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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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CrawDaddy Club eröffnet hatte, in dem sonntagabends die neu formierten Rolling Stones als Hausband auftraten.
    Ich kannte Mick, Keith und Brian schon aus der langen Gründungsphase ihrer Band, in der sie ausschließlich R&B spielten. Zum ersten Mal waren wir uns im Marquee begegnet. Es war das zweite Mal, dass ich Alexis Korner spielen sah, und sie waren alle da. Irgendwann stiegen sie auf die Bühne und jammten mit Alexis’ Rhythmusgruppe. Ich kam mit Mick ins Gespräch, und wir wurden Freunde. Er trug immer ein Mikro in der Tasche, ein Reslo, das ich mir für einen Gig in Richmond von ihm borgte, bei dem ich nur mit einem Drummer Chuck-Berry-Songs spielte. Das Mikro hatte keinen Ständer, sodass ich es mit Klebeband provisorisch an zwei übereinandergestapelten Stühlen befestigte.
    Mick, Keith und Brian spielten, wo sie konnten, in Ken Colyers 51 Club in der Charing Cross Road, im Marquee und im Ealing Club. Wenn Mick Halsschmerzen hatte, sprang ich manchmal für ihn ein, und eine Zeit lang waren wir alle recht eng befreundet. Dann wurden sie Hausband im CrawDaddy, und die Post ging richtig ab. Binnen vier Wochen spielten sie anstatt vor einer Handvoll Leute plötzlich vor mehreren Hundert Zuhörern. Eines Abends kamen die Beatles, um die Stones zu sehen. Sie hatten mit »Please Please Me« gerade einen Riesenhit veröffentlicht. Sie kamen herein und postierten sich direkt vor der Bühne, alle im langen schwarzen Ledermantel und mit identischen Frisuren. Sie hatten schon damals enorme Präsenz und Ausstrahlung, aber ich fand es reichlich seltsam, dass sie offenbar ihre Bühnenanzüge trugen, was mich aus irgendeinem Grund störte. Trotzdem wirkten sie durchaus freundlich, sie und die Stones schienen sich gegenseitig zu bewundern, worauf ich natürlich neidisch war und sie deshalb für einen Haufen Wichser hielt.
    Giorgio Gomelsky, der Besitzer des CrawDaddy, war gebürtiger Georgier und in Frankreich, der Schweiz und Italien aufgewachsen. Er war ein überschwänglicher, charismatischer Mensch, der jeden zweiten Satz mit dem Wort »Baby« würzte, groß und rund mit schwarzen, zurückgegelten Haaren und Bart, ein bisschen wie Bluto aus den Popeye-Cartoons mit italienischem Akzent. Er war ein weltgewandter, eleganter Lebemann, liebte Jazz und Blues und hatte ein phantastisches Ohr für Talente. Er hat für die frühe englische R&B-Szene Enormes geleistet und war meines Wissens einer der ersten echten Förderer der Stones. Nach ein paar Monaten im CrawDaddy wurden sie ihm allerdings von Andrew Loog Oldham, der damals PR für den Beatles-Manager Brian Epstein machte, unter der Nase wegverpflichtet. So hatte Gomelsky in einem Moment den heißesten Club in London, und im nächsten war seine Hausband verschwunden, hatte die Single »Come On« herausgebracht und war mit Bo Diddley auf Tour. Ich glaube, diese Enttäuschung hat Giorgio nie ganz verwunden, aber er machte sich unverzüglich auf die Suche nach Ersatz. Irgendwann stieß er auf die Yardbirds, eine R&B-Band um den Gitarristen und Sänger Keith Relf. Unterstützt von Giorgio erspielten sie sich im CrawDaddy ihr eigenes Publikum. Sie hatten allerdings ein Problem. Ihr Lead-Gitarrist, der sechzehnjährige Anthony Topham, wurde von seinen Eltern massiv unter Druck gesetzt, die Band zu verlassen, um sich auf seine Ausbildung zu konzentrieren.
    Eines Abends war ich auf einer Party in Kingston, auf der Keith und ein weiterer Gitarrist namens Roger Pearco spielten, Sachen von Django Reinhardt, wirklich gut, obwohl Roger manchmal das Tempo anzog, wenn er aufgeregt war. Keith erzählte mir, dass er Sänger der Yardbirds sei, und fragte mich, ob ich mir die Band im Craw-Daddy nicht mal anhören wollte, weil ihr Lead-Gitarrist wahrscheinlich aufhören würde, und vielleicht hätte ich ja Interesse, seinen Posten zu übernehmen. Also sah ich mir die Band an. Sie spielten gute R&B-Nummern wie »You Can’t Judge a Book« von Bo Diddley und »Smokestack Lightning« von Howlin’ Wolf, und allein die Tatsache, dass sie die Songs kannten, war für mich Grund genug, die Band zu mögen. Ich fand Topham an der Gitarre ein bisschen steif, aber sie waren eine gute Band, und ich hatte damals nichts Besseres in Aussicht. Als Topham schließlich ausstieg und die anderen mich fragten, sagte ich zu. Ich hatte zwar Bedenken, mich wieder einer Band anzuschließen, aber ich dachte wirklich, dass es nur eine Durchgangsstation sein würde. Wir waren zu fünft: Keith sang und spielte

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