Mein Leben
unglaubliche Empfang, den mir das Publikum bereitete, bewegte mich tief. Nach dem Rainbow-Konzert zog ich mich allerdings wieder in meinen Bau zurück, und obwohl ich wusste, dass Pete sich Sorgen machte und mir helfen wollte, in die Musikszene zurückzukehren, war ich einfach noch nicht bereit dazu.
In der Zeit direkt nach dem Konzert sank ich in neue Tiefen, und Alice folgte mir auf dem Fuße. Bald konsumierte ich wieder täglich riesige Mengen Heroin. Meine Sucht wurde so maßlos, dass Alice mir praktisch allen Stoff gab, den sie besorgen konnte, und das ihr selbst fehlende Heroin mit bis zu zwei Flaschen Wodka am Tag kompensierte. Auch sie war mittlerweile zum Eremit geworden und hatte keine Lust, mit irgendjemandem Kontakt aufzunehmen. Die Tür blieb geschlossen, die Post ungeöffnet, und wir lebten von Schokolade und Schnellgerichten, sodass ich bald nicht nur Übergewicht und Pickel hatte, sondern insgesamt ziemlich unfit war. Heroin hatte mich auch meiner Libido vollständig beraubt, und Sex spielte gar keine Rolle in unserem Leben, dafür litt ich unter Verstopfung.
Die Kosten für diesen Lebensstil waren nicht nur nach allgemeinem Ermessen sehr hoch, sie ruinierten mich schlagartig. Ich gab jede Woche tausend Pfund für Heroin aus, was nach heutigem Wert etwa achttausend Pfund entspricht. Eine Zeit lang konnte ich Stigwood die wahren Summen verschweigen, aber irgendwann bekam er mit, was los war, und ich kriegte eine Nachricht aus dem Büro, dass meine Ersparnisse aufgebraucht seien und ich demnächst anfangen müsse, ein paar Sachen zu verkaufen, um meine Sucht zu finanzieren.
Das brachte mich ins Grübeln, genauso wie ein Brief von David, in dem er mir unmissverständlich erklärte, dass er Alice und mich ohne Umstände an die Polizei verpfeifen würde, wenn ich nicht bereit wäre, damit aufzuhören, was ich mir und noch wichtiger seiner Tochter antat. Sein Brief war ziemlich brutal, gleichzeitig aber auch voller Mitgefühl. »Ich liebe euch beide so sehr«, schrieb er, »dass ich es nicht ertrage, mit anzusehen, was ihr euch antut. Um all der Dinge willen, die ihr in eurem Leben noch tun und haben könnt, bitte lasst mich euch helfen.« Der Brief endete mit dem Satz: »Ich werde wahrscheinlich nie wissen, wie viel Mut es erfordert, lieber Eric, aber bitte tu es um deinetwillen.«
Er meinte es offensichtlich ernst, und tief im Innern wusste ich, dass ich einer Unschuldigen schweren Schaden zufügte, jemandem, dessen Leben zu verpfuschen ich kein Recht hatte. Mir wurde klar, dass ich auf die Bremse treten musste, wenn nicht meinet-, dann ihretwegen. Endlich ging das Licht an, ich meldete mich bei ihm und sagte: »Du hast recht. Wir brauchen Hilfe, aber was können wir tun?« Er berichtete mir, dass er eine außergewöhnliche Frau entdeckt habe, eine schottische Neurochirurgin namens Dr. Megan Patterson, die jahrelang in Hongkong gearbeitet und eine Methode entwickelt habe, Entzugserscheinungen bei Opiatabhängigen mit einer Art elektrischer Akupunktur zu behandeln, die sie selbst Neuro-Elektrische Therapie nannte. Sie war vor kurzem nach Großbritannien zurückgekehrt und hatte zusammen mit ihrem Mann George eine Klinik in der Harley Street eröffnet. David Harlech hatte sich bereits mit den beiden getroffen und ein Programm für mich und Alice zusammenstellen lassen.
Ich wusste, dass ich es durchziehen musste. Ich vertraute vollkommen auf Davids Vernunft und Einsicht und erkannte, dass ihm dieser Schritt nicht leichtgefallen war. Wir willigten ein, die Pattersons zu einem Gespräch in ihrem Haus in der Harley Street zu treffen, und kamen wie üblich stoned an. Ich mochte Megan sofort. Sie hatte eine starke Ausstrahlung, war sehr zierlich und attraktiv, hatte rotbraune Haare, ein hübsches Gesicht und eine sehr mütterliche Art, liebevoll und aufmerksam. Ich hatte das Gefühl, dass sie ein guter Mensch war. Die Geschichten von ihrer Arbeit mit abhängigen Obdachlosen in Hongkong und China faszinierten mich, und sie schien sehr zuversichtlich, mir helfen zu können. Auch ihr Mann George war sehr interessant. Er hatte lange Zeit in Tibet gelebt und die Guerillas kennengelernt, die gegen die chinesische Herrschaft kämpften.
Ihre Heilmethode war eine Art Akupunktur mit einem in China hergestellten elektrischen Stimulator, den Megan in Hongkong gekauft hatte. Dabei handelte es sich um eine schwarze Kiste mit heraushängenden Kabeln, an denen Klammern mit winzigen Nadeln hingen, die in bestimmte Punkte
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