Mein Leben
ziemlich so wie vor dreißig Jahren.
Den ersten Teil des Urlaubs verbrachten wir in dem Haus, das ich auf Antigua gebaut hatte. Im Lauf der Jahre sind so viele Anbauten dazugekommen, hauptsächlich Gästehäuser, dass das Anwesen heute einem kleinen Dorf ähnelt. Das Haus ist wunderschön, absolut hurrikansicher aus Inselgestein erbaut, aber da es in meinen Junggesellenzeiten geplant und errichtet worden war, musste ich viel Arbeit hineinstecken, um es für meine Familie herzurichten. Es steht auf der Spitze einer Klippe und bietet eine atemberaubende Aussicht auf Indian Creek, da es aber von dort sehr steil abwärts geht, bin ich immer ein wenig beunruhigt, wenn ich mit meinen Kindern da bin. Ich würde gern öfter dort sein, und eines Tages werden wir das auch, aber die Mädchen sind noch zu jung für diese raue Umgebung, und bis ich mir um ihre Sicherheit keine Sorgen mehr zu machen brauche, wird es noch eine Weile dauern.
Im April ging es nach Frankreich zu den Proben für die Tour. Die neue Band war großartig, frisch und voller Energie, und erinnerte in mancher Hinsicht an die Dominos, nicht zuletzt, weil auch Derek dabei war. Wir begannen die Tour in Europa und spielten viele Songs von Back Home , einen Teil davon akustisch. Und ich spielte zum ersten Mal »I Am Yours« vom Layla – Album live. Vielleicht weckte dies in mir eine neue Liebe zu den alten Dominos-Sachen, aber es hatte natürlich auch mit Dereks und Doyles nachdrücklichem Bitten zu tun, es noch einmal mit diesen Songs zu versuchen.
Im Laufe des Jahres verschoben sich die Schwerpunkte des Sets immer mehr, bis die erste Hälfte komplett aus Songs von Layla bestand. In der zweiten Hälfte spielten wir Stücke aus den Jahrzehnten danach, um schließlich mit dem Song »Layla« selbst zu enden. Es war eine großartige Show, und wenn wir vor Publikum spielten, das alt genug war, sich an das ursprüngliche Album zu erinnern, kamen wir sehr gut an. Und wenn wir vor Leuten spielten, die mit den Songs nicht so vertraut waren, amüsierten immerhin wir selbst uns prächtig.
In der Mitte der Europa-Tour legten wir eine Pause ein, um nicht mit der Fußball-WM zu kollidieren. Wir hatten die Vorbereitungen dafür in Deutschland miterlebt und wussten, bis zum Endspiel würde es praktisch unmöglich sein, Hotels zu bekommen oder einigermaßen reibungslos Konzerte zu geben. Also schipperten wir ein paar Wochen lang mit Jamie Lee und Paul Cummings und ihren Familien um Korsika herum. Es machte Spaß, dort irgendwo in eine Bar zu gehen, in der die Spiele übertragen wurden, und den Einheimischen bei ihren hitzigen Debatten zuzusehen. Für mich ist das alles sowieso abgekartet. Ich neige dazu, in allen Veranstaltungen dieser Art, die Politik nicht ausgeschlossen, Verschwörungen zu wittern. Wenn es um so viel Geld geht, dürften Leute wie Rupert Murdoch oder George Bush nichts dem Zufall überlassen wollen. Vielleicht bin ich zynisch, aber alle paar Wochen wird jemand ertappt und packt neue Schweinereien aus.
Wir begannen die Tournee in Verona, und wie der Zufall es wollte, trafen im Endspiel die Italiener auf die Franzosen. Das Finale wurde am Abend vor unserer ersten Show ausgetragen, und der Direktor unseres Hotels lud uns ein, das Spiel auf dem Großbildschirm in der Lounge zu verfolgen. Das Foul von Zidane war natürlich der Hammer, es erinnerte mich stark an Cantonas berüchtigten Dropkick – ein seltsames Phänomen, total faszinierend, zugleich aber auch erschreckend und abstoßend. Nach dem Schlusspfiff gerieten wir mitten in den irrsinnigen Trubel der WM-Begeisterung, dem wir eigentlich aus dem Weg gehen wollten. Ganz Italien flippte aus.
Dass sie ihren Sieg einem kläglichen Elfmeterschießen zu verdanken hatten, konnte ihren Enthusiasmus nicht dämpfen. Ich fühlte mich eigenartig fern von diesen Vorgängen, hatte aber auch schon immer ein zwiespältiges Verhältnis zu nationalen Sportereignissen. Ich halte stets zu den Teams, die kreativ, fair und mit Charakter spielen, Eigenschaften, die bei diesem Turnier offensichtlich unter die Räder geraten waren. Wir zogen weiter, zurück nach Deutschland und dann durch Skandinavien, und nach dem letzten Termin in Europa legten wir erst einmal eine längere Pause ein. Ich traf mich mit meiner Familie in Frankreich, und einige Tage später flogen wir nach Columbus.
Die letzte Augusthälfte und einen großen Teil des Septembers faulenzten wir im Haus herum, schwammen im Pool oder lagen in der Sonne. Es war der
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