Mein Leben
großes Zelt hin und hängten überall Plakate auf, alles ganz entspannt. Ein richtiger Zirkus musste sich ein Jahr im Voraus um die Erlaubnis bemühen, ein Grundstück zu nutzen, aber sie kamen einfach an und bauten ihr Zelt auf, bevor irgendjemand etwas davon wusste, und hofften, damit durchzukommen. Ein paar Leute kamen immer zu ihrer Vorstellung, und mit etwas Glück hatten sie ihre Unkosten wieder drin. Das hatte allerdings eher Seltenheitswert, weshalb das Projekt sich irgendwann auflöste.
Danach besuchten Nell und ich Ronnie und Kate regelmäßig in Wales. Wir kamen einfach vorbei und tauchten in das dortige Leben ein. Dabei schien es keine Rolle zu spielen, dass das Haus reichlich eng war. Ich war gern mit Ronnie zusammen, weil wir beide Trinker waren und seine Musikalität nach einer Weile auf mich abfärbte. Genau wie er suchte ich damals nach einer musikalischen Veränderung. J. J. Cale kannte ich schon, jetzt interessierte ich mich zunehmend für Country-Musik und die Idee, Musik nur zum Spaß zu machen. Einmal haben wir zum Beispiel ein Boot gechartert, sind im Mittelmeer herumgesegelt und haben vom Schiff aus ein paar Konzerte an Orten wie Ibiza, Barcelona und dergleichen gegeben. Die Band bestand aus Ronnie und mir, Charlie Hart an der Geige, Bruce Rowlands am Schlagzeug und Brian Belshaw am Bass. Manchmal legten wir auch an irgendeinem Kai an und spielten als Straßenmusiker. Nell und Katy zogen sich Cancan-Kostüme an und tanzten dazu. Finanziell war das Ganze ein Riesenfiasko, aber wir hatten viel Spaß. Am Valentinstag 1977 spielten wir unter dem Namen Eddie Earthquake and the Tremors einen Geheim-Gig in der Village Hall von Cranleigh, einem Dorf in der Nähe von Hurtwood. Unser Repertoire bestand aus Songs wie »Alberta« und »Goodnight Irene«, und wir forderten das Publikum von Einheimischen auf, zu tanzen und mitzusingen.
Für mich ging es dabei vor allem ums Trinken und darum, mich vor meiner Verantwortung als Bandleader zu drücken. Ich konnte einfach abhängen und aus purer Lust spielen, und das spiegelte sich in der Musik wider. Sie war sehr schlicht, handgemacht und überwiegend akustisch, und aus dieser Stimmung heraus entstand auch der Song »Wonderful Tonight«. Den Text schrieb ich an einem Abend in Hurtwood, als ich wartete, während Nell sich zum Abendessen umkleidete. Wir hatten damals ein bewegtes gesellschaftliches Leben, und Nell war mit ihren Vorbereitungen jedes Mal zu spät dran. Ich saß also unten und klimperte auf der Gitarre, um mir die Zeit zu vertreiben. Irgendwann wurde es mir zu bunt, und ich ging nach oben ins Schlafzimmer, wo sie sich immer noch mit der Frage quälte, was sie anziehen sollte.
Ich sagte zu ihr: »Du siehst wunderschön aus, okay? Bitte zieh dich nicht nochmal um. Wir müssen los, sonst kommen wir zu spät.« Es war eine klassische häusliche Situation: Ich war fertig und sie nicht. Ich kehrte zu meiner Gitarre zurück, und der Text zu dem Song floss einfach so aus mir heraus. Ich hab das ganze Ding in ungefähr zehn Minuten geschrieben, eigentlich eher wütend und frustriert. Ich war jedenfalls nicht übermäßig angetan von dem Song, für mich war es bloß ein Liedchen, das ich ebenso gut hätte wieder wegwerfen können. Zum ersten Mal vorgespielt habe ich es Nell an einem Lagerfeuer bei Ronnie, und er mochte den Song, also dachte ich mir, vielleicht behältst du ihn besser doch.
»Wonderful Tonight« landete schließlich im Frühjahr 1977 auf dem Slowhand – Album, dem ersten, das ich mit dem Produzenten Glyn Johns aufnahm. Der Spitzname »Slowhand« war irgendwie an mir kleben geblieben und besonders unter meinen amerikanischen Bandmitgliedern beliebt, weil es für sie nach Wildem Westen klang. Glyn hatte eine unglaubliche Referenzliste. In England war er vor allem wegen seiner Zusammenarbeit mit den Stones berühmt, hatte aber auch die Eagles aufgenommen und war dafür bekannt, ein großes Verständnis für amerikanische Musiker zu haben. Er war sehr diszipliniert und hasste es, wenn Leute herumpfuschten und Zeit vergeudeten. Im Studio erwartete er konzentrierte Arbeit, alles ziellose Herumgeklimper frustrierte ihn. Obwohl wir alle oft stoned oder betrunken waren, sprangen wir ziemlich gut darauf an. Er holte das Beste aus uns heraus, deshalb hat das Album musikalisch Niveau und eine tolle Atmosphäre.
Nell, Dave Stewart und ich entwarfen das Artwork für das Album, das in den Credits der »El and Nell Ink.« zugeschrieben wird. Unter den
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