Mein Leben
einen Methadonsirup zur Heroinentwöhnung. Ich schmuggelte ihn zurück in Megs Haus und versteckte ihn in meiner Kleidung. Mir war nicht bewusst, dass sie meine Sachen durchsuchte. Am nächsten Tag präsentierte sie das Fläschchen vor den Kindern und erklärte mir, dass ich ihr Vertrauen missbraucht habe und mein Verhalten widerwärtig sei. Dann goss sie den Inhalt der Flasche ins Waschbekken. Ich war immer dagegen, Menschen zu demütigen, egal wie berechtigt es sein mag, und ich konnte nicht verstehen, dass es Teil ihres Programms war. Ich fand es erniedrigend, beschloss innerlich, nichts mehr mit ihnen zu tun haben zu wollen, und schottete mich leise ab.
Trotzdem erholte ich mich in der Zeit bei ihnen, und sie haben mir sehr geholfen, indem sie mich ermutigt haben, wieder Musik zu hören und zu machen. Dadurch kam ich wieder in Kontakt mit meinen Gefühlen, die mich förmlich überfluteten. Rückblickend glaube ich ehrlich, dass Megan und George mit ihren Mitteln ihr Bestes gegeben haben. Aber das war nicht genug. Bei allem, was sie für mich getan haben, indem sie mich vom Heroin wegbrachten, war es uninformiert und gefährlich, mich ohne jegliche vernünftige Nachsorge wieder in die Welt zu entlassen. Offenbar kannten sie die ZwölfSchritte-Programme der Anonymen Alkoholiker und Narcotics Anonymous nicht, die in London und ganz England seit Mitte der 1940er Jahre aktiv waren und großen Zulauf hatten, oder interessierten sich nicht dafür. Ihrem Verständnis nach sollte meine Rehabilitation nach der Behandlung, die sie mit Davids Hilfe geplant hatten, auf einem Gut außerhalb von Oswestry stattfinden, das von Davids jüngstem Sohn Frank Ormsby-Gore geführt wurde. Dort sollte ich mich physisch erholen und innerlich sortieren. Aber in Wahrheit habe ich in dem Moment, in dem ich auf dem Gut eintraf, einfach ein Suchtmittel gegen ein anderes getauscht.
Frank Gore war mit zwanzig neun Jahre jünger als ich, als ich Anfang 1974 auf das Gut der Familie in Shropshire kam, um dort zu arbeiten. Obwohl ich ihn seit seinem fünfzehnten Lebensjahr kannte, war er für mich immer nur Alices kleiner Bruder gewesen, jetzt aber verstanden wir uns auf Anhieb. Ich fuhr in einem Wagen, den George Harrison mir geschenkt hatte, von Hurtwood los. Es war ein Mini Cooper Radford, eine Luxus-Spezialanfertigung des Mini, die George von einem Werbegrafiker mit tantrischen indischen Symbolen hatte bemalen lassen. Ich nahm meine akustische Gitarre und einen Teil meiner Plattensammlung mit, und weil Frank sich als großer Musikfan erwies, hatten wir sofort etwas gemeinsam. Es war großartig, mit ihm zusammen Musik zu hören und Ideen zu entwickeln, und er wurde so etwas wie der Resonanzboden für meine Wiederentdeckung der Gitarre. Wir lebten in einer Hütte mit mehreren Schlafzimmern, einer Küche und einem Wohnzimmer. Das Ganze war schon irgendwie verrückt, aber Frank war ein wunderbarer Koch, und wir wohnten hauptsächlich in der Küche.
Nach drei Jahren, in denen ich nicht viel mehr getan hatte, als auf der Couch vor dem Fernseher vor mich hin zu dämmern, war ich ziemlich außer Form, deshalb verabredeten wir, dass ich zunächst nur so viel arbeitete, wie es mein Zustand erlaubte. Arbeit gab es reichlich. Frank führte den Bauernhof praktisch alleine, zumal der Ertrag kaum die Kosten deckte. Seine einzigen Gehilfen waren sein Freund Mike Crunchie und ein weiterer Mann namens Dai. Crunchie zeigte mir alle Kniffe, die ich kennen musste. Schon bald stand ich mit den Hühnern auf und malochte wie ein Irrer, presste Heu zu Ballen, hackte Holz, fällte Bäume und mistete den Kuhstall aus. Es war die Art körperliche Arbeit, die ich zuletzt mit meinem Großvater auf Baustellen geleistet hatte, und ich fand es wunderbar. Schon bald war ich wieder in Topform und hatte von dem scharfen Wind selbst im Winter einen gesunden Teint. Derweil gondelte Frank durch die Gegend und kaufte und verkaufte LKWs und andere Schwerlastfahrzeuge. Er sah sich gern als gewieften Händler und redete stundenlang über die großartigen Schnäppchen, die er bei Lastern, Traktoren und dergleichen machte.
Zwischen fünf und sechs Uhr nachmittags holte er mich zu einem gemeinsamen Kneipenbummel in Oswestry ab, wo wir Musik aus der Jukebox hörten und tranken, bis wir kaum noch stehen konnten. Manchmal machten wir uns komplett zum Narren, aber öffentlich, was mir nach meinem Eremitenleben sehr gesund vorkam. Dann fuhren wir zurück zu unserem Haus, Frank kochte ein
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