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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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Mundharmonika, Chris Dreja Rhythmus-Gitarre, Paul Samwell-Smith Bass, Jim McCarty Drums und ich selbst Lead-Gitarre.
    Damit hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Fulltime-Job als Musiker und musste die Arbeit für meinen Großvater aufgeben. Meine Großmutter war begeistert, weil sie wusste, wo meine Talente lagen, mein Großvater war eher leicht amüsiert, aber beide gaben mir ihren Segen. Diesmal gab es sogar einen Vertrag, der im Oktober 1963 im Wohnzimmer von Keiths Haus in Hamilton in Anwesenheit der Eltern aller Bandmitglieder unterzeichnet wurde. Anfangs lebte ich noch zu Hause, kassierte wöchentlich meinen Lohn und pendelte zu Proben und Auftritten, aber nach einer Weile mietete Giorgio eine Wohnung im obersten Stock eines alten Hauses in Kew, in der wir alle zusammen wohnten. Für mich war es eine tolle Zeit, weil ich zum ersten Mal von zu Hause weg war. In den ersten Wochen vor der Ankunft seiner amerikanischen Freundin teilte ich mir ein Zimmer mit Chris Dreja, und wir wurden wirklich gute Freunde. Er war ein stiller Typ, schüchtern und freundlich, und ich vertraute ihm total, was ich äußerst selten tue. Außerdem gefiel es mir, dass er im Gegensatz zu den anderen nicht von Ehrgeiz angetrieben wurde, sondern bloß seinen Spaß haben wollte.
    Wir spielten abwechselnd in diversen Läden in und um London wie dem Ricky Tick, dem Star Club, dem Croydon und dem Craw-Daddy. Für mich war die Erfahrung, jeden Abend aufzutreten, völlig neu – in den ersten drei Monaten spielten wir dreiunddreißig Gigs –, und sie gingen mir runter wie Öl. Was mir an den Yardbirds sofort gefiel, war das Gefühl, dass wir nur dafür lebten, die Tradition des Blues zu ehren. Anfangs schrieben wir überhaupt keine eigenen Songs, sondern definierten unsere musikalische Identität über Coverversionen wie »Good Morning Little Schoolgirl« von Sonny Boy Williamson, »Got Love If You Want It« von Slim Harpo und unserer populärsten Nummer, die wir fast immer spielten, »Smokestack Lightning« von Howlin’ Wolf.
    Wir dachten vielleicht, wir könnten Blues spielen, aber ein Mann war sich da nicht so sicher. Kaum hatten wir den Vertrag unterschrieben, teilte Giorgio uns mit, dass er uns als Begleitband von Sonny Boy Williamson auf seiner anstehenden England-Tour untergebracht habe. Ich war kein besonderer Fan von Sonny Boy, mein Lieblingsmundharmonikaspieler war Little Walter, und die Begegnung mit Sonny Boy stand unter keinem glücklichen Stern. Als Blues-Experte von Ripley wusste ich, dass er nicht der Sonny Boy Williamson war, der »Good Morning Little Schoolgirl« geschrieben hatte und später mit einem Eispickel ermordet worden war, sondern in Wirklichkeit Rice Miller hieß. Als wir ihm im CrawDaddy vorgestellt wurden, konnte ich es kaum erwarten, mit meinem Wissen anzugeben, und fragte ihn: »Heißen Sie nicht eigentlich Rice Miller?« Worauf er ein kleines Taschenmesser zückte und mich wütend anstarrte. Danach wurde alles nur noch schlimmer. Aber er war ein echter Blueser, sozusagen ein Original, weshalb wir ihm ehrfürchtig folgten. So ließ er uns im Laufe der Show knien, während er eine Art Blues-Moonwalk auf der Bühne hinlegte. Das Ganze war schon ziemlich sonderbar. Allerdings war er umgekehrt auch nicht besonders beeindruckt von uns. Angeblich soll er damals gesagt haben: »Diese englischen Kids wollen unbedingt Blues spielen – aber sie spielen ihn nicht unbedingt gut.«
    Ich glaube, Giorgio hatte von Anfang an den Plan, das, was er mit den Stones verpasst hatte, mit den Yardbirds wettzumachen. Er wollte uns noch einen Tick größer herausbringen. Anfang 1964 vermittelte er uns einen Vertrag mit Columbia Records, für die wir in einem winzigen Aufnahmestudio namens R.G. Jones in New Malden eine Coverversion des Songs »I Wish You Would« von Billy Boy Arnold aufnahmen. Es war eine einfache, eingängige Nummer, die ich eigentlich echt klasse fand, aber ich hatte durchaus zwiespältige Gefühle, was Plattenaufnahmen an sich anging. Ich entwickelte damals eine sehr puristische Haltung und dachte, dass Musik im Grunde nur live gespielt werden sollte. Die Produktion von Schallplatten war immer ein primär kommerzielles Unternehmen und deshalb unrein. Das war natürlich eine lächerliche und aufgeblasene Pose, wenn man bedenkt, dass ich die Musik, mit der ich mich beschäftigte, ausschließlich von Schallplatten kannte. In Wahrheit war es mir bloß peinlich, dass meine eigenen Unzulänglichkeiten im Studio

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