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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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einen Ferrari fahren konnte. Ich sagte ihr, ich sei erst in zwei oder drei Tagen bei ihr, weil ich wusste, dass die Wirkung der Droge bis dahin abgeklungen sein würde.
    Die ersten vierundzwanzig Stunden des »Cold Turkey« habe ich als absolute Hölle in Erinnerung. Es war, als ob ich mich vergiftet hätte. Jeder Nerv und Muskel meines Körpers verkrampfte sich, ich rollte mich in Embryostellung zusammen und heulte vor Schmerzen. Solche Qualen hatte ich noch nie durchlitten, nicht einmal während ich als Kind Scharlach hatte. Es war unvergleichlich. Es dauerte drei Tage, in denen ich kein Auge zutat. Und das Schlimmste war, dass sich ausgerechnet clean sein schrecklich anfühlte. Meine Haut war wund, und meine Nerven lagen blank, ich konnte es nicht erwarten, wieder Heroin zu nehmen, um erneut in wohliger Behaglichkeit zu versinken. Aber ich hatte Alice versprochen zu kommen und war noch nicht so weit weggedriftet, dass ich rational keine verbindlichen Entscheidungen mehr treffen konnte.
    Zu diesem Anlass schaffte ich es, von der Droge runterzukommen und ins Leben zurückzufinden, aber weil ich meinen Konsum anschließend wieder hochfuhr, war ich von da an nur noch selten nüchtern. Es war einfach zu anstrengend und zu schmerzhaft. Alice zog wieder bei mir ein und wurde sehr schnell in die Sache hineingezogen. Sie konsumierte selbst Heroin und übernahm für uns die Drogenbeschaffung. Bald hatten wir den Trick raus, unsere jeweiligen Vorräte immer ein wenig überlappen zu lassen, sodass uns der Stoff nie komplett ausging. Solange wir zu Hause waren, klappte das alles auch problemlos, aber jedes Mal, wenn ich auf Reisen ging, gab es Schwierigkeiten.
    Nachdem ich mich mehr als ein Jahr in meinem selbst gewählten Exil verkrochen hatte, rief mich im Sommer 1971 George an und fragte, ob ich nach New York kommen und bei einem von ihm organisierten Benefiz-Konzert für die Opfer der Hungersnot in Bangladesh mitspielen würde, das Anfang August im Madison Square Garden stattfinden sollte. Er wusste nur zu gut um mein Drogenproblem und sah das Ganze womöglich als Rettungsaktion. Aus welchem Grund auch immer, ich erklärte ihm jedenfalls, dass ich nur kommen würde, wenn er mir eine reibungslose Versorgung garantiert. Da nach dem ursprünglichen Zeitplan vor dem Konzert eine Woche Proben angesetzt waren, war er sich ziemlich sicher, die Sache regeln zu können. Wir waren uns einig, dass es kein Problem sein dürfte, das Zeug in New York zu bekommen, und wenn es irgendwelche Schwierigkeiten geben sollte, würden mir Leute, die wiederum andere Leute kannten, bestimmt aushelfen können.
    Schon der Beginn der Reise verlief ziemlich katastrophal. Als ich mit Alice zum Flughafen kam, war Pattie dort, um mir Lebewohl zu sagen. Ich kann mich nicht erinnern, wie es dazu kam, aber es war wunderbar und schrecklich zugleich. Alice war fuchsteufelswild und folgerte daraus, dass ich mich immer noch heimlich mit Pattie traf, was nicht stimmte, aber wer konnte ihr ihren Argwohn verdenken? Ich war die meiste Zeit so neben der Spur, dass solche Situationen alltäglich waren. Ich verabredete mich mit irgendjemandem irgendwo und hatte es zwei Minuten später vergessen. Ich konnte nicht mehr sauber zwischen Realität und Fantasie unterscheiden, denn mein Kopf war ein Labyrinth aus halbgaren Ideen und Plänen geworden, von denen ich keinen ernsthaft verfolgte. Aber weil ich emotional und spirituell ohnehin bankrott war, machten mir derartige Situationen keine allzu großen Sorgen. Solange ich genug Stoff hatte, um den Flug zu überstehen, war ich glücklich.
    Bei der Ankunft in unserem Hotel in New York ließ die Wirkung der Droge langsam nach, doch wie versprochen erwartete mich auf meinem Zimmer ein ordentlicher Vorrat. Ich nahm etwas davon, aber nichts passierte. Wie sich herausstellte, war der Stoff für den Straßenverkauf mit üblem Zeug wie Strychnin gestreckt worden und nur etwa ein Zehntel so stark wie das Heroin, das ich gewohnt war. Mit dem Ergebnis, dass ich die ersten zwei oder drei Tage auf Cold Turkey war und alle Proben verpasste. Ich lag bloß zitternd auf dem Bett in meinem Hotelzimmer, murmelte wirres Zeug und entschuldigte mich bei jedem, der nach mir sah, während Alice unermüdlich durch die Stadt rannte, um richtigen Stoff zu bekommen.
    Zu meinem Glück hörte Allen Klein, der damalige Manager der Beatles, der George bei der Organisation des Konzerts im Madison Square Garden half, von meinem Zustand und bot mir ein

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