen würde, das des Mannes wäre, der ich jetzt war. Ich rief Roger an und bat ihn, mich in Hazelden anzumelden, und am 21. November 1987 kehrte ich zur Behandlung dorthin zurück.
    Mein zweiter Aufenthalt in Hazelden glich oberflächlich betrachtet dem ersten, verlief aber in Wirklichkeit ganz anders. Diesmal hatte ich keine Vorbehalte gegen den Grund, wieso ich hier war. Ich hatte versucht, meinen Konsum zu kontrollieren, und war gescheitert. Es gab also nichts mehr zu debattieren, es gab keine Grauzone für mich. Dazu kam, dass mein Leben während meines Rückfalls sehr kompliziert und völlig unüberschaubar geworden war. Ich hatte jetzt zwei Kinder, um die ich mich nicht wirklich kümmerte, eine zerbrochene Ehe und mehrere verschreckte Freundinnen. Meine Karriere tuckerte zwar noch im Leerlauf irgendwie vor sich hin, hatte aber die Richtung verloren. Ich war am Ende.
    Mein diesmaliger Therapeut, ein großartiger Bursche namens Phil, versuchte, nachdem er zunächst eine starke Beziehung zu mir aufgebaut hatte, mich damit zu packen, dass er mich lächerlich machte. Das brachte mich total aus der Fassung. Ich war so daran gewöhnt, dass die Leute mir, vielleicht einfach aus Angst, mit einer gewissen Ehrerbietung entgegentraten, und da kommt plötzlich dieser Typ und hat für meine Wichtigtuerei und Arroganz nur ein spöttisches Lachen übrig. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Er erwischte mich sozusagen auf dem falschen Fuß und half mir auf diese Weise, mich so zu sehen, wie die anderen es taten, und das war gar nicht angenehm. Ich war völlig von ihm eingenommen und versuchte ihn möglichst oft zu sprechen, aber er hatte selten Zeit für mich oder tat jedenfalls so. Wie Brian besaß er etwas, das auch ich haben wollte. Mehr noch, er besaß etwas, das ich brauchte. Ich war wie ein Grashalm im Wind. Ich konnte in einer Minute stolz und selbstbewusst über allem stehen, und in der nächsten wälzte ich mich in Verzweiflung. Aber ich musste immer wieder an Conor denken, machte mir sein Leben bewusst und was es mir abverlangte, sowie die entsetzliche Möglichkeit, dass alles sich wahrscheinlich wiederholen würde, wenn ich es diesmal nicht hinbekam. Die Vorstellung, dass er selbst das alles einmal durchmachen müsste, war am Ende das Entscheidende. Ich musste die Kette zerreißen, ich musste ihm geben, was ich selbst nie wirklich gehabt hatte – einen Vater.
    Dennoch stolperte ich ähnlich wie beim ersten Mal durch den Monat in Hazelden und zählte bloß die Tage in der Hoffnung, dass sich in mir etwas ändern würde, ohne dass ich selbst viel dazu beitragen müsste. Aber dann geriet ich gegen Ende meines Aufenthalts plötzlich in Panik, denn ich spürte, dass nichts in mir sich geändert hatte und dass ich völlig schutzlos wieder in die Welt hinausgehen würde. Der Lärm in meinem Kopf war betäubend, alles in mir schrie nach Alkohol. Schockiert musste ich erkennen, dass ich selbst in diesem Behandlungszentrum, in dieser angeblich sicheren Umgebung, ganz ernsthaft in Gefahr war. Das machte mir eine Heidenangst.
    In diesem Augenblick gaben meine Beine fast wie von selbst nach, und ich sank auf die Knie. In der Abgeschiedenheit meines Zimmers flehte ich um Hilfe. Ich hatte keinen Begriff davon, mit wem ich da redete, ich wusste nur, dass ich mit meiner Kraft am Ende war und den Kampf verloren gegeben hatte. Dann fiel mir ein, was ich über Kapitulation gehört hatte. Nie hätte ich gedacht, dass ich dazu fähig wäre, weil mein Stolz das einfach nicht zulassen würde, aber jetzt wusste ich, allein

Weitere Kostenlose Bücher