Mein Leben
komponierte ich viel, und im Grunde handeln alle Songs, die ich für das erste Dominos-Album schrieb, von ihr und unserer Beziehung. »Layla« war der Schlüsselsong, der bewusste Versuch, Pattie darauf anzusprechen, wieso sie mich hinhielt und nicht zu mir ziehen wollte. »What’ll you do when you get lonely?« Das Layla – Album wurde in den Criteria Studios in Miami aufgenommen, wohin wir Ende August aufbrachen. Der Beginn der Produktion verlief reichlich unspektakulär, weil wir bald feststellen mussten, dass wir mit Ausnahme von »Layla«, das auch nicht viel mehr als das Gerippe eines Songs war, praktisch kaum Material hatten. Vor meiner Abreise hatte Pattie mich gebeten, ihr Jeans unserer Lieblingsmarke Landlubbers mitzubringen, eine ausgestellte Hüft jeans mit zwei Taschen vorne, was mich zu dem Song »Bell Bottom Blues« inspirierte. Darüber hinaus hatte ich noch ein weiteres Liebeslied mit dem Titel »I Looked Away« sowie zwei Blues-Cover, die ich unbedingt aufnehmen wollte, aber all das nahm viel Zeit in Anspruch, und in den ersten paar Wochen kamen wir praktisch gar nicht voran.
Dafür hatten wir eine Menge Spaß. Tagsüber gingen wir schwimmen oder in die Sauna, danach fuhren wir zum Jammen ins Studio, wobei wir für die nächtlichen Sessions bisweilen chemischen Beistand nutzten. Wir wohnten in einem abgefahrenen kleinen Hotel in Miami Beach, wo man in dem Andenkenladen neben der Rezeption harte Drogen kaufen konnte. Man gab seine Bestellung einfach bei der Verkäuferin ab, und am nächsten Tag gab sie einem den Stoff in einer braunen Papiertüte, Smack, Kokain und alle möglichen anderen verrückten Sachen wie PCP.
Eines Abends erzählte mir unser Produzent Tom Dowd, dass die Allman Brothers Band in Coconut Grove spielte, und schlug vor, das Konzert gemeinsam zu besuchen. Ich mochte die Band sehr, aber wirklich umgehauen hat mich Duane Allmans Gitarrenspiel. Ich war absolut hingerissen. Er war sehr groß und schlank und wirkte ungeheuer überzeugend, und obwohl er selbst nicht sang, gab er sich für mich allein durch seine Körpersprache ganz klar als Kopf der Band zu erkennen. Nach dem Konzert stellte John uns die Band vor, und wir luden sie zu einer Jam-Session im Studio ein, die dazu führte, dass ich Duane bat, bei unseren Aufnahme-Sessions mitzuspielen, solange er in der Stadt war.
In unserer Zeit in Florida waren Duane und ich unzertrennlich, und gemeinsam gaben wir den Layla – Sessions die Substanz, die ihnen bis dahin gefehlt hatte. Er war wie der musikalische Bruder, den ich mir immer gewünscht, aber nie gehabt hatte. Mehr noch als Jimi, der im Grunde ein Einzelgänger war, war Duane ein Familienmensch, ein echter Bruder. Zu meinem Pech hatte er schon eine Familie, aber es war eine wunderschöne Zeit. So etwas passiert einem nicht alle Tage, und ich wusste damals schon genug von der Welt, um diese Begegnung zu genießen, solange sie dauerte.
Mit einem zweiten Gitarristen wurde unsere Band plötzlich lebendig, und nachdem Duane zu den Allman Brothers zurückgekehrt war, waren wir nie wieder ganz die Alten. Die Dominos setzten ihre Tour durch England fort, aber das Album floppte, obwohl nach der Veröffentlichung durchgesickert war: »Derek is Eric«. Ich verweigerte mich einfach jeder Form von Promotion, denn ich war damals noch ein echter Idealist und hoffte, dass Layla sich kraft seiner Qualität verkaufen würde. Aber das tat es natürlich nicht, weil ohne PR kein Mensch wusste, dass es das Album überhaupt gab. Die Plattenfirma auf der einen und Stigwood auf der anderen Seite machten so viel Druck, dass ich schließlich einwilligte, erstens »Derek is Eric«Sticker an die Presse verteilen zu lassen und zweitens zur Promotion des Albums sowohl in Großbritannien als auch in den USA zu touren.
Aber als ich wieder nach Amerika kam, war mein Herz nicht mehr bei den Dominos. In Florida hatten wir massenweise Kokain und Heroin gekauft, das wir mit auf die Reise nahmen. Ich weiß wirklich nicht, wie wir die Tour bei der Menge an Drogen, die wir täglich konsumierten, überlebt haben. Als wir dann nach England zurückkehrten, waren wir alle auf dem besten Weg, abhängig zu werden. Tom Dowd war so beunruhigt, dass er Ahmet Ertegun bat, herüberzukommen und mit mir zu sprechen. Ahmet nahm mich beiseite und erklärte mir auf sehr väterliche Art, wie besorgt er über meinen Drogenkonsum sei. Er berichtete mir von seinen Erfahrungen mit Ray Charles und wie schmerzhaft es gewesen sei
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