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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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TV-Weihnachts-Special unter dem Titel »The Rolling Stones’ Rock and Roll Circus« aufnahmen. Ich war gleich angefixt, als ich erfuhr, dass unter anderen auch Taj Mahal auftreten sollte, ein amerikanischer Blues-Musiker, den ich unbedingt kennenlernen wollte. Die Besetzungsliste der Show war insgesamt ziemlich imposant und umfasste neben Taj auch noch John Lennon und Yoko Ono, Jethro Tull, Marianne Faithfull und die Who.
    Es war ein interessanter Gig. Mick spielte den »Conferencier« mit Zylinder und Frack und sagte die einzelnen Künstler an. Jesse Ed Davis, der mit Taj Mahal Gitarre spielte, war fantastisch, und es gab ein kurioses Duett zwischen Yoko Ono und dem klassischen Geiger Ivry Gitlis. Ich spielte zusammen mit John Lennon Gitarre auf »Yer Blues« in einer eigens für den Abend zusammengestellten Band mit Keith Richards am Bass, Mitch Mitchell am Schlagzeug und Ivry Gitlis an der Geige, die unter dem Namen Winston Legthigh and the Dirty Macs firmierte. Yoko Ono steuerte den Gesang bei. Leider litt das ganze Projekt darunter, dass die Stones damals in ziemlich übler Verfassung waren. Brian, der schon so gut wie gefeuert war, stand offensichtlich unter großem Druck, und man merkte, dass alle ein bisschen deprimiert waren. Deshalb war ihr Auftritt lustlos und unsauber, weshalb Mick offenbar entschied, die Show nicht zu veröffentlichen.
    Kurz darauf besuchte mich Ginger in der Pheasantry und sagte mir, dass ich aus der Stadt verschwinden müsse, weil ich auf »Pilchers Liste« stünde. Detective-Sergeant Norman Pilcher war ein berüchtigter Londoner Polizist, der sich beim Drogendezernat einen Namen gemacht hatte, indem er eine Reihe berühmter Rockstars verhaften ließ, darunter Donovan, John Lennon, George Harrison, Keith Richards und Mick Jagger. Ginger sagte, ein Bekannter bei der Polizei habe ihm den Tipp gegeben, dass ich der Nächste auf der Liste wäre. Ich rief sofort Stigwood an, der ein Haus in North London hatte, die Old Barn in Stanford, und fragte ihn, was ich machen sollte. Er lud mich ein, ein paar Tage bei ihm zu wohnen. In der ersten Nacht, die ich bei Stigwood verbrachte, wurde die Pheasantry von Pilcher durchsucht, der überall Hasch deponierte, ein Vergehen, für das er später aus dem Polizeidienst entlassen wurde. Ich fühlte mich mies, weil Martin und Phillipe festgenommen wurden. Ich hatte sie nicht gewarnt, weil ich dachte, dass Pilcher nur an mir interessiert sei, ein Irrtum, den ich mir nie verzeihen werde.
    Die Durchsuchung der Pheasantry war Vorbote einer weiteren Warnung. Ein paar Tage später berichtete Ginger, er habe läuten hören, dass Pilcher einen Deal mit mir machen wollte: Wenn ich aus der Stadt verschwinden und sein Revier verlassen würde, ließe er mich in Ruhe. Ich war tatsächlich bereit umzuziehen und hatte zum ersten Mal in meinem Leben sogar ein bisschen Geld, genug, um mir ein Haus zu kaufen, wie mir plötzlich klar wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nie ernsthaft über meine Einkünfte nachgedacht. Das Geld ging nicht durch unsere Hände, sondern direkt ans Management, von dem wir einen Wochenlohn erhielten. Kosten wie die Miete wurden direkt vom Büro bezahlt, und im Alltag gab ich nicht allzu viel Geld aus. Das meiste ging für Klamotten bei Granny Takes A Trip drauf. Deshalb hatte ich unseren finanziellen Angelegenheiten wenig Aufmerksamkeit gewidmet, bis ich die Entscheidung traf, aufs Land zu ziehen.
    Die Panik, möglichst schnell aus Chelsea wegkommen zu müssen, veranlasste mich, ein paar Immobilienzeitschriften zu kaufen. Und wenn ich schon aufs Land zog, sollte es in der Nähe von Ripley sein.
    Ich sah mir ein paar Häuser in der Nähe von Box Hill und ähnlichen Städten an, eine nette Gegend mit Blick auf die Surrey Hills. Als ich eines Tages eine Ausgabe von Country Life durchblätterte, blieb ich an dem Foto eines Hauses hängen, das aussah wie eine italienische Villa, komplett mit gefliester Terrasse und Balkon. Ich rief den Makler an und verabredete einen Besichtigungstermin.
    Als ich zum ersten Mal auf das Haus zufuhr, fiel mir sofort seine perfekte Lage auf: am Hang eines Hügels, umgeben von Wald mit einer herrlichen Sicht in Richtung Südküste. Bei meinem ersten Besuch standen noch ein paar Möbel des Vorbesitzers herum, und vor einigen Fenstern hingen Gardinen. Alles roch verfault und modrig, aber ich verliebte mich sofort in das Haus. Schon beim ersten Betreten hatte ich das seltsame Gefühl, nach Hause zu kommen.
    Das Anwesen

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