Mein Leben
zuzusehen, wie Ray sich immer tiefer in die Welt der harten Drogen verstrickt hatte. Irgendwann wurde er sehr emotional und fing an zu weinen. Da ich mich mit solcher Klarheit daran erinnern kann, sollte man meinen, dieser Appell hätte Wirkung gezeigt, aber in Wirklichkeit machte er nicht den geringsten Unterschied. Ich war wild entschlossen zu tun, was ich tun wollte, und konnte auch nicht erkennen, was daran so schlimm sein sollte.
Mir war damals nicht klar, wie viel Angst Ahmet um mich und meine Zukunft hatte, vor allem nach seinen Erfahrungen nicht nur mit Ray, sondern auch mit anderen Jazzern, die den Weg der Drogen eingeschlagen hatten und daran zugrunde gegangen waren. Er versuchte einfach sein Bestes, mich zum Aufhören zu bewegen. Drogen waren der Anfang vom Ende der Band. Wir konnten nichts mehr tun. Wir konnten nicht arbeiten. Wir konnten uns über nichts einig werden. Wir waren wie gelähmt, und das schürte die Aggressionen zwischen uns. Wir versuchten, ein zweites Album zu machen, aber das Material zerbröselte uns in den Fingern. Der Sargnagel für die Band war schließlich ein Riesenstreit zwischen mir und Jim Gordon, nach dem ich wütend aus dem Studio stürmte. Die Band spielte nie wieder zusammen. Desillusioniert zog ich mich nach Hurtwood zurück.
Von da an ging es in meinem Leben schwer bergab, eine Krise, die von mehreren Ereignissen ausgelöst wurde. Das erste war der Tod von Jimi Hendrix am 18. September 1970. In dem Maße, in dem es unsere Zeit uns erlaubte, waren Jimi und ich im Laufe der Jahre gute Freunde geworden und hatten in London, aber vor allem in New York, wo wir auch zusammen in Clubs jammten, viel Zeit miteinander verbracht. Ich fand die immens selbstkritische Haltung gegenüber seiner Musik sehr erfrischend. Er hatte ein Riesentalent und eine fantastische Technik wie jemand, der den ganzen Tag übte, und schien sich dessen selbst gar nicht bewusst zu sein. Außerdem bekam ich manchmal den Playboy in ihm zu sehen. Er liebte es, die ganze Nacht rumzuziehen, zu trinken und zu kiffen, und wenn er eine Gitarre zur Hand nahm, wirkte es immer fast beiläufig, so als würde er sich selbst nicht allzu ernst nehmen.
Jimi war Linkshänder und spielte eine Rechtshänder-Gitarre mit in umgekehrter Reihenfolge aufgezogenen Saiten, eine Technik, die auch Albert King und Stevie Ray Vaughan benutzten, genauso wie Doyle Bramhal aus meiner aktuellen Band. Bei einem Bummel durch ein paar Musikläden im West End hatte ich eines Nachmittags eine weiße Linkshänder-Stratocaster entdeckt und sie spontan gekauft, um sie Jimi zu schenken. Die Szene war so überschaubar, dass ich wusste, ich würde ihn am Abend beim Sly and the Family Stone-Konzert im Lyceum treffen. Jimi würde garantiert da sein, und dann könnte ich ihm hinterher die Gitarre schenken, aber er kam nicht. Am nächsten Tag erfuhr ich, dass er gestorben war. Er war mit einer Mischung aus Alkohol und Drogen weggedämmert und an seinem eigenen Erbrochenen erstickt. Es war das erste Mal, dass der Tod eines Musikerkollegen mich wirklich berührte. Wir hatten uns alle verlassen gefühlt, als Buddy Holly starb, aber dieser Tod war viel persönlicher. Ich war ungeheuer aufgewühlt, sehr wütend und fühlte mich schrecklich einsam.
Sechs Wochen später rief mich Stigwood in den Staaten an, wo ich gerade mit den Dominos auf Tour war, und erzählte mir, dass mein Großvater mit Krebsverdacht ins Krankenhaus von Guildford eingeliefert worden war. Ich flog nach Hause, um ihn zu besuchen. In seinem Krankenhausbett gab er eine traurige Gestalt ab, geschwächt durch die Krankheit und einen Schlaganfall, den er im Jahr zuvor erlitten hatte. Ich hatte furchtbare Schuldgefühle. In meiner Selbstanmaßung glaubte ich, zu seinem Niedergang beigetragen zu haben, indem ich ihm das Haus gekauft und genug Geld gegeben hatte, um sich damit vorzeitig zur Ruhe zu setzen. Ich glaubte, ich hätte seinen Stolz verletzt, indem ich ihn seines Lebens beraubt hätte. In Wahrheit tat ich natürlich nur, was jedes dankbare Kind tun würde, ich versuchte, die Liebe und Unterstützung zurückzugeben, die er mir immer geschenkt hatte. Trotzdem dachte ich unwillkürlich, alles sei meine Schuld. Der Gedanke, dass ich vielleicht doch nicht für jedes Ereignis in der Welt verantwortlich war, kam mir gar nicht.
Und zuletzt war da meine unerwiderte Liebe zu Pattie. Ich hatte mir eingeredet, dass sie, wenn sie das fertige Layla – Album mit all seinen Anspielungen auf unsere
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