Mein Leben
Wutausbrüchen. Andererseits konnte sie äußerst reizend und betörend sein. Das Problem war, man wusste nie, was davon einen erwartete. Ich glaube, wir haben in diesen drei Jahren neun- oder zehnmal Schluss gemacht, und doch war ich ihr die ganze Zeit verfallen.
So unglücklich ich war, und trotz der Warnungen meiner Freunde, die keine Zukunft für diese Beziehung sahen, kam ich doch immer wieder bei ihr angekrochen. Als einmal Chris und Richard Steele bei mir auf Antigua zu Besuch waren, vertraute ich ihnen meine Sorgen an und fragte Chris, was sie von einem Brief hielt, den ich an Francesca geschrieben hatte. Sie sah mich an, als komme ich von einem anderen Planeten. »Warum gibst du dieser Frau deine ganze Kraft?«, fragte sie. Ich hatte keine Ahnung, wovon sie redete, aber es machte mich neugierig. Chris leitete damals die Alkohol- und Suchtstation der Priory Psychiatric Clinic in Roehampton, aber ich hatte gehört, dass sie auch private Beratungen durchführte. Ich fragte, ob ich ihre Dienste in Anspruch nehmen könne, und sie sagte ja. Ich wusste selbst nicht so recht, was ich mir davon versprach. Vielleicht wollte ich nur ein paar Tipps von ihr, wie ich besser mit Francesca umgehen könnte, aber schließlich lief es auf etwas ganz anderes hinaus.
Bei unserer ersten Sitzung fragte Chris mich als Erstes: »Sag mir, wer du bist.« Offenbar doch eine ganz simple Frage, aber mir schoss das Blut ins Gesicht, und am liebsten hätte ich sie angeschrien: »Was fällt dir ein! Weißt du etwa nicht, wer ich bin?« Aber natürlich hatte ich einfach keine Ahnung, wer ich war, und schämte mich, das zuzugeben. Ich wollte wie ein reifer Erwachsener wirken, der seit zehn Jahren nüchtern war, während ich in Wahrheit, was meine Gefühlswelt betraf, erst zehn Jahre alt war. Ihre Einstellung zu meiner Beziehung war mir ebenfalls ziemlich neu. Während alle anderen sagten, ich sollte Schluss machen, die Frau sei nicht gut für mich, vertrat Chris die Ansicht, dass meine Schwierigkeiten nichts mit Francesca zu tun hätten. Tatsächlich war sie ihr sogar sympathisch. Chris riet mir, mich mit der Frage zu beschäftigen, was ich überhaupt von der Beziehung erwarte. Kurz, ich solle weitermachen, bis ich entweder genug davon oder meine Lektion, welche auch immer das sein mochte, gelernt hätte.
In dieser Phase glich ich das Chaos meines Liebeslebens mit verstärkter Arbeit an meiner Genesung aus. Je verrückter es mit Francesca wurde, desto intensiver stürzte ich mich in die Therapie. Zusammen mit meinem Freund Paul Wassif, den ich durch Francesca kennengelernt hatte, begann ich in der Priory Clinic als Ansprechpartner für Suchtkranke zu arbeiten, was zunächst eine kurze Ausbildung erforderte. Unter anderem konnten wir dann an Gruppensitzungen mit Patienten teilnehmen, die noch ganz am Anfang waren. Das habe ich sehr gern gemacht. Es gab mir das Gefühl, Verantwortung zu tragen, und manchmal war es wie gelebtes Theater, man wusste nie, was als Nächstes passierte, und die Ergebnisse kamen gelegentlich einem Wunder gleich. Ich begann auch mit einem Therapeuten zu arbeiten, der sich auf John Bradshaws Methoden spezialisiert hatte, insbesondere die Analyse der Familiengeschichte als Weg zur Bewältigung aktueller Verhaltensstörungen. Meine Mutter und mein Onkel waren mit Sicherheit geeignete Beispiele für eine solche Analyse, und in meiner Vergangenheit wimmelte es auch sonst von verrückten Szenen. Kein Wunder, dass ich das alles in der Gegenwart noch einmal durchlebte.
Im selben Maße, wie ich mich selbst erkennen lernte, entdeckte ich auch meine Wurzeln wieder. Nachdem ich mit Unplugged die Tür zu meinen wahren musikalischen Vorlieben aufgestoßen hatte, fand ich es an der Zeit, mich beim Blues und den Musikern zu bedanken, die mich mein Leben lang inspiriert hatten, Leuten wie Elmore James, Muddy Waters, Jimmie Rodgers und Robert Johnson. Ich ging ins Studio mit dem Vorsatz, alles live und bis hin zur Tonart den Originalen so ähnlich wie möglich einzuspielen. Das hat von Anfang bis Ende einen Riesenspaß gemacht. Roger war leider nicht so begeistert. Er meinte anscheinend, dass ich Gefahr lief, nach dem großen Erfolg von Unplugged eine einmalige Gelegenheit verstreichen zu lassen. Ich weiß nicht, was er im Sinn hatte, dafür folgte ich zu sehr meinen eigenen Vorstellungen, aber von nun an ging unsere Zusammenarbeit dem Ende zu.
Meine intensive Beschäftigung mit dem Blues-Projekt machte mich auch blind für die
Weitere Kostenlose Bücher