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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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Abendessen, und wir tranken noch mehr. Ich hatte so viel Spaß wie lange nicht mehr. Und Frank tat etwas sehr Wichtiges für mich. Durch ihn fühlte ich mich wieder wohl in meiner Haut. In Gesellschaft der Pattersons hatte ich mich immer ein wenig für meine Existenz geschämt wie ein zu resozialisierender Verbrecher, während ich mit Frank selbstbewusst und witzig sein konnte, so als würde ich endlich aus meiner Muschel herauskommen, auch wenn dabei der Alkohol keine unwesentliche Rolle spielte. Frank war jedenfalls sehr liebevoll und freundlich zu mir und, was das Beste war, er hatte dabei offenbar kein Programm für mich im Sinn. Ich glaube, er hat meine Gesellschaft wirklich genossen und mich als das genommen, was ich war.
    In der Zeit mit ihm begann ich auch, Songs und Ideen für ein neues Album zu sammeln. Ich hörte viel sehr unterschiedliche Musik und versuchte sogar, die eine oder andere Zeile zu schreiben. Selbstverständlich stand der Blues auf meiner Liste ganz oben, und ich spürte, dass ich begierig darauf war, bald ein neues Projekt zu starten. Der Wechsel von einem völlig isolierten zu einem geselligen Leben hatte viel damit zu tun, dass ich wieder Musik machen wollte, und in dieser Hinsicht bin ich David und den Pattersons sehr dankbar. Sie hatten vollkommen recht, meine Energien wieder auf diesen Bereich zu lenken. Und ich hatte nicht nur ein paar Ideen, in den Kulissen wartete auch schon eine Band auf mich. Carl Radle hatte mir Bänder einer Combo geschickt, mit der er in Tulsa spielte, dazu eine Karte: »Das solltest du dir anhören. Ich glaube, es würde dir Spaß machen, mit den Jungs zu arbeiten.« Die Band bestand aus Carl am Bass, Dick Sims am Keyboard und Jamie Oldaker am Schlagzeug, und sie klangen einfach super, wirklich begabt.
    Carl selbst war eine faszinierende Persönlichkeit. Er war ein deutschstämmiger Musiker aus Tulsa, der auch europäisch aussah, mit seiner dicken Brille und den in der Stirn schütteren und im Nacken langen und zottigen Haaren. Obwohl er nur ein Jahr älter war als ich, wirkte er sehr erfahren und weise. Er war der geborene Philosoph, ein Musikwissenschaftler, der eine große Bandbreite an Musik von überall auf der Welt gesammelt hatte. Wir konnten stundenlang über alles Mögliche reden, von Filmen bis zu Jagdhunden, eine wahrhaft verwandte Seele. Vor allem jedoch war er ein brillanter Bassist mit einem minimalistischen und melodischen Stil, der echt groovte.
    In der Zeit mit den Dominos waren Carl und ich enge Freunde geworden, und er hatte an der Idee festgehalten, irgendwann noch einmal mit mir zu arbeiten. Er durchschaute mich und wusste, was ich wirklich draufhatte. Sosehr mich Davids Intervention gerührt hatte, hat mich Carls Angebot doch ungleich mehr motiviert, denn als Musiker, der eigentlich von einem Leben in Amerika träumte, war es für mich die Hölle, in Mittelengland festzusitzen. Alle meine Idole lebten in den Staaten, und als von Carl die Botschaft kam: »Wir warten auf dich«, war das ein echter Ansporn, wieder aufzutauchen. Ich hatte die Truppe in bester Erinnerung, und als ich in Franks Haus begann, Fragmente für ein mögliches neues Album zusammenzusetzen, stellte ich mir immer vor, mit dieser Band zu spielen.
    Wenn ich Songs schreibe, versuche ich immer, sie so unfertig wie möglich zu lassen, damit die Musiker, mit denen ich sie dann aufnehme, noch die Möglichkeit haben, durch ihre Art zu spielen Einfluss darauf zu nehmen. In meinem Kopf stellte ich kleine Blöcke mit Ideen zusammen, an denen ich mit Carl, Jamie und Dick weiter arbeiten konnte. Einer der angefangenen Songs machte sich schon ziemlich gut, und ich war recht stolz auf den originellen Text. Dabei handelte es sich um »Let It Grow«, und ich sollte erst Jahre später merken, dass ich Akkorde und Melodie komplett von der berühmten Led-Zeppelin-Hymne »Stairway to Heaven« geklaut hatte, eine gemeine, ausgleichende Gerechtigkeit, nachdem ich ihre Musik doch immer so streng kritisiert hatte.
    Eines Tages rief mich Pete Townshend auf dem Bauernhof an und fragte, ob ich Lust auf einen Cameo-Auftritt in der Verfilmung von Tommy hätte, die gerade in den Pinewood Studios gedreht wurde. Ich sollte als Priester eines Marilyn-Monroe-Kultes den alten Sonny-Boy-Williamson-Song »Eyesight to the Blind« spielen. Das Ganze klang reichlich bescheuert, aber ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, wieder professionell zu singen, zu spielen und im Studio zu arbeiten. Ich wurde mit

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