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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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einem Wagen vom Bauernhof abgeholt und ins Studio gefahren. Es war eine bizarre Erfahrung, und ich verbrachte den Tag damit, mich mit Keith Moon zu betrinken. Ihn in voller Fahrt zu erleben, vermittelte mir den Eindruck, eigentlich gar kein Problem zu haben. Verglichen mit ihm empfand ich mich als Waisenknabe.
    Nach der Hälfte der Zeit bei Frank kam Alice zu uns, die aus der Klinik entlassen worden war. Es war ein sehr angespannter, gereizter Besuch, da Megan uns strikte Anweisungen gegeben hatte, nicht im selben Zimmer zu schlafen oder sonst irgendwie zusammenzukommen, weil das theoretisch einen Rückfall hätte auslösen können. Das passte mir eigentlich ganz gut, denn in dem Maße, in dem meine Sinne wieder zum Leben erwachten, kehrte auch der Gedanke an Pattie zurück, der drei Jahre lang geschlummert hatte. Weiter angefacht wurde er, als George und Pattie aus heiterem Himmel in Wales aufkreuzten, um zu sehen, wie es mir ging. Auch wenn mich diese freundschaftliche Geste sehr rührte, wäre es mir damals lieber gewesen, wenn Pattie alleine gekommen wäre. Wir gingen zusammen in einen Pub, und auch wenn die beiden noch immer wie ein Paar wirkten, hatte ich den Eindruck, dass Pattie mich mit mehr als bloß freundschaftlicher Sorge ansah. All die alten Gefühle lebten in aller Heftigkeit wieder auf.
    Als ich mich von Frank und der Farm verabschiedete, war ich fit und clean. Mein Kopf summte vor lauter aufregenden Ideen für meine Zukunft. In einem Moment der Dankbarkeit schickte ich Megan meinen Kokslöffel aus 24-karätigem Gold mit einer Karte, auf der stand: »Danke, Megan. Den brauche ich jetzt nicht mehr.« Ich fühlte mich gut, weil die Aussichten auf mein Leben wieder heller waren. Ich hatte nie ganz aufgehört, Musik zu hören und zu machen, und mir selbst an absoluten Tiefpunkten mein Handwerk bewahrt. Ich hatte einen Job, in den ich zurückkehren konnte. Außerdem traf ich die schmerzhafte Entscheidung, mich endgültig von Alice zu trennen, was Megan mir aus Angst, wir könnten uns gegenseitig zerstören, immer geraten hatte. Das Einzige, was von dieser Beziehung noch übrig war, war die Abhängigkeit, und jetzt kreisten meine Gedanken fast ausschließlich um Pattie.
    Auch Stigwood hatte während meiner langen Sucht immer daran geglaubt, dass ich meine Abhängigkeit am Ende besiegen würde. Es war ein großes Wagnis für ihn, aber er hielt zu mir, und nach meiner Rückkehr in die Welt arrangierte ich sofort ein Treffen mit ihm.
    »Was willst du machen?«, fragte er. »Denn ich weiß, was ich für dich will.«
    »Na ja«, sagte ich, »ich hab einen Haufen Ideen und möchte, glaube ich, ein Album machen.«
    »Das ist großartig«, antwortete er, »denn genau das hatte ich auch im Sinn. Hier sind die Tickets nach Miami, das Studio ist schon gebucht, mit Tom Dowd als Toningenieur und Produzent, wenn du willst.«
    Und das war’s auch schon. Alles war vorbereitet, sie warteten nur auf mich. Ich weiß noch, dass ich über seine große Voraussicht staunte, ein Projekt arrangiert zu haben, in das ich einfach einsteigen konnte. Außerdem hatte er uns am 461 Ocean Boulevard ein Haus gemietet, eine Luxusvilla am Strand von Miami Beach. Ich flog sofort los.
    In Miami wurde ich von Carl erwartet, der mich vom Flughafen direkt zu einem Treffen mit Jamie und Dick fuhr. Sie waren zwei lebhafte junge Typen, intelligent, selbstbewusst und nicht im Geringsten von mir beeindruckt. In ihrer Gesellschaft hatte ich das Gefühl, alt zu sein, obwohl ich erst neunundzwanzig war. Wir sollten als Quartett arbeiten, unterstützt von anderen Musikern des Studios, und ich begriff instinktiv, dass der Erfolg des Albums davon abhängen würde, ob die Chemie in der Band stimmte. Für mich kam es vor allem darauf an, meine Sicherheit im Zusammenspiel mit richtigen Musikern zurückzugewinnen. Am Ende fanden wir einen Kompromiss, bei dem sie sich mit minimalen Mitteln an meinen begrenzten Fähigkeiten orientierten, was der Musik einen gewissen elementaren Charme verlieh.
    Eine der Gastmusikerinnen, die Stigwood engagiert hatte, war Yvonne Elliman, eine brillante junge Sängerin, die sowohl in der Broadway-Fassung als auch in der Verfilmung von Jesus Christ Superstar die Maria Magdalena gespielt hatte. Sie war halb irischer, halb hawaiianischer Abstammung, hatte lange dunkle Haare, war sehr exotisch und wunderschön, und Stiggy drängte darauf, dass wir zusammenarbeiteten. In den zurückliegenden Jahren hatte ich praktisch keinen Sex gehabt,

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