Mein Leben
Situation hören würde, von meinem Schrei nach Liebe überwältigt George endlich verlassen und für immer zu mir kommen würde. Also rief ich sie eines Nachmittags an und fragte sie, ob sie zum Tee kommen und die neue Platte hören wollte. Natürlich war das Ganze eine unverhohlene emotionale Erpressung und zum Scheitern verurteilt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich sie schon massiv unter Druck gesetzt, und dies war nur ein weiterer Versuch. Dessen ungeachtet war die Qualität der Musik wirklich so rein, dass ich sie mit einem anderen Menschen teilen wollte, und wer wäre besser geeignet gewesen als Pattie? Jedenfalls kam sie vorbei, hörte sich das Album an und war, glaube ich, tief bewegt darüber, dass ich all diese Songs über sie geschrieben hatte. Gleichzeitig hat ihr die Intensität meiner Gefühle wahrscheinlich eine Heidenangst gemacht. Natürlich hat es nicht funktioniert, und ich stand wieder ganz am Anfang.
In den nächsten fünf Monaten bestürmte ich Pattie weiter, sie solle George verlassen und mit mir zusammen leben, jedoch ohne Erfolg. Nach einer weiteren Runde fruchtlosen Flehens drohte ich ihr eines Tages, dass ich anfangen würde, fulltime Heroin zu nehmen, wenn sie mich nicht erhören würde. In Wirklichkeit war ich ohnehin schon seit einiger Zeit voll auf Heroin. Sie lächelte mich traurig an, und ich wusste, dass das Spiel aus war. Bis auf ein zufälliges Treffen am Londoner Flughafen war das für mehrere Jahre unsere letzte Begegnung.
Pattie zu drohen, war sinnlos und kindisch, und es war nur ein Bluff, der nichts damit zu tun hatte, dass ich tatsächlich heroinabhängig wurde. Ich habe viele Menschen kennengelernt, die genauso viele Drogen genommen und genauso viel Alkohol getrunken haben wie ich und niemals abhängig geworden sind. Es ist ein rätselhaftes Phänomen. Außerdem hätte ich mich nie vorsätzlich für diesen Weg entschieden, denn seit meiner Zeit mit Cream hatte ich einen gesunden Respekt vor Heroin. Ginger hatte mir oft Vorträge gehalten wie ein älterer Bruder und gedroht, dass er mich an den Eiern kriegen würde, wenn er je erfahren sollte, dass ich Smack nahm, und ich glaubte ihm.
Ich ging einfach davon aus, dass ich irgendwie immun gegen die Droge war und nicht abhängig werden würde. Aber Sucht ist keine Verhandlungssache, und sie schlich sich langsam an wie ein Nebel. Ungefähr ein Jahr lang genoss ich die Droge in vollen Zügen, nahm sie jedoch nur unregelmäßig, während ich gleichzeitig jede Menge Kokain und anderes Zeug sowie Alkohol konsumierte. Dann fing ich an, sie nicht nur alle vierzehn Tage, sondern jede Woche einmal zu nehmen, dann zwei- oder dreimal die Woche und schließlich täglich. Die Droge übernahm heimtückisch die Herrschaft über mein Leben, ohne dass ich es richtig merkte.
Ich dachte die ganze Zeit, ich wüsste, was ich tat, und ich war auch ganz bestimmt kein hilfloses Opfer. Ich nahm Heroin vor allem, weil ich den Rausch mochte, aber rückblickend zum Teil wohl auch, um meinen Schmerz, meine Liebe zu Pattie und den Tod meines Großvaters zu vergessen. Außerdem dachte ich, dass es zu einem Rockerleben dazugehörte. Trotz Ahmets Warnung liebte ich die Mythen, die das Leben der großen Jazzer wie Charlie Parker und Ray Charles umrankten, und ich hatte die romantische Vorstellung, ich würde die Art Leben leben, das sie zu ihrer Musik inspiriert hatte. Außerdem wollte ich beweisen, dass ich es tun und lebendig daraus hervorgehen konnte. Ich war fest entschlossen und wollte keine fremde Hilfe.
Ich weiß noch, dass George mich einmal mit Leon Russell besuchen kam, der sehr wütend wurde, als er sah, in welchem Zustand ich mich befand, und wissen wollte, was verdammt nochmal mit mir los sei. Ich erklärte ihm, dass ich auf einer Reise durch die Dunkelheit sei, die ich durchstehen müsse, um zu sehen, was auf der anderen Seite lag. Ich mag mir kaum vorstellen, was sie gedacht haben müssen, als sie das hörten. Es waren gute Freunde, die mich liebten. Aber meine Sucht hatte mich von den Gefühlen anderer Menschen abgeschnitten. Ihre Sorgen bedeuteten mir nichts, weil ich mich großartig fühlte, und so würde es bleiben, solange ich genug Pulver hatte.
Ich nahm ziemlich starkes Zeug, das aus der Gerard Street in Soho stammte und roh und rein war. Erstmals bewusst wurde mir meine Abhängigkeit an einem Tag, an dem ich Alice versprochen hatte, sie in Wales zu besuchen, und plötzlich erkannte, dass ich unmöglich zweihundert Meilen völlig stoned
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