Mein Leben
Darkness geschrieben und dann für die Lethal Weapon – Reihe. Ganz ehrlich gesagt war ich nach dem, was ich bis dahin kennengelernt hatte, von der Filmindustrie alles andere als begeistert. Ich sehe mir Filme gern an, aber es hatte mich nie gereizt, hinter den Kulissen daran mitzuwirken.
Wie dem auch sei, ich nahm den Auftrag an, hauptsächlich Lili zuliebe. Sie konnte ungeheuer komisch sein, und ich teilte ihre Ansichten, ganz gleich, ob es um Filme, Musik oder einfach nur das Leben ging. Am Ende des Sommers ging ich nach L.A. und machte mich an die Arbeit. Lili stellte mir einen Mann namens Randy Kerber an die Seite, und er war phantastisch. Er zeigte mir, wo es langging, und produzierte wunderbare Soundcollagen, von denen aus ich weiterschreiben konnte. Wir waren ein großartiges Gespann, und ich hoffe, eines Tages können wir so etwas noch einmal machen. Ich weiß noch, wie ich Lili einmal »Tears in Heaven« vorspielte und sie den Song unbedingt in den Film einbauen wollte. Mir war nicht wohl dabei. Eigentlich war ich mir immer noch unsicher, ob ich das überhaupt jemals veröffentlichen wollte, aber schließlich überzeugte sie mich mit dem Argument, dass es vielleicht auch anderen Leuten helfen könnte.
Der Song kam als Single heraus und wurde ein Riesenhit, die einzige von mir selbst geschriebene Nummer eins, soweit ich weiß. Der Film dagegen war kein so großer Erfolg, obwohl er das verdient hätte. Sein Thema war kontrovers, und einige Szenen waren ziemlich quälend, aber es war meines Erachtens ein einfühlsamer Film, der seinem Anliegen gerecht wurde. Heute ist er längst Kult, und ich bin immer noch sehr stolz auf die Musik. Zum Abschluss des Jahres tourte ich mit George Harrison durch Japan. Er und Olivia waren in den Monaten zuvor sehr nett zu mir gewesen, und ich wollte ihnen meinen Dank ausdrücken.
Mittendrin tauchte plötzlich Lori auf und checkte in unserem Hotel ein. Ihr Freund Sylvio hatte mich per Fax vorgewarnt, dass sie mit mir reden wolle. Die beiden hatten sich getrennt, und er war um ihre geistige Gesundheit besorgt. Mir war das zu viel. Ich konnte mich emotional selbst kaum über Wasser halten, und ich musste mich auf die Arbeit konzentrieren. Seltsamerweise nahm dann George die Sache in die Hand. Die beiden reisten eine Weile gemeinsam umher, und er schien einen beruhigenden Einfluss auf sie auszuüben. Ich plagte mich mit Schuldgefühlen, weil ich sie nicht trösten konnte, und gleichzeitig empfand ich ungeheure Wut und Trauer, ohne auch nur ansatzweise zu wissen, wie ich mit diesen Gefühlen und mit Lori umgehen sollte.
Weihnachten zog ich nach London zurück. Es war schön, nach zwanzig Jahren mal wieder in Chelsea zu sein. Die Gegend um das World’s End hatte sich nicht sehr verändert, nur die King’s Road östlich des Rathauses war kaum noch wiederzuerkennen. In den Sechzigern hatte es in ganz Chelsea höchstens drei oder vier Boutiquen gegeben, und jetzt reihte sich am Sloane Square ein Klamottenladen an den anderen. Aber ich war gern wieder dort und konnte mir allmählich auch ein neues Leben als Junggeselle vorstellen. Ich glaubte immer noch, Ablenkung könnte mich von meiner Trauer erlösen, und es würde mich über den Verlust meines Sohnes hinwegtrösten, wenn ich ab und an mit einer Frau ausging. Als ob das wirklich so abliefe.
Ich hatte nach London gewollt, um aus der Isolation herauszukommen und, wenn möglich, neue Freundschaften zu knüpfen. Und obwohl London eine bekanntermaßen einsame Stadt ist, stellte ich nach wenigen Monaten fest, dass ich tatsächlich eine ganze Menge neuer Leute kennen gelernt hatte. Von meinen Schulfreunden einmal abgesehen, sind mir aus dieser Zeit in Chelsea meine ältesten Freundschaften geblieben: mit Jack English, dem großartigen Fotografen; mit Chip Somers, der mit großem Erfolg die Reha-Beratung »Focus 12« betreibt; mit Paul Wassif, dem hervorragenden Gitarristen; mit Emma Turner, die jetzt für Goldman Sachs und im Vorstand von Crossroads arbeitet; und mit Richard und Chris Steele, die einige Jahre lang die Reha-Abteilung der Londoner Priory Psychiatric Clinic geleitet hat. Alle möglichen interessanten Leute lernte ich in diesen zehn Jahren in London kennen, von denen viele ebenfalls dem Alkohol entsagt hatten.
Ein tolles Erlebnis war es auch, Monster dabei zuzusehen, wie er mein neues Haus restaurierte und mit schönen Antiquitäten ausstattete. Inspiriert von seiner Leidenschaft, begann ich Kunst zu sammeln. Zufällig
Weitere Kostenlose Bücher