Mein Leben
bizarreren Gastauftritte jener Zeit fand in Südirland statt, wo mich Kevin McClory, der irische Produzent des James Bond-Films Thunderball, ansprach. Er organisierte eine Benefiz-Gala in Straffan House, seinem Anwesen in Kildare. Ich sollte mit Stars wie Sean Connery, John Huston, Burgess Meredith und Shirley MacLaine in einer Art Promi-Zirkus auftreten, den er Circasia nannte. Roger gefiel die Idee, und da Burgess Meredith seit Der Tag der Heuschrecke eines meiner Idole war, sagte ich zu. Es sollte ein unvergessliches Erlebnis werden und mich an eine weitere Weggabelung führen.
Am ersten Abend lernte ich John Huston kennen und gesellte mich zu dem Kreis von Leuten, die um ihn herumsaßen und gebannt seinen Anekdoten lauschten. Am folgenden Tag wurden Burgess, Shirley und ich zur Probe unseres Sketches abgeholt. Seit ich Shirley in Irma La Douce in ihrer kleinen weißen Korsage gesehen hatte, war ich immer ein bisschen verschossen in sie. Was für Beine! Ich wollte sie unbedingt kennenlernen, zumal sie als überaus lebhafte Dame berüchtigt war. Unser Auftritt basierte locker auf einem Sketch von Chaplin. Burgess und ich waren mit Perücken, großen albernen Nasen und Riesenschuhen als Clowns verkleidet, während Shirley den Tramp à la Chaplin spielen sollte. Sie sollte auf der Bühne herumspazieren, und wir sollten ihr jeder mit einer Sahnetorte bewaffnet folgen und uns anschleichen, um ihr die Torte ins Gesicht zu werfen. Dann sollte sie sich genau in dem Moment bücken, um sich die Schuhe zuzubinden, sodass wir uns die Torten gegenseitig ins Gesicht warfen.
Es gab zwei Vorstellungen, die erste eine Gratisaufführung für behinderte Kinder, bei der unsere Nummer problemlos klappte und Burgess und ich uns gegenseitig mit Schlagsahne einschmierten, was das Publikum urkomisch fand. Mit der Show am Abend sollte das Geld gemacht werden, Eintrittskarten kosteten fünftausend Pfund pro Person. Da das Ganze in Irland stattfand, hatte sich die gesamte Besetzung mit Ausnahme von Shirley mittlerweile hemmungslos betrunken. Der arme Mr. Connery galoppierte unter einem Pferd hängend, auf dem er eigentlich reiten sollte, durch die Arena, was fünfmal so komisch war wie der ursprünglich geplante Sketch. Das war für Burgess und mich das Stichwort. Als Shirley sich bückte, um sich die Schuhe zuzubinden, warteten wir, bis sie sich wieder aufgerichtet hatte, und klatschten ihr die volle Ladung ins Gesicht. Sie war fuchsteufelswild und scheuchte uns Zeter und Mordio schreiend aus der Arena. Roger erzählte mir später, dass sie gelegentlich immer noch vor Wut kochend in seinem Büro anrief, um irgendeinen Ärger zu kommentieren, den ich wieder mal mit den Medien hatte. Eine hinreißende Frau.
Wir waren in einem charmanten kleinen Hotel namens Barbers town Castle in dem Dorf Straffan untergebracht. Teile des Gebäudes stammten aus dem 13. Jahrhundert, und ich verliebte mich sofort in die Anlage, vielleicht auch deshalb, weil ich mich am ersten Abend komplett betrank, ohne einen Penny zu bezahlen. Ich stand buchstäblich den ganzen Abend trinkend an der Bar, ohne dass nur eine Münze den Besitzer wechselte. »Das ist das Paradies«, dachte ich und rief am nächsten Tag Roger an. »Das musst du dir angucken«, erzählte ich ihm. »Du wirst es nicht glauben.« Ein paar Wochen später kamen wir zusammen dorthin, blieben für eine Nacht, amüsierten uns königlich und betranken uns mit den Einheimischen, die, durch unsere rosarote Brille betrachtet, alle unglaubliche Persönlichkeiten und großartige Sänger waren. Der Laden hatte auf Roger die gleiche Wirkung wie auf mich, deshalb beschlossen wir, das Hotel gemeinsam zu kaufen.
In den folgenden Jahren nutzten wir das auch des Öfteren weidlich aus, und jedes Mal passierten urkomische und manchmal auch seltsame Dinge, meistens in der Bar. Das Restaurant war die eigentliche Erwerbsquelle des Ganzen, während ich mir vor allem in der Bar mit den Einheimischen allabendlich die Kante gab. Am Ende eines guten Abends sah es dort aus, als wäre ein Wirbelsturm durch den Raum gefegt, überall lagen Scherben herum, Menschen schliefen unter Teppichen, und ich lag bewusstlos hinter dem Tresen. Morgens kamen dann die Putzfrauen herein, und zehn Minuten später sah das Lokal aus wie neu und bereit, zum Mittag zu öffnen. Als ich schließlich irgendwann trocken wurde, beschloss ich, den Laden zu verkaufen. Und seitdem war ich kaum noch dort, und es wäre sogar gefährlich für mich gewesen.
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