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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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schlecht. Gute Gesellschaft bei schönem Wetter – was will man mehr? Ich freute mich sehr, dass Melia Gefallen daran fand und es ihr nichts ausmachte, statt Tontauben lebendige Vögel zu schießen. Das ist nichts für jedermann, und manche Leute regen sich sehr darüber auf. Vor einigen Jahren habe ich beim Forellenangeln selbst einmal Zweifel bekommen. Ich angelte an der Test, und plötzlich fragte ich mich: »Warum mache ich das?« Ich hatte schon ein paar Fische gefangen, getötet und in die Tasche gesteckt, und auf einmal dachte ich: »Das ist nicht richtig.« Ich war verwirrt, denn ich angle wirklich gern, aber wenn ich das nicht noch im selben Moment vor mir selbst hätte rechtfertigen können, dann hätte ich aufhören müssen. Und da fasste ich den Entschluss, von nun an alles, was ich fing, auch aufzuessen. Größere Mengen Fisch zu fangen, kam von da an nicht mehr in Frage, und ich habe versucht, beim Jagen dem gleichen Grundsatz zu folgen. Das klingt gut, aber es ist gar nicht so einfach, so viele Fasane und Rebhühner zu verspeisen, wie ich schieße. Immerhin geben wir uns aber Mühe.
    Der Weihnachtsurlaub hatte mir gutgetan, und ich sah dem Rest der Tournee optimistischer entgegen. Was am Anfang beinahe unmöglich erschienen war, lag nun zum größten Teil hinter uns, nur noch drei Monate mussten wir durchhalten. Leider ereilte mich während der Ferien wieder einmal eine schlechte Nachricht, genauso schlimm wie im Jahr zuvor: Ahmet Ertegun war gestorben, nachdem er bei einem Rolling-Stones-Konzert gestürzt war und wochenlang im Koma gelegen hatte. Kurz zuvor war auch Arif Mardin gestorben, sein Kollege und Gefährte seit der Gründungszeiten von Atlantic Records. Ein unersetzlicher Verlust für die Musikwelt.
    Diese beiden Männer, Freunde und Kollegen von mir, waren in den letzten Jahren noch genauso aktiv und inspirierend gewesen wie ganz zu Beginn ihrer Karriere. Ich hatte mit beiden oft zusammengearbeitet, und Ahmet war der erste Entscheidungsträger im Business, der damals wirklich verstanden hatte, worum es mir ging. Sein Tod war ein furchtbarer Schlag. Ich hatte noch Ahmets alte New Yorker Nummer und rief dort an, in der Hoffnung, womöglich mit seiner Frau Mica sprechen zu können. Zu meiner Überraschung meldete sie sich selbst, und wir sprachen kurz miteinander. Es tat gut, ihr Leid mit ihr zu teilen und ihr zu versichern, wie viel er mir bedeutet hatte. Es sind nicht mehr viele Leute aus diesen Zeiten übrig, von denen ich das sagen kann. Ich habe ihr meine Unterstützung angeboten und hoffe, dass ich ihr für ein paar Augenblicke ein wenig Trost spenden konnte.
    Im Januar begann die letzte Etappe der Tour. Von Singapur aus sollte es über Thailand nach China gehen. Die Gegend war uns zum größten Teil vertraut, aber noch keiner von uns war jemals in Shanghai gewesen, und es versprach spannend zu werden. Melia und die Mädchen brachen vor meiner Abreise nach Columbus auf, damit Julie rechtzeitig zur Schule kam und sich vorher noch vom Jetlag erholen konnte. Wie zuvor, als ich in Japan war, würden wir wieder für längere Zeit getrennt sein und nur übers Internet miteinander kommunizieren können. Ich hatte mir vorgenommen, unterwegs das Manuskript des Buches gründlich durchzuarbeiten, und packte es ein.
    Die erste Woche in Indonesien verlebte ich wie im Nebel. Offenbar kann ich in meinem Alter den Jetlag nicht mehr so gut wegstecken, und auch meine angeborene Neugier ist nicht mehr so stark, sodass ich es immer fragwürdiger finde, überhaupt noch mein Zimmer zu verlassen. Dazu kamen die Strapazen des Klimawechsels. Aus dem englischen Winter plötzlich in die Tropen versetzt, strotzte ich nicht gerade vor Energie, sondern war schlapp wie ein altes Salatblatt. Zum Glück mussten wir nicht viel proben und waren musikalisch bald wieder auf der Höhe.
    In unserem Terminplan gab es einige größere Lücken, und so fand ich immer wieder Zeit, an dem Buch zu arbeiten. Als wir nach China kamen, war ich so vertieft darin, dass ich kaum noch aufhören konnte und wie ein durchgeknalltes Huhn mit meinem einen Finger auf die Tasten einhackte. Die englische Literatur in all ihren Facetten begeistert mich seit meiner Kindheit, und Rechtschreibung und Grammatik übten schon immer eine Faszination auf mich aus. Von Kunst abgesehen, war ich auf der Schule nur in Englisch und englischer Literatur wirklich gut, obwohl mich das nicht unbedingt qualifiziert, selbst zu schreiben und anzunehmen, dass andere

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