Mein Leben
Aber ich habe äußerst angenehme Erinnerungen an meine Zeit dort in Gesellschaft wunderbarer Menschen wie etwa Breda, unserer Managerin, und ihrem damaligen Freund Joe Kilduff, meinem Saufkumpan. Das waren tolle Zeiten.
Im Frühjahr 1976 kehrte ich nach einem Jahr auf den Bahamas und einer Tour durch Australien, Amerika und Japan schließlich nach England zurück, wo Nell und ich eine Zeit echten Glücks erlebten. Hurtwood befand sich damals in einem schrecklichen Zustand. Das Anwesen hatte jahrelang keinen Tropfen Farbe mehr gesehen oder sonst irgendwelche Ausbesserungsarbeiten erlebt, weil Alice und ich seit Monsters Renovierung alles vernachlässigt hatten. Das Haus war grenzwertig verdreckt. Wir hatten zwei Hunde: Jeep, ein Weimaraner, der erste Hund seit meiner Kindheit, und Sunshine, ein Golden Retriever, die wir im Haus kacken ließen, ohne hinterher sauber zu machen, weil wir zu stoned waren. Vorhänge und Polster hatten zu schimmeln begonnen. Nell stürzte sich unverzüglich in die Renovierung des Hauses. Als Erstes ließ sie einen Aga-Herd in der Küche einbauen. Sie war eine sehr gesellige Dame und wollte das Haus für Besucher herrichten. Nell trank genau wie ich gern mal ein Gläschen, aber wahrscheinlich weniger als ich. Trotzdem wurde Trinken ein akzeptierter Teil unseres Lebens, der auch unsere anderen Aktivitäten bestimmte. Die Heroin-Kultur, in der ich mit Alice versunken war, hatte hauptsächlich darin bestanden, vor dem Fernseher abzuhängen, wenn wir nicht gerade damit beschäftigt waren, neuen Stoff zu besorgen. Nun drehte sich unser Leben mehr um Pubbesuche, angefangen beim Windmill, dem Pub am Ende der Zufahrt zu unserem Anwesen, bis hin nach Ripley, wo man sich im Cricketclub ein Spiel ansehen und mit Freunden fröhlich einen heben konnte.
Nell lernte Guy und Gordon, meine alten Schulfreunde, kennen, die wieder Teil meines sozialen Netzwerks wurden. Wir waren ein extrovertiertes Paar und begannen, einen Kreis von anderen Paaren um uns zu scharen, die zum Trinken oder auch nur zum Abendessen vorbeikamen. Nachdem ich bis dahin ziemlich zurückgezogen gelebt hatte, war ich nun unvermittelt die Hälfte eines goldenen Paares geworden, das Dinnerpartys gab, zu Premieren ging und dergleichen. Nell empfand das ganz ähnlich, weil auch sie mit George jahrelang abgeschieden in der schauerromantischen Finsternis von Friar Park gehaust hatte. Für mich war es eine tolle Zeit, in der ich meine alten Freunde aus Ripley neu kennenlernte. Wir gründeten das RipleyLöffel-Orchester, das sich im Cricketclub traf. Chris Stainton spielte Klavier, und wir begleiteten ihn mit bis zu zehn oder fünfzehn Mann mit Löffeln und veranstalteten ein munteres Singen. Eine Zeit lang hatten Nell und ich wirklich das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein.
In dieser Phase fragte Nell mich auch, ob ich mich mit einem Mann treffen könnte, mit dem ihre jüngere Schwester Paula seit einiger Zeit zusammen war. Als eine Art Familienoberhaupt sollte ich ihn mir ansehen, um festzustellen, ob er ihrer würdig war. Das schmeichelte meinem überheblichen Selbstbild sehr, und ich fuhr in die Stadt, um mit dem Typen zu Mittag zu essen. Er hieß Nigel Carroll und war mir auf Anhieb sympathisch. Wir hatten vieles gemeinsam und wurden gute Freunde. Natürlich bekam er mein Okay.
Er war sehr verliebt in Paula und meiner Ansicht nach ein tüchtiger und aufrichtiger Mann. Aber zu seinem Pech war Paula noch nicht bereit, sich dauerhaft zu binden. Das war tragisch, denn Nigel hatte Paulas kleinen Sohn William sehr lieb gewonnen. Das Ende der Beziehung brach ihm das Herz. Ich fragte ihn, ob er zur Ablenkung mit mir auf Tour gehen wollte, und er wurde für die nächsten paar Jahre mein persönlicher Assistent.
Ich traf mich auch nach wie vor mit George, der immer noch vorbeikam, um mir seine neuen Songs vorzuspielen. Einmal kam er Heiligabend vorbei und spritzte mir, als ich die Tür öffnete, mit einer Wasserpistole Brandy in den Mund. Eine Zeit lang war unsere Beziehung ein wenig angespannt, und er machte oft sarkastische Bemerkungen darüber, dass Pattie ihn verlassen hatte. Er kehrte die Geschichte jedenfalls bestimmt nicht unter den Teppich. Manchmal lachten wir gemeinsam, manchmal war es eher unbehaglich, aber es war die einzige Möglichkeit, weiter befreundet zu bleiben. Eines Abends saßen wir im Wohnzimmer von Hurtwood, als er sagte: »Nun, ich sollte mich wohl von ihr scheiden lassen.« Worauf ich erwiderte: »Na, wenn du dich
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