Mein Leben

richtig abhängig davon geworden, aber auf dieser langen Tournee hat es mir schon unschätzbare Dienste geleistet.
    Es war ein wunderbares Gefühl, in Heathrow aus dem Flugzeug zu steigen. Endlich zu Hause. Melia und die Mädchen waren schon in Hurtwood, und ich konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen. Ich beklage mich so oft über England, wenn ich mich erst mal wieder sicher dort verkrochen habe, dabei geht wirklich nichts über die Heimat, und nichts ist schöner, als nach Hause zu kommen, die glücklichen Kindergesichter zu sehen und ihre Freudenschreie zu hören, wenn ich aus dem Auto steige. Alle wollen sie mir ihr neues Spielzeug zeigen, und alle reden durcheinander. Ich liebe dieses Chaos. Es war auch großartig, den Weihnachtsschmuck zu sehen und zu wissen, dass ich ein paar Tage lang in dem Glück baden konnte, wirklich zu Hause zu sein und das alles einfach nur genießen zu können.
    Im Haus hatte sich lange Zeit nicht viel verändert, einige Zimmer waren neu gestrichen worden, und nun sollte die Gesamterscheinung wieder einmal generalüberholt werden. Ich hatte meine Freundin Jane Ormsby-Gore gebeten, die moderne italienische Einrichtung der letzten zehn Jahre durch eine im georgianischen Stil zu ersetzen. Sie hat einen phantastischen Blick für so etwas, und ich vertraue ihr total. Darüber hinaus waren meine einzigen Pläne, Melia zwischen Weihnachten und Neujahr auf einen Jagdausflug mitzunehmen. Sie hatte Unterricht genommen und war bereit. Und sie hat schnell begriffen, worauf es bei der Jagd ankommt, und ist eine gute Schützin. Ich bin sehr glücklich, dass ich ein solches Hobby mit meiner Frau teilen kann, nicht nur, weil es unsere Freundschaft stärkt, sondern weil sie dann auch meine Leidenschaft dafür nachvollziehen kann.
    Heiligabend kamen Ruth und Derek zu Besuch. Ein paar Tage zuvor hatte Derek mir in einer E-Mail geschrieben, er habe etwas Wichtiges mit mir zu besprechen. Offenbar dachten er und Ruth daran, sich zu verloben, und er wollte alles richtig machen und bei mir um ihre Hand anhalten. Ich war etwas schockiert, denn Ruth hatte zwar schon vor langer Zeit von Verlobung gesprochen, doch inzwischen wusste ich, dass sie ernsthaft an eine Karriere als Musikerin dachte, und daraus konnte sich leicht ein Konflikt ergeben. Mein Gott, wie normal mein Leben wurde. Kaum zu glauben, dass ich über solche Dinge nachdenken musste und dass das Leben sich für mich und uns alle so entwickelte.
    Weihnachten war wunderbar. Richard und Chris und Ruth und Derek kamen schon Heiligabend, und nach dem Essen hatte Richard seinen Auftritt als Weihnachtsmann. Julie äußerte gewisse Zweifel an der ganzen Aufführung, und ich fand es traurig, dass sie mit gerade mal fünf Jahren wohl schon bald um eine Illusion ärmer sein würde. Wir amüsierten uns großartig. Melia kochte ein köstliches Mahl, und dann packten wir den ganzen Tag lang Geschenke aus. Am besten gefiel mir eine weiße mexikanische Stratocaster mit goldeloxiertem Schlagbrett. Melia hatte mich dabei beobachtet, als ich in einem örtlichen Gitarrenladen ein Auge auf sie geworfen hatte. Auf die Rückseite der Gitarre hatte sie eine reizende Widmung geschrieben, und die Mädchen hatten ihre Namen daruntergesetzt – das beste Geschenk, das ich je bekommen habe.
    Am zweiten Weihnachtsfeiertag unternahm ich einen Ausflug mit Derek, und wir sprachen über seine Hochzeitspläne. Ich fand ihn in Ordnung, Ruth und er kannten sich seit zwei Jahren, und da ich nichts gegen ihre Hochzeit einzuwenden hatte, gab ich gern meine Zustimmung. Ich fragte ihn, ob ich die Sache förmlich verkünden solle, bevor wir alle wieder auseinandergingen, aber er meinte, er habe ja noch gar nicht um ihre Hand angehalten und wolle noch den richtigen Augenblick abwarten. Seine Besonnenheit beeindruckte mich. Nach dem Essen verabschiedeten wir unsere Gäste und fuhren zu Jamie Lee, um unser Lager für die Jagd einzurichten. Jamie und seine Frau Lydia haben zwei reizende Töchter, Jessica und Georgia, sie sind ein wenig älter als unsere und verstehen sich prächtig mit ihnen. Später kam noch Paul Cummings mit seiner Frau Janice und ihrem kleinen Sohn Jamie dazu, und unserem Jagdabenteuer stand nichts mehr im Wege.
    Wir schossen an drei verschiedenen Ständen, nur edles und schwieriges Geflügel, und amüsierten uns großartig. Alan Rose, der bekannte Ausbilder der West London Shooting School, stand neben Melia und gab ihr Tipps und aufmunternde Worte, und sie schoss nicht