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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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Männern auf der Tour ausgerechnet mich ausgesucht hatte, aber es war nur ein kurzer Flirt, und später gestand sie mir, dass ich sie an ihren Mann Phil Spector erinnert hätte. Ich war natürlich so verrückt, mich Hals über Kopf in sie zu verlieben. Sie war das erotischste Wesen, das ich je gesehen hatte, und ich wollte jeden Moment voll auskosten. Am Ende der Tour lungerte ich vor dem Hotel der Ronettes herum und war am Boden zerstört, als ich sie und eines der anderen Mädchen aus der Band Arm in Arm mit Mick und Keith herauskommen sah. Wieder einmal unglücklich verliebt. Ende Dezember wurden wir eingeladen, mit den Beatles bei ihren zwanzig Weihnachtsshows im Londoner Hammersmith Odeon aufzutreten. Diese Weihnachtsshows waren eine seltsame Mischung aus Musik, Pantomime und Klamauk, wo außer uns noch Gruppen wie Freddie and the Dreamers, Solokünstler wie Billy J. Kramer und Elkie Brooks sowie die R&B-Band Sounds Incorporated auftraten. Die Beatles traten in einem Sketch mit Englands bekanntestem DJ Jimmy Savile auf und chargierten den ganzen Abend albern auf der Bühne herum, bevor sie am Ende ein halbstündiges Set spielten.
    Giorgio entschied, dass wir für unsere Auftritte eine Uniform brauchten. Weil er wusste, wie wichtig mir mein Image war und dass ich mit Klauen und Zähnen um mein Outfit kämpfen würde, trug er mir auf, sie zu entwerfen. Ich entwarf schwarze Anzüge mit Jacke n, die nicht das übliche Revers hatten, sondern einen hemdartigen Kragen, den man fast bis unters Kinn zuknöpfen konnte. Wir ließen sie in schwarzem und beigefarbenem Mohair in einer Schneiderei in der Berwick Street in Soho nähen, und ich fand sie ziemlich schick.
    Obwohl wir ganz unten auf der Liste standen, waren diese Shows okay für uns. Es war beinahe ein Heimspiel, alle unsere Anhänger aus dem CrawDaddy kamen, und so spielten wir vor unseren eigenen Fans, die unserer Musik auch wirklich zuhörten. Bei den Beatles war das anders. An einem Abend habe ich sie mir aus der letzten Reihe angesehen, und man konnte die Musik wegen des Kreischens überhaupt nicht hören. Die meisten ihrer Fans waren Mädchen zwischen zwölf und fünfzehn, die gar nicht zuhören wollten. Die Band tat mir leid, und ich glaube, sie hatten selbst auch schon gründlich die Nase voll.
    Backstage im Odeon hatte ich dann auch meine erste Begegnung mit den Beatles. Paul gab den Diplomaten und kam, um uns zu begrüßen. Ich weiß noch, dass er uns eine halbfertige Version von »Yesterday« vorspielte und alle fragte, wie sie es fanden. Der Song hatte noch keinen Text. Paul nannte ihn »Scrambled Eggs« und sang: »Scrambled Eggs ... Everybody calls me scrambled eggs«. George und ich verstanden uns auf Anhieb. Ihm gefiel, was ich machte, und wir fachsimpelten viel miteinander. Er zeigte mir seine Sammlung von Gretsch-Gitarren, und ich zeigte ihm meine dünnen Saiten, die ich immer in einem Laden namens Clifford Essex in der Earlham Street kaufte. Ich schenkte ihm einen Satz, und das war der Beginn einer langen Freundschaft, allerdings nicht sofort, weil die Beatles in einer anderen Welt lebten als wir. Sie waren schon damals Stars und auf dem direkten Weg nach ganz oben.
    Meine Begegnung mit John verlief ein wenig anders. Auf dem Weg zur Show nach Hammersmith kam ich eines Abends in der U-Bahn mit einer älteren amerikanischen Frau ins Gespräch. Sie hatte sich verirrt und mich nach dem Weg gefragt. Sie wollte wissen, wohin ich fuhr, und ich erzählte ihr, dass ich ein Konzert mit den Beatles spielen würde. »Die Beatles?«, fragte sie erstaunt. »Kann ich mitkommen?«
    »Wenn Sie wollen, kann ich versuchen, Sie reinzubringen«, antwortete ich. Im Odeon erklärte ich dem Stage Manager, dass sie eine Freundin sei, und führte sie zur Garderobe der Beatles, die auf derselben Ebene lag wie die Bühne. Es war kurz vor ihrem Auftritt, aber sie nahmen sich alle einen Moment Zeit und waren sehr freundlich und höflich. Bis auf John, der, als ich ihm die Frau vorstellte, eine gelangweilte Miene machte und unter seinem Mantel eine Wichsbewegung andeutete. Ich war ziemlich vor den Kopf gestoßen, weil ich mich für die harmlose alte Dame verantwortlich fühlte und er in gewisser Weise auch mich beleidigt hatte. Später lernte ich John recht gut kennen, und wir wurden wohl so etwas wie Freunde, aber mir war immer bewusst, dass er zu sonderbaren Ausfällen fähig war.
    Obwohl die Yardbirds nicht in der Liga der Großverdiener spielten, reichte es doch für meine

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