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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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Medikament an, das er gegen seine Magengeschwüre nahm. Ich probierte es und fühlte mich, gerade noch rechtzeitig, erstaunlich okay. Ich schaffte es in letzter Minute zum Soundcheck und ging eilig ein paar der Sachen durch, die ich spielen sollte. Und obwohl ich daran und auch an das Konzert selbst eine vage Erinnerung habe, war ich in Wirklichkeit gar nicht anwesend und schämte mich dafür. Egal, was für Rechtfertigungen ich mir im Laufe der Jahre zurechtgelegt habe, an diesem Tag habe ich viele Menschen enttäuscht, am meisten mich selbst. Ich habe den Konzertfilm nur einmal gesehen, aber wenn ich je daran erinnert werden möchte, was ich an der »guten alten Zeit« nicht vermisse, wäre dieser Film die passende Wahl.
    Nach unserer Heimkehr zogen wir uns nach Hurtwood zurück und verrammelten die Tür. Lange Zeit verließ ich das Haus gar nicht mehr, sondern überließ Alice das Einkaufen, das Kochen und vor allem die Beschaffung der Drogen. Sie freundete sich mit einem Typ namens Alex an, der in Notting Hill wohnte. Er war nicht nur Dealer, sondern auch Schriftsteller und als Drogensüchtiger amtlich registriert, was bedeutete, dass er seine tägliche Dosis in Tablettenform auf Rezept erhielt. Wenn wir auf der Straße keinen Stoff bekamen, kauften wir ihm diese Tabletten ab. Aber das Original war uns lieber, weil es roher war und viel stärker wirkte als das ziemlich lasche pharmazeutische Surrogat.
    Das beste Heroin sah aus wie brauner Zucker, kleine kandisartige harte Klümpchen, die in durchsichtige Plastiktüten verpackt waren. Darauf klebte ein rotes Label mit chinesischer Aufschrift und dem Bild eines kleinen weißen Elefanten. Wenn wir es in einem Mörser zerstampften, ergab es ungefähr dreißig Gramm, mit denen wir eigentlich eine Woche lang auskommen sollten. Aber wir waren verschwenderische Junkies und zogen es vor, das Heroin zu schnupfen, anstatt es zu injizieren, vor allem deswegen, weil ich schreckliche Angst vor Spritzen hatte, die bis in meine Grundschulzeit zurückreicht.
    Dort wurden wir eines Tages ohne jede Vorwarnung alle aus dem Klassenzimmer zum Gemeindehaus geführt, um gegen Diphterie geimpft zu werden. Es war ein schreckliches Erlebnis, beängstigend und schmerzhaft, und ich kann mich bis heute an den Geruch der Chemikalien erinnern, mit denen die Nadeln sterilisiert wurden. Aber aufgrund dessen habe ich Drogen nie gespritzt, und dafür bin ich unendlich dankbar. Es bedeutete allerdings auch, dass wir etwa fünf- bis zehnmal so viel Heroin verbrauchten wie jemand, der sich die Droge intravenös verabreichte. Und nicht nur das, bereits wenige Minuten nach der ersten Dosis hatte ich jedes Mal das Gefühl, mehr zu brauchen, und legte nach, obwohl die Wirkung der ursprünglich geschnupften Menge noch fünf oder sechs Stunden angedauert hätte. Es war eine sehr teure Methode, das Zeug zu konsumieren.
    In jenen verlorenen Jahren sah ich meine Familie kaum. Ich war keine Hilfe für Rose, die natürlich um meinen Großvater trauerte und bestimmt einen schlimmen Verdacht hatte, auch wenn sie nicht ahnte, dass es um Drogen ging. Später erfuhr ich, dass sie sich mit Absicht zurückhielt, und hoffte und betete, dass das, was in meinem Leben falsch lief, sich irgendwann richten und alles gut werden würde. Ich mied damals sogar meine ältesten Freunde. Das Tor von Hurtwood stand immer offen, und manchmal kamen Leute vorbei, um mich zu besuchen, klopften an die Haustür und zogen wieder ab, wenn niemand antwortete.
    Als Ben Palmer einmal den weiten Weg von Wales gemacht hatte, um mich zu besuchen, versteckte ich mich im Obergeschoss, beobachtete ihn vom Fenster aus in seinem Wagen und wartete darauf, dass er wieder fuhr. Ginger kam sogar einmal mit dem Plan, mich in seinem Land Rover in die Sahara zu entführen, weil er dachte, dass das der einzige Ort sei, an dem ich bestimmt keinen Stoff kriegen würde. Ich hob nicht ab, wenn es klingelte, und ich schlief fast den ganzen Tag und stand erst am späten Nachmittag auf. Ich spielte stundenlang Gitarre und nahm Songs auf Kassette auf, aber das meiste war ziemlich furchtbar. Da ich die Kassetten nie beschriftete, verbrachte ich Stunden damit, sie hin und her zu spulen, bis ich den Song gefunden hatte, an dem ich zuletzt gearbeitet hatte. Außerdem zeichnete ich viel, vor allem Tuschzeichnungen à la Escher. Meine einzig andere Freizeitbeschäftigung war der Bau von Modellflugzeugen und Modellautos.
    Einer der wenigen Menschen, die ich in jener Zeit

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