Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
Vom Netzwerk:
abhing, wäre meine Karriere bei Cream beinahe zu einem abrupten Ende gekommen. Stephen hatte mich zu einer Probe seiner Band Buffalo Springfield auf seine Ranch im Topanga Canyon eingeladen. Ich fuhr mit Mary Hughes, dem »It«-Girl von L.A., zu ihm. Während sich die Band aufwärmte, machten wir es uns bequem. Es war eine laute Session, und irgendein Nachbar muss die Bullen gerufen haben, die wenig später an Stephens Tür klopften. Sie merkten ziemlich schnell, dass wir alle Dope geraucht hatten, weil der Geruch schier überwältigend war, und ehe wir uns versahen, wurden wir erst ins Büro des Sheriffs von Malibu und von dort in das Bezirksgefängnis von L.A. gekarrt. Es war Freitagabend, und ich wurde in eine Zelle mit einer Gruppe Schwarzer gesteckt, bei denen es sich meiner Meinung nach nur um Black Panther handeln konnte. Ich trug pinkfarbene Stiefel von Mr. Gohill in Chelsea, hatte Haare bis zum Hintern und dachte: »Das gibt Ärger.« Zum Glück hatte irgendjemand Ahmet meine missliche Lage zugetragen, der die Kaution für mich stellte. Anschließend musste ich vor Gericht auf die Bibel schwören, dass ich keine Ahnung hätte, was Marihuana sei. Ich war schließlich Engländer, und in England wussten wir über so etwas nicht Bescheid. Ich verließ den Gerichtssaal mit absolut weißer Weste, aber die Erfahrung rüttelte mich auf. An einem Wochenende in einem Gefängnis in L.A. zu landen, war beängstigend genug, aber eine Verurteilung wegen Drogenmissbrauchs hätte die amerikanische Karriere von Cream und auch meine Zukunft auf der Stelle erledigt.
    Die fünf Monate, in denen wir in Amerika auf Tour waren, fielen in eine Phase massiver politischer Unruhen mit Anti-Kriegs-Demonstrationen an Universitäten im ganzen Land und drohenden Rassenunruhen in den großen Städten. Da ich mich nie für Politik interessiert hatte, war ich ahnungslos und kümmerte mich nicht um die aktuellen Entwicklungen. Hin und wieder traf ich politische Aktivisten aus dem Untergrund, versuchte jedoch, ihnen nach Möglichkeit weiträumig aus dem Weg zu gehen.
    Am 4. April, dem Tag der Ermordung von Martin Luther King Jr., gerieten wir in Boston trotzdem beinahe in den Strudel der Ereignisse. In dem Theater uns gegenüber spielte James Brown, und wir mussten durch die Hintertür aus dem Konzertsaal geschmuggelt werden, weil die Leute, die aus dem James-Brown-Konzert kamen, alles in Stücke schlugen, was ihnen in die Hände fiel. An diesem Abend war jeder Weiße in Gefahr, und auch als wir in den nächsten Wochen in Städten wie Detroit oder Philadelphia spielten, war die Spannung deutlich spürbar.
    Ich habe den Rassenkonflikt nie verstanden, und er hat mich auch nie direkt betroffen. Ich glaube, als Musiker nahm ich die äußeren Aspekte des Ganzen gar nicht wahr. Wenn ich Musik hörte, war es mir egal, woher die Musiker stammten oder welche Hautfarbe sie hatten. Interessanterweise wurde ich zehn Jahre später als Rassist beschimpft, weil ich auf einer Bühne in Birmingham betrunken eine Bemerkung über Enoch Powell gemacht habe. Seitdem habe ich gelernt, meine Meinung für mich zu behalten, obwohl die Bemerkung damals gar nicht rassistisch gemeint war. Eigentlich wollte ich die Arbeitspolitik der damaligen Regierung kritisieren sowie die kulturelle Verwirrung und Überbevölkerung, die das Ergebnis einer solchen offensichtlich von Gier motivierten Politik waren. Ich war kurz zuvor in Jamaika gewesen und hatte im Fernsehen Werbespots gesehen, die das »neue Leben« in Großbritannien anpriesen, und anschließend am Flughafen Heathrow erlebt, wie ganze Familien aus der Karibik von Beamten der Einwanderungsbehörde drangsaliert wurden, die keineswegs die Absicht hatten, sie einreisen zu lassen. Es war widerwärtig. Und natürlich hatte das Ganze vielleicht auch etwas damit zu tun, dass Pattie sich kurz zuvor der Anzüglichkeiten eines Mitglieds der saudiarabischen Königsfamilie erwehren musste – vielleicht eine Mischung aus beidem.
    Das pausenlose Touren war der Anfang vom Ende von Cream, denn bei der permanenten Arbeitsbelastung war es unmöglich, die Musik weiter fließen und sich entwickeln zu lassen, deshalb sackten wir ab. Gemeinhin glauben die Leute, dass Cream vor allem an der Unvereinbarkeit unserer Persönlichkeiten gescheitert sei. Aber auch wenn sich Jack und Ginger ziemlich oft an die Gurgel gingen, war das nur ein Teilaspekt.
    Wenn man nach einem gnadenlosen Terminplan Abend für Abend auftritt, häufig nicht, weil man

Weitere Kostenlose Bücher