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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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für jedermann sichtbar wurden, und das ging nicht nur mir so. Auch wenn es aufregend war, wirklich eine Platte aufzunehmen, fanden wir, dass sich das fertige Ergebnis verglichen mit unseren musikalischen Vorbildern ziemlich mau anhörte. Wir klangen bloß jung und weiß, und auch wenn sich unsere zweite Single, das Cover einer Rockversion von »Good Morning Little Schoolgirl«, schon viel besser anhörte, hatte ich immer noch das Gefühl, dass wir unseren Ansprüchen nicht gerecht wurden. Diesen Eindruck hatte ich nicht nur bei den Yardbirds, sondern auch bei anderen Bands, die ich bewunderte, wie Manfred Mann, den Moody Blues und den Animals, die live alle viel besser waren als auf Platte.
    Auch wir waren auf der Bühne deutlich stärker, was durch die Veröffentlichung unserer ersten LP Five Live Yardbirds bestätigt wurde, die sich in Ermangelung vieler anderer Live-Alben als ziemlich bahnbrechende Aufnahme erwies. Der Sound war viel roher, worüber ich sehr glücklich war. Was uns von den meisten anderen Bands abhob, war die Art, wie wir mit der Banddynamik experimentierten, eine Richtung, in die Paul Samwell-Smith uns gedrängt hatte. So nahmen wir zum Beispiel einen Blues-Standard wie Bo Diddleys »I’m a Man« und improvisierten dann in der Mitte meistens über einem lauter werdenden Stakkato-Basslauf, bevor wir nach einem Höhepunkt wieder in den eigentlichen Song zurückfanden.
    Während die meisten Bands Drei-Minuten-Songs spielten, nahmen wir Drei-Minuten-Songs und streckten sie auf fünf oder sechs Minuten, in denen die Zuhörer völlig ausflippten, manisch den Kopf hin und her warfen und die irrsten Tänze aufführten. Ich spielte auf sehr dünnen Saiten, weil man die Töne darauf besser ziehen konnte, und es passierte durchaus häufiger, dass mir während einer der wilderen Passagen mindestens eine Saite riss. Während ich neue Saiten aufzog, verfiel das Publikum oft in ein langsames Klatschen, das Giorgio zu dem Spitznamen »Slowhand« Clapton inspirierte.
    Giorgio ließ uns wie verrückt schuften. Mit Keith Relfs Vater Bill als Roadie und Fahrer waren wir fast jeden Abend unterwegs, tourten auf dem Ricky-Tick-Circuit und durch andere Läden im Süden Englands, dazu noch ein gelegentlicher Abstecher nach Abergavenney und ein paar Gigs im Twisted Wheel in Manchester. Um unsere und seine Einnahmen aufzubessern, vermittelte er uns sogar einmal einen Job bei einer Werbeagentur, die Fernsehwerbung für Herrenoberhemden machte. Wir wurden in weißen Businesshemden fotografiert, dazu ertönte ein Jingle: »Raelbrook Toplin, das Hemd, das man nicht bügeln muss!« Ich erinnere mich, dass mir der Gedanke, Werbung für etwas zu machen, das nichts mit Musik zu tun hatte, sehr unbehaglich war, aber das waren die Zeiten, in denen Musiker kaum Mitspracherecht hatten und einfach taten, was ihre Manager ihnen sagten.
    Der Auftritt beim vierten Richmond Jazz and Blues Festival am 9. August 1964 war unser 136. Gig in diesem Jahr. Zum Auftakt des Wochenendes hatten die Rolling Stones gespielt, wir traten am Sonntagabend als letzte Band auf. Danach kam Giorgio mit einem seiner üblichen Tricks. Er erklärte uns, dass wir dringend Urlaub bräuchten, deshalb sollten wir unsere Sachen packen, um am nächsten Tag für zwei glorreiche Wochen nach Lugano zu fahren, wo er einst gelebt hatte.
    Also machten wir uns in mehreren Ford Transits auf den Weg, einer vollgepackt mit einem Schwarm weiblicher Fans, die uns wirklich mochten und jede Woche zu unseren Auftritten im Craw-Daddy kamen. Nach einer haarsträubenden Fahrt über die Alpen erreichten wir schließlich das Hotel, um festzustellen, dass es noch gar nicht fertiggestellt war. Die Fußböden bestanden aus nacktem Estrich, und wir mussten alle in einem Zimmer schlafen. Am zweiten Tag verkündete Giorgio, dass Bill mit unserem Equipment unterwegs sei und wir am Pool spielen würden. Spätestens da wurde uns bewusst, dass unser »Urlaub« Teil eines dubiosen Deals war, den er mit dem Hotelbesitzer gemacht hatte und bei dem wir die Unterhaltung für die nicht vorhandenen Gäste liefern sollten. Am Ende spielten wir vor einer Hand voll Einheimischer und den Fans, die aus England mitgekommen waren.
    Nach gut zweihundert Gigs hatten wir uns Ende 1964 eine wachsende Anhängerschaft erspielt und gingen mit großen amerikanischen Stars wie Jerry Lee Lewis und den Ronettes auf Tour. Eines Abends verführte mich Ronnie Ronette. Ich konnte nicht glauben, dass sie sich von allen

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