Mein Leben
Skateboards abzulösen, und Hiroshi ist wie immer die Avantgarde. Und mich hat er natürlich gleich angesteckt, auch wenn ich selbst kaum fahre. Jedenfalls sammle ich jetzt Rennräder, hauptsächlich Räder und Zubehör aus den sechziger Jahren, weil ich schon immer ein Faible dafür hatte. Ich bin wie eine Elster und habe in meinem Leben schon alles Mögliche gesammelt: Autos, Gitarren, Kleidung, Kunst, Uhren und seit neuestem Gewehre und Westerngürtelschnallen. Die Uhrenleidenschaft, insbesondere für seltene Patek Philippes, ist mir eine Zeit lang geradezu gefährlich geworden. Ich konnte kaum glauben, was für Preise solche Uhren bei Auktionen erzielten, und irgendwie wollte ich wohl aus probieren, ob ich die Dreistigkeit besaß, mir so etwas zu kaufen. Ich gab ungeheure Summen für Stücke aus, die wahrscheinlich nur für Leute wie mich von Interesse waren. Das fand ich heraus, als ich zur Finanzierung des Bootes einige dieser unbezahlbaren Uhren verkaufen wollte und nicht halb so viel dafür bekam, wie ich mir hatte weismachen lassen. Aber egal. Ich weiß, was ich an diesen Uhren habe. Sie sind wunderbar gearbeitet, und mir jedenfalls gefallen sie.
Wir blieben etwa zwei Wochen zu lange in Japan und absolvierten insgesamt achtzehn Shows, zwölf davon im Budokan in Tokio. Das störte mich nicht sehr, denn ich bin gern in Japan, nur dass ich furchtbares Heimweh hatte. Ich war seit fast sechs Monaten nicht mehr zu Hause gewesen und sehnte mich nach meiner Familie. Die Musik war großartig, und die Fans dort, echte Experten in Sachen Rockgeschichte, nahmen das Dominos-Material begeistert auf. Höhepunkt der Tour, wie jedes Mal in Japan, war die Begegnung mit Aki und Tak und ihrem Boss Mr. Udo. Tak ist zusammen mit Peter und Doc für Organisation und Management der Japantouren zuständig, und Aki fährt mich herum und versorgt mich mit allem, was ich brauche. Im Laufe der Jahre sind wir gute Freunde geworden.
Seijiro Udo arbeitet seit fünfzig oder sechzig Jahren als Konzertpromoter in Japan und Ostasien und hat seit 1973 alle meine Japan-Tourneen organisiert. Immer wenn ich nach Tokio komme, treffen wir zwei uns im Hama Steakhouse und essen Kobesteak. Seit vierunddreißig Jahren mache ich das so, ich bringe nur meine Sachen ins Hotel und eile dann gleich ins Restaurant. Ich liebe japanisches Essen, und wenn ich dort bin, gehe ich etwa dreimal die Woche mit Mr. Udo aus und verspeise mit ihm die besten Sachen, die man sich denken kann. Er ist ein Samurai, und das sagt eigentlich alles. Er besitzt ein unvergleichliches Gefühl für Ehre und Integrität und obendrein einen unglaublichen Sinn für Humor. Wir lachen sehr viel miteinander. Ich mag ihn sehr, so einen wie ihn gibt es nicht noch einmal.
Nachdem wir Osaka und ein paar weitere Städte abgehakt hatten, wollte ich nur noch nach Hause. Ich hatte genug von Hotelbetten mit Kissen, die sich in Luft auflösten, wenn ich den Kopf darauf legte, und von Leuten, die mich fragten, ob sie sich mit mir fotografieren lassen dürften. Ich war völlig erschöpft, und Weihnachten stand vor der Tür. Ich stellte CDs mit Weihnachtsliedern zusammen und kaufte Spielzeug und Kleider für Melia und die Kinder. Wir wollten uns in Hurtwood treffen, uns eine Woche vom Jetlag erholen und dann das Haus für Weihnachten und die Neujahrsfeiertage herrichten. Danach wollte Melia mit den Kindern nach Columbus zurück, während ich auf Tour durch Indonesien und Australien ging. Aber zunächst einmal sollte es nach Hause gehen, und ich konnte es kaum erwarten.
Gott sei Dank gibt es das Internet. Wenn ich so lange von meiner Familie getrennt bin, benutzen wir es oft, manchmal nur, um den Kindern gute Nacht zu sagen, aber auch sonst, um uns auf dem Laufenden zu halten. Ich kann mir ein Leben ohne Internet gar nicht mehr vorstellen, besonders wenn man viel unterwegs ist und gleichzeitig eine Schar Kinder zu erziehen hat. Mein Interesse an Computern hat ebenfalls Hiroshi geweckt. Ich weiß noch, wie ich ihn, kurz nachdem wir uns kennengelernt hatten, mit einem schönen kleinen Sony-Laptop herumspielen sah und dachte: »So was muss ich auch haben.« Dabei hatte ich ursprünglich für all diese Dinge nur Verachtung übrig. Inzwischen habe ich einige Grundkenntnisse selbst erworben, und obwohl ich immer noch mit nur einem Finger tippe, surfe ich unentwegt und habe mir eine riesige Musiksammlung zugelegt, die ich ständig sortiere und auf CDs fürs Auto zusammenstelle. Ich bin in den letzten Jahren
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