Mein Leben
Gefühle mit Macht an die Oberfläche drängten, führte schließlich auch zum Ende meiner Beziehung mit Charlotte. Wir waren seit mehr als zwei Jahren zusammen, und ich liebte sie so sehr, wie ich irgendjemanden lieben konnte, aber sie stand einer anderen im Weg, die, selbst wenn ich sie nicht haben konnte, jeden meiner Gedanken beherrschte. Charlotte ging für eine Weile zurück nach Paris und begann schließlich eine lange Affäre mit Jimmy Page. Ich habe sie lange Zeit nicht wiedergesehen.
Außerdem begehrte ich Pattie, weil sie einem mächtigen Mann gehörte, der alles zu haben schien, was ich wollte – fantastische Autos, eine unglaubliche Karriere und eine wunderschöne Frau. Dieses Gefühl war mir nicht neu. Ich erinnere mich an die Heimkehr meiner Mum mit ihrer neuen Familie und daran, dass ich die Spielsachen meines Halbbruders haben wollte, weil sie mir teurer und besser erschienen als meine. Es war ein Gefühl, das nie ganz verschwunden war, und bestimmt ein wichtiger Teil meiner Empfindungen für Pattie. Aber fürs Erste hielt ich all diese Emotionen strikt unter Verschluss und konzentrierte mich auf meine musikalische Zukunft.
Nach dem Auseinanderbrechen von Cream hatte ich anders als nach den Yardbirds keine neue Band, bei der ich einsteigen konnte. Ich hatte keine neuen Projekte in Planung, sodass ich eine Zeit lang in einem Vakuum lebte und Gelegenheitsgigs spielte. Während ich allein in Hurtwood saß, dachte ich viel an Steve Winwood, der Traffic verlassen hatte. Unser Treffen war nur folgerichtig, denn schon als ich erste Zweifel an Cream bekam, war er mir als der einzige Mensch eingefallen, der die Musikalität und die Power hatte, um die Gruppe zusammenzuhalten. Wenn die anderen mein Interesse geteilt und ihn in die Band gelassen hätten, hätte sich Cream vielleicht zu einem Quartett mit Steve als Frontman entwickeln können, eine Rolle, für die es mir nicht an Talent, aber an Selbstvertrauen mangelte.
Steve hatte ein Haus in Aston Tirrold, in einem entlegenen Teil der Berkshire Downs, in dem Traffic einen großen Teil des Mr. Fantasy – Albums geschrieben hatten. Ich rief ihn an und begann, ihn regelmäßig zu besuchen. Wir tranken, rauchten und redeten viel und wir spielten Gitarre. Ich spielte ihm »Presence of the Lord« vor, einen Song, den ich über Hurtwood geschrieben hatte. In der zweiten Strophe heißt es: »I finally have found a place to live just like I never could before.« Meistens waren wir nur zu zweit, und obwohl wir auch die Idee einer Bandgründung durchaus berührten, sprachen wir nie ernsthaft darüber. Wir verbummelten vorsätzlich unsere Zeit, hatten einfach nur Spaß und lernten uns näher kennen.
Eines Abends saßen Steve und ich wieder zusammen in seinem Haus, rauchten Joints und jammten, als es plötzlich an der Tür klopfte. Es war Ginger, der irgendwie Wind davon bekommen hatte, was wir machten, und uns aufgespürt hatte, obwohl Steves Haus abseits aller großen Straßen inmitten gefurchter Felder lag. Steves Miene hellte sich auf, als er Ginger sah, während mein Mut sank, weil wir bis zu diesem Zeitpunkt einfach nur Spaß ohne jede Verpflichtung gehabt hatten. Gingers Erscheinen machte mir Angst, weil ich das Gefühl hatte, dass wir unversehens wieder eine Band werden könnten und die ganze Stigwood-Maschine mit ihrem mir aus Cream-Zeiten verhassten Hype wieder anlaufen würde. Ich weiß noch, dass ich gedacht habe: »Oh nein. Was immer von jetzt an passiert, ich weiß, dass es schieflaufen wird.«
Diese Gefühle behielt ich jedoch für mich, weil ich es immer noch nicht gelernt hatte, meine Klappe aufzumachen. Wenn es gut lief, war es leicht, sich mit der Strömung treiben zu lassen; wenn es aber schwierig oder unangenehm wurde, empfand ich zwar Widerwillen, versuchte jedoch nicht, etwas daran zu ändern, bis es mir schließlich zu viel wurde und ich einfach ausstieg oder verschwand, ohne je den Mund aufgemacht zu haben. Trotz meiner Sorgen in Bezug auf Ginger wollte ich unbedingt mit Steve zusammenarbeiten und hörte nicht auf meine Intuition, sondern dachte, dass sich schon alles irgendwie fügen und Steve es richten würde. Ich investierte in seine Vision, und anstatt mich zu zieren, beschloss ich, einfach mitzumachen und zu sehen, wohin es uns führte.
Während der Geburtswehen dieser neuen Band trat ein außergewöhnliches Mädchen in mein Leben, das Monster mit nach Hurtwood brachte. Sie hieß Alice Ormsby-Gore und war die jüngste Tochter von
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